Hatten Sie mitbekommen, dass die Suche nach einem Nachfolger von Gerhard Finckh in Wuppertal zunächst gescheitert war?
Interview mit Roland Mönig „Ich bin ein leidenschaftlicher Vermittler“
Wuppertal · Roland Mönig wird neuer Direktor des Von der Heydt-Museums. Er startet mit großen Plänen und großen Aufgaben.
Das Wuppertaler Von der Heydt-Museum sei eine Perle in der nordrhein-westfälischen Museenlandschaft, die zwar von sich aus glänze, deren Schatulle er aber noch ein wenig mehr öffnen wolle, sagte er am Montag. Da wurde Roland Mönig offiziell als künftiger Chef des Museums am Turmhof vorgestellt.
Seither hat er viel zu erklären, auch in Saarbrücken, wo er noch das Saarlandmuseum leitet und im letzten Jahr seine Vorstandstätigkeit in der Stiftung Saaländischer Kulturbesitz bis 2023 verlängert hat. Der 54-jährige gebürtige Bochumer steht die zeitlich eng getakteten Gesprächsanfragen ruhig und konzentriert durch.
Roland Mönig: Ich kenne Gerhard Finckh gut, habe großen Respekt für seine Leistung, außerdem hatten unsere Museen im Leihverkehr zusammengearbeitet. Ein bisschen ist Wuppertal für mich auch Heimat, weil ich hier (von 1995 bis 1997, Red.) freier Mitarbeiter war. Und so habe ich die Suche nach seiner Nachfolge verfolgt, mich aber zunächst nicht beworben. Ich hätte nie gedacht, hierher zurückzukehren. Ich bin sehr glücklich über diese Wende, aufgeregt und enthusiastisch.
Sie wurden von der Expertenkommission, die nun im zweiten Anlauf den Nachfolger suchte, aufgefordert, sich zu bewerben.
Mönig: Ja. Natürlich hatte ich schon mal über den Job nachgedacht, aber manchmal braucht man einen Stups. Die Anfrage der Kommission war ein solcher Stups. Ich bin sehr froh, dass es so gekommen ist.
Was bedeutet Ihnen das Von der Heydt-Museum?
Mönig: Ich schätze das Haus sehr, es hat großes Entwicklungspotential. NRW ist das Bundesland mit der reichsten Museumslandschaft, gerade in der Kunst. Das Von der Heydt-Museum entstand durch zwei Impulse – den avantgardistischen und den bürgerlichen. Zu dieser einzigartigen Verknüpfung kommt die Lage. Es steht seit 120 Jahren mitten in der Stadt und unter den Menschen, nahe der Hauptverkehrsachse. Es hat eine besondere Genese und Position und kommuniziert auf einzigartige Art und Weise mit der Stadt.
Was planen Sie für die Ausstellungstätigkeit?
Mönig: In den letzten zehn Jahren gab es starke Ausstellungen mit großen Themen, das war schon faszinierend, was da möglich war. Die Kunstwelt und Wuppertal befinden sich im Wandel, ich spüre den Wunsch, den ich auch in den Gesprächen herausgehört habe, die Möglichkeiten der Sammlung mit ihrem Schwerpunkt im 20. Jahrhundert stärker in den Vordergrund zu rücken. Das ist ein kraftvoller Muskelapparat, den ich gern mehr würde spielen lassen wollen - manche Muskelstränge sind noch fast unentdeckt. Das will ich zusammen mit dem Team erkunden.
Im Team, das Ihnen am Montag vorgestellt wurde, ist auch Antje Birthälmer, die sie von früher noch kennen.
Mönig: Es war ein schönes und freudiges Wiedersehen – ich hoffe, auch für sie. Ich freue mich auf die Kolleginnen und Kollegen und möchte aus den Innen- und Außenperspektiven mit ihnen ein neues Feuer entfachen, Fragen stellen, nicht alle Antworten schon wissen. Die Antworten werden sich aus dem Team ergeben. Am Montag habe ich es als sehr aufgeschlossen erlebt.
Sie haben das Von der Heydt-Museum mit einer Perle verglichen.
Mönig: Es hat eine Sammlung, auf die wir uns besinnen können. Jede Perle strahlt für sich, aber wir müssen die Schatulle weiter öffnen. Die Riesenausstellungen verursachen auch immer Riesenkosten. Es ist zu spüren, dass finanzielle Grenzen erreicht sind und Grenzen, das Publikum zu gewinnen. Das Von der Heydt-Museum ist groß, was seine Sammlung angeht. Ich will mehr von der Kompaktheit seiner Erscheinung und mehr von der Tiefe, die dahinter steht, zeigen.
Ein Arbeitsschwerpunkt muss auch die Digitalisierung sein.
Mönig: Ich will die Digitalisierung entschieden angehen. Hier besteht ein großes Manko. Wenn wir die Schatulle weiter öffnen wollen, geht das über den digitalen Raum am einfachsten, weil wir damit das Publikum dort abholen, wo es ist.
Am Smartphone.
Mönig: Ich würde die Menschen gern schon im virtuellen Raum faszinieren und neugierig machen. Die Kultur wird immer visueller. Das Von der Heydt-Museum ist wie eine Bilderbank, sie muss nur den Anschluss an die aktuelle Kommunikationsformen finden.
Sie haben die Moderne Galerie des Saarlandmuseums saniert. Gibt es auch im Von der Heydt-Museum Sanierungsbedarf?
Mönig: Nein, aber Optimierungsbedarf. Einige Räume und Abläufe lassen sich verbessern, beispielsweise, wie Gäste empfangen werden sollen, wenn wir sie in den realen Raum geholt haben. Oder die Serviceeinrichtungen drum herum, die die Menschen begleiten und die Freude auf die Bilder vorbereiten sollen.
Wie wichtig sind die Besucherzahlen?
Mönig: Das ist die Kehrseite der Blockbusterfrage. Ich bin ein leidenschaftlicher Vermittler. Mir ist jeder Besucher wichtig, Museen können nie genug haben. Aber das Entscheidende ist die Qualität eines Museums. Ich will ein Programm, das viele Menschen fasziniert, vor allem aber Qualität hat.
Sie fangen am 1. April 2020 in Wuppertal an. Wie soll die Zeit bis dahin verlaufen?
Mönig: Ich bin regelmäßig im Haus, stehe in stetem Kontakt. Aber ich befinde mich in einer Doppelrolle, stehe in der Verantwortung, meinen Weggang zu regeln und ordentlich in die Themen in Wuppertal reinzukommen. Ich werde nach und nach in die Entscheidungen hineinfinden. In erster Linie werden sie das Personal betreffen, wir wollen schnell insbesondere an die Themen Digitalisierung und Provenienz herangehen.
Ziehen Sie nach Wuppertal um?
Mönig: Ja, meine Frau und ich werden unseren Lebensmittelpunkt nach Wuppertal verlegen. Als Museumschef muss ich mich mit Ort und Menschen verbinden. Wann genau der große Umzug passiert, weiß ich noch nicht. Aber ab 1. April werde ich präsent sein.
Sie beziehen auch neue Büroräume gegenüber dem Museum.
Mönig: Eine schöne Morgengabe. Die Büros haben eine angenehme Arbeitsatmosphäre, auch fürs Team, wunderbar für Kommunikation und Austausch geeignet. Ich bin sehr dankbar dafür.