Kultur in Wuppertal Ein Cembalo ist der neue Stolz des Sinfonieorchesters

Ein Wuppertaler schenkte dem Orchester das wertvolle Instrument.

Ulrich Saueressig, Burkhardt Pfläging und Koji Ishizaka (v.l.).

Foto: Fries, Stefan (fri)

Gewöhnliche Wohnzimmer werden mit Bücherregalen, Zimmerpflanzen oder Polstermöbeln geschmückt. Ulrich Saueressig konnte 30 Jahre lang eine besonders dekorative Ergänzung seines Mobiliars sein Eigen nennen: Ein Cembalo, das 1956 bei J.C. Neupert produziert wurde. Jetzt hat das Instrument seinen Standort gewechselt – vom Wohnzimmer in die Historische Stadthalle. Saueressig verschenkte das Instrument an das Sinfonieorchester, das den Neuzugang am Karfreitag beim dritten Chorkonzert der Spielzeit mit Bachs Matthäus-Passion feierlich einweihen wird.

Seine Faszination für das Instrument entdeckte Saueressig in Schülertagen durch seinen Klavierlehrer. Anfang der 1980er Jahre kaufte er das Modell „Cristofori“, das zuvor unter anderem beim Beethoven Orchester Bonn zum Einsatz kam, einer Kollegin ab und ließ es restaurieren. Seither diente es für regelmäßige Konzerte in den eigenen Räumlichkeiten. Als beim Verkauf des Hauses Überlegungen zum weiteren Verbleib des Cembalos anstanden, war für Saueressig klar, dass ein „würdiger Nachfolger“ gefunden werden müsse. Da habe er gleich an das Sinfonieorchester gedacht, zu deren regelmäßigen Besuchern er bereits seit vielen Jahren gehört. „Man darf als Wuppertaler stolz sein auf die Musik, die hier geboten wird“, betont Saueressig.

Burkhardt Pfläging, Geschäftsführer des Sinfonieorchesters, zeigt sich angesichts der Schenkung gerührt: „Das ist so eine außergewöhnliche Geste und hilft uns so ungemein – das Cembalo schließt eine Riesen-Lücke bei uns.“ Bislang habe das Orchester Instrumente mieten müssen, wenn Werke mit Cembalo auf dem Programm gestanden hätten. Um gegen die Klanggewalt des Orchesters anzukommen, hätten zahlreiche Leihinstrumente in der Vergangenheit verstärkt werden müssen. Das „Cristofori“ von Dr. Saueressig sei klanglich jedoch ungewöhnlich durchsetzungsfähig und daher ein besonderer Gewinn, ein „Ferrari“ unter den Cembali.

Koji Ishizaka, der das Instrument am Freitagabend spielen wird, freut sich besonders über den viereinhalb Oktaven starken Tonumfang und die Registerwechsel, die durch die fünf Pedale ermöglicht werden – eine enorme Steigerung gegenüber der Orgel, die er zuvor gespielt habe. „Das Instrument war in einem phänomenalen Zustand“, fügt Pfläging hinzu. Nach der Übergabe habe man lange überlegt, welche Gelegenheit einer Einweihung des Instruments gerecht werde. „Aber über die Matthäus-Passion geht eigentlich nichts“, so Pfläging.

Leih-Anfragen hat das Orchester bereits erhalten, wie der Geschäftsführer berichtet. Das Cembalo soll allerdings nicht zum Wanderpokal dezimiert werden, sondern so selten wie möglich transportiert werden – und mit äußerster Vorsicht und Fachkunde. Das Instrument hat schließlich nicht nur einen ideellen, sondern je nach Modell auch einen mittleren bis hohen fünfstelligen finanziellen Wert.