50er Jahre Bauten in Wuppertal „Ein Ort des Vergnügens und Erholens“
Die Musikmuschel wird bis heute für Konzerte und andere Veranstaltungen genutzt. Mitte der 50er Jahre setzte der Pavillon einen Akzent im Zoo.
Er trägt die Bezeichnung „Musikmuschel“, weil seine Form an die beiden Kalkschalen erinnert, die die im Wasser lebenden Weichtiere umschließen. Er wird bis heute für Konzerte und andere Aufführungen im Grünen Zoo genutzt. Das Programm 2019 reicht vom Jazz, über Clownshows bis zur Blasmusik. Gemeint ist der Musikpavillon, der ganz in der Nähe des Haupteingangs steht, erste Anlaufstelle für viele Besucher ist, weil sich in seinem Untergeschoss Toiletten befinden.
Nach den Plänen des Architekten Erwin Grau aus Vohwinkel wurde die Muschel 1956/57 errichtet. Ihr Platz liegt am Rand einer Rasenfläche, in deren Mitte viele Jahre eine Art Vorgänger gestanden hatte. Dieser stammte aus der Zeit, als der Zoo Ende des 19. Jahrhunderts angelegt worden war.
Ein beliebtes
Postkartenmotiv
Der damals nach allen Seiten offene Pavillon war umgeben von kunstvollen Pflanzenbeeten und Rasenflächen als Zentrum einer Parkanlage - ein schmuck anzusehendes und beliebtes Postkartenmotiv. Ausdruck des damaligen Zoo-Zweckes, „ein Ort des Vergnügens und Erholens zu sein, wozu auch skurrile Schauen wie die Völkerschauen gehörten“, erinnert Zoodirektor Arne Lawrenz.
Der Nachfolgebau nutzt die Hanglage des Geländes: In seinem rückwärtigen Bereich konnte ein Untergeschoss gebaut werden, in dem bis heute Toiletten untergebracht sind. In der Denkmalliste der Stadt steht über den Bau, dass er einen kegelschnittartigen Grundriss hat und die Bühne nach vorne hin bogenrund ist. Die filigrane, von schlanken Stützen getragene Dachschale sei als Kegelabschnitt konstruiert. In der Baugenehmigung ist von Gussbeton die Rede, der die tragenden Stahlteile umschließt. Die halbrunde Rückwand ist aus lichtdurchlässigem Material, was den filigranen Eindruck und die Transparenz des Baukörpers steigert. Der höchste Punkt des geöffneten Saals liegt bei 7,50 Metern, die Bühne ist maximal 13 Meter breit. Aufwändige statische Berechnungen leistete damals das Büro Dyckerhoff & Widmann aus Düsseldorf.
Die Optik ist Geschmackssache, findet Arne Lawrenz
Unter Denkmalschutz gestellt wurde die Musikmuschel im Jahr 2000 aus wissenschaftlichen, architektur- und ortshistorischen Gründen. Sie sei ein „authentisches Zeugnis für die Architektur der 1950er Jahre“, habe damals „in der Landschaft des Zoologischen Gartens einen modernen architektonischen Akzent“ gesetzt und den „Zoobesuch als eine zeitgemäße Freizeitgestaltung“ vermittelt. Ob sie optisch gefällt, ist Geschmackssache - findet Arne Lawrenz.
So auffällig die Architektur auch ist, führt der Musikpavillon gleichwohl kein auffälliges Dasein. Zehn bis 15 Veranstaltungen gehen im Jahr dort über die Bühne. Um 2004 wurde das Gebäudemanagement (GMW) aktiv, berichtet GMW-Produktmanagerin Andrea Nickl, um Schäden an der Fassade zu beseitigen. Außerdem sei die Musikmuschel von innen und außen gestrichen, seien das Dach mit Hilfe einer Bitumenschicht saniert und neue Polyester-Lichtbahnen auf der halbrunden Rückwand angebracht worden. Auch Markus Truskawa, Teamleiter Denkmalschutz, erinnert Farbuntersuchungen, die damals, der Originaltreue wegen, angestellt wurden. Zu den Standardaufgaben gehörten Reparaturen der Elektrik und der WC-Anlagen sowie die Beseitigung eines Wasserrohrbruchs und seiner Folgen. Nickl: „Umfängliche Sanierungen haben aber später nicht mehr stattgefunden.“
Arne Lawrenz weiß darum, lebt mit den Vorgaben des Denkmalschutzes, die ihm perspektivische Gedankengänge verbieten. Heißt: Die Musikmuschel muss instand gehalten und darauf geachtet werden, dass niemand zu Schaden kommt. Eine grundsätzliche Erneuerung der nicht gerade einladenden sanitären Anlage käme teuer, ein Um- oder Neubau sei nicht möglich. Unabhängig davon wird der Pavillon eben weiter als Bühne für Veranstaltungen genutzt.