Kunst(t)raum: Graffiti-Kunst hat sich etabliert

Zeitgenössische urbane Kunst hat seit 2016 in der Galerie Droste ein Zuhause. Viele Besucher kommen von außerhalb.

Foto: Fischer

Wuppertal. „Wir hatten gedacht, die Leute würden sagen, unsere Galerie sei da, wo die grüne Tür ist. Aber es heißt, sie sei da, wo der grüne Typ auf dem Vordach sitzt.“ Katharina Galladé und Patrick Droste sind in Wuppertal angekommen. Und mit ihnen jede Menge zeitgenössische urbane Kunst, die es so nur in wenigen europäischen Galerien zu sehen gibt. Seit September 2016 schließt die Galerie an der Katernberger Straße in Wuppertal — zwischen stolzen Gründerzeitbauten und moderner Architektur — die Lücke im Kunst-Angebot. Zur Freude der Einheimischen und vieler externer Besucher.

Wuppertaler

Kunst(t)räume

Das Interesse an Graffiti und Streetart sowie Facebook führten den 36-jährigen Kaufmann aus Soest und die 31-jährige Kunsthistorikerin aus Wuppertal vor fünf Jahren zusammen. Patrick Droste, der selbst gesprüht hatte, mit der urbanen Kunst groß wurde, die in den 70er Jahren in den USA ihren Anfang nahm, sammelt überdies seit 16 Jahren Kunst. Er organisierte Popups, eröffnete schließlich vor fünf Jahren eine kleine Galerie in Soest, wo noch heute die jüngeren Künstler gezeigt werden. Weil beiden die 40 000—Einwohner-Stadt zu klein wurde, sie zu Städten wie Berlin keine wirkliche Verbindung hatten, wohl aber zu Wuppertal, suchten sie in der an Industriearchitektur reichen Stadt zwei Jahre lang nach einem passenden Ort für eine Galerie.

Sie fanden ihn in einem, nach dem Weggang des Verbands deutscher Rohstoffe verwaisten 60er-Jahre-Bau. „Ein spannender Kubus, der Jahrzehnte ein hässliches Entlein war“, erinnert sich der an Architektur interessierte Droste. Der Skelettbau wurde komplett entkernt, die Waschbetonfassade verschwand hinter sibirischer Lärche, die wuchtige Eingangstür wurde Tiffany-Grün gefärbt.

Mark Jenkins, US-Künstler und Freund von Droste, spendierte in dessen Lieblingsfarbe eine Figur, die zum Erkennungszeichen der Galerie wurde. Auf etwa 770 Quadratmetern finden Büros, Küche, Einliegerwohnung, Lager und 250 Quadratmeter Ausstellungsfläche Platz.

Dort hängen seit November die großformatigen Arbeiten des Berliners Christoph Häßler, derzeit wird emsig Kunst verpackt. Denn: Im Februar veranstalten die Galeristen zwei Gruppenausstellungen in Paris. Erst geht es zwei Wochen um das Thema Schrift, anschließend um Streetart von Künstlern, die die Gesellschaft verändern wollen. In Wuppertal geht es im März weiter — mit Zeichnungen von Wayne Horse alias Willehad Eilers. Der Deutsche lebt in den Niederlanden, malt Szenen des gesellschaftlichten Alltags — Sozialkritik mit einer Prise Humor.

„Graffiti-Galerie“ hört Droste nicht gern, weil damit negative Klischees von Vandalismus und Illegalität assoziiert werden. Die meist europäischen Künstler seiner Galerie sind etabliert, haben die Szene geprägt. Sie arbeiten autodidaktisch, hatten alle mal die Spraydose in der Hand, weshalb „in ihren Bildern hin und wieder Farbe verläuft, Schrift fast ein Muss ist“, so Galladé. Viele sind auch heute noch, legal, draußen unterwegs. Sie haben eine Geschichte, ihre Kunst eine Aussage, „sonst langweilen sie mich“, sagt Droste, der mittlerweile anerkannter Experte ist. Der zeigt, was er selbst sammelt, zum Teil erstmals in Europa. „Wuppertal erwacht gerade aus einem Dornröschenschlaf. Viele Kreative kommen hierher“, freut er sich. Und seine Partnerin ergänzt: „Wir sind stolz, das mitgestalten zu können, freuen uns, wenn die Leute zu uns kommen.“