Liebe zu organischen Strukturen
Anke Büttner lädt zu ihrer fünften Werkschau in die Zentralbibliothek. Dort werden wieder Werke von ihr und ihren Schülern gezeigt.
Was sie zur Kunst gebracht hat? „Die Liebe am Gucken, an Farbe, Natur und Menschen, am Entdecken, am Staunen, Sortieren, Verwerfen, Gestalten . . .“ Anke Büttner malt — seit vielen Jahren in Wuppertal, seit 13 Jahren in ihrem Atelier an der Bayreuther Straße. Im Februar bestreitet sie ihre fünfte Werkschau — zu sehen sind ihre Bilder und die ihrer Schüler, denn die 52-Jährige unterrichtet und begleitet Projekte.
Gut, dass das Schild zum Atelier von Anke Büttner an dem Zaun direkt an der Straße angebracht ist. Wer es liest, ist freilich längst nicht am Ziel. Das ist hinten im Hof im zweiten Stock eines der drei, Anfang des 19. Jahrhunderts errichteten Gebäude der Consumgenossenschaften „Befreiung“ „versteckt“. Als sie den 60 Quadratmeter großen Raum mit seinen zwei Fenster-Seiten in der Nähe der Nordbahntrasse entdeckte, ging für die Künstlerin eine längere Suche zu Ende: „’Das ist er’, habe ich damals gedacht.“
Schon als Kind malte die 1965 im Märkischen geborene Büttner, kam durchs Industriedesign-Studium 1986 nach Wuppertal. Hier genoss sie ein „Studium Generale“ mit vielen Blicken über den Tellerrand, tauschte sich mit Ulle Hees aus, die um die Ecke wohnte und von der sie viel lernte. An der Uni wichtig wurde vor allem ihre Dozentin Anna Oppermann mit ihren „faszinierenden Aufgaben“, die „sie uns in Ruhe erarbeiten ließ“. 1991, mit dem Diplom in der Tasche musste sich Anke Büttner erst mal „erden“. „Es gibt verschiedene Lebensphasen: Nach produktiven muss man wieder zu sich kommen.“
In einer Bioladen-Einkaufsgemeinschaft kümmerte sie sich um die Handelsbeziehungen. Machte Erfahrungen, die ihr, als sie anschließend fünf Jahre als Designerin für eine Unternehmensberatung in Solingen arbeitete, zugutekamen. Damals begegnete sie Barbara Held, die eine Malschule in Cronenberg hatte. Mit der Folge, dass sie nicht nur nach Wuppertal zurück, sondern auch zur Arbeit mit Jugendlichen kam.
So vielfältig der Lebensweg, so vielfältig die Arbeit Büttners. Silvester 2004 verlegte sie den Boden in ihrem Atelier. Im Januar 2005 starteten dort die ersten Workshops mit Jugendlichen. Außerdem liebt Büttner Projekte, malte im Sommer 2017 drei mal fünf Meter große „Lilien für Laurentius“ oder für die Kletterhalle an der Nordbahntrasse das ähnlich große Werk „Siebter Geburtstag“, das auf einem Foto ihrer Nichte basiert und schlicht und einfach Lebensfreude und Spaß an der Bewegung ausdrückt.
Anke Büttner
Anke Büttner malt, was sie interessiert — meist figürlich, organische Strukturen, immer wieder Menschen, Gesichter, Pflanzen. „Farbe ist mir wichtig, weil sie ein Leuchten, eine Tiefe in die Bilder bringt.“ Mal beginnt der Schaffensprozess mit einem Objekt, mit dem sie sich auseinandersetzt, mal weckt eine Struktur ihr Interesse, „und daraus entsteht etwas“. Mit Bedeutungen belegte Motive lehnt Büttner ab, „ich will etwas zeigen, was ich so nicht gesehen habe“. Wie bei dem Bild „Die Tänzerinnen“, das nur im Ansatz mit Pina Bausch zu tun hat und „tanzende Strukturen, ein Flirren, ein genüssliches Rekeln und Strecken“ der drei Protagonistinnen zeigen soll. Und das typisch für den expressiven, ureigenen Stil Büttners ist.
Bei ihrer Ausstellung, die am 9. Februar in der Zentralbibliothek beginnt, ziert das Bild den Einladungsflyer, es ist eines von zirka 30 etwa 40 mal 30 Zentimeter großen Bildern. Porträts, Figuren, Blumen, Pflanzen — gemalt 2016/17, mit viel Ölpastell und Mischfarben. Und weil es eine Werkschau ist, steuern ihre Schüler noch mal etwa 30 Bilder bei. Im Frühjahr beginnt das Projekt „women in movement“ mit der Frauenberatung. Und im Herbst folgt die nächste Ausstellung im Galerie-Café in Haan, das sie auch vertritt. Es gibt noch viel zu gucken, entdecken, gestalten . . .