Nadia Singer fasziniert am Piano

Im Kulturzentrum Immanuel wurde dem Konzertwalzer ein Abend gewidmet.

Foto: G. Bartsch

Wuppertal. „Alles Walzer“. Diese zwei Wörter sind die wohl weltweit berühmteste Aufforderung zum Tanz. In der Regel am letzten Donnerstag vor Aschermittwoch wird damit in der Wiener Staatsoper die Tanzfläche für alle freigegeben. Bis zum nächsten Tag um 5 Uhr in der Früh wird dann auf dem erlauchten Wiener Opernball dem Dreiviertaltakt gefrönt. Doch es gibt nicht nur den allseits bekannten Wiener Walzer, der in Ballsälen zu Hause ist. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts hat die Walzermusik auch in Konzertsälen Einzug gehalten. Der Begriff Konzertwalzer rührt daher.

Im Kulturzentrum Immanuel war diesem Genre vor einem leider nur überschaubaren Publikum ein Abend gewidmet. Vor einer Leinwand mit dem Abbild des Saals des Wiener Konzerthauses waren es der bekannte Rezitator Lutz Görner und die Pianistin Nadia Singer, die einem eine hundertjährige Geschichte dieses im Konzertleben nicht oft berücksichtigte Musik näher brachten. Ausnahmsweise trat Görner bei diesem Programm freiwillig in den Hintergrund. Denn auch für ihn waren die vorgestellten zehn Werke wichtiger als Rezitationen in epischer Breite. Auf kurze Werkeinführungen beschränkte er sich.

So trug das Programm den schlichten Titel „Nadia Singer spielt Konzertwalzer“. Fast chronologisch spielte sie die Stücke, damit die kompositori-sche und musiksprachliche Entwicklung leicht nachvollzogen werden konnte. Los ging es mit Carl Maria von Webers „Aufforderung zum Tanz“ in Des-Dur, op. 65 aus dem Jahr 1819. „Un Bal“, der 2. Satz der „Symphonie fantastique“ (1830) von Hector Berlioz in der Klavierfassung von Franz Liszt schloss sich an. Dann kam Giacomo Meyerbeer „Non-nenwalzer“ aus der Oper „Robert der Teufel“ (1831). Auch Frédéric Chopins „Valse brillante“ in Es-Dur, op. 18 (1833) durfte nicht fehlen.

Selbstredend kam auch Liszt selbst zu Gehör: „Valse de bravoure“ (1850), „Valse oubliée“ (geschrieben 1883 oder 1884) und der vierte Mephisto-Walzer (1885). Weiter ging es mit Charles Gounods „Faustwalzer“ aus der Oper „Faust“ (1859) in einer Liszt-Bearbeitung. Nach Claude De-bussys „La plus que lente“ (1910) endete der Gang durch die Musikgeschichte mit Maurice Ravels von ihm selbst hergestellten Klavierfassung „La Valse“.

Diese Werke sind überwiegend hochgradig schwer zu spielen. So konnte man es Singer nicht verübeln, dass sich hin und wieder ein paar falsche Noten einschlichen. Dessen ungeachtet präsentierte sie sich als eine exzellente Pianistin. Sie faszinierte nicht nur mit hoher Virtuosität, sondern versah die Stücke auch mit hochmusikalischen Leben.