Von der Heydt-Museum Neuer Museumschef soll eine Frau werden

Von der Heydt-Museum: Suche nach Finckh-Nachfolger ist beendet. Die Gesellschafter müssen noch zustimmen.

Im Von der Heydt-Museum steht in diesem Frühjahr ein Wechsel in der Leitung an.

Foto: Oliver Berg/dpa/Oliver Berg

Der eine Termin steht, der andere könnte wackeln. Am 30. April geht Gerhard Finckh, Direktor des Von der Heydt-Museums, in den Ruhestand. Wer auf ihn folgt, steht seit dieser Woche fast fest. Es könnte eine Frau sein. Die mögliche Nachfolgerin wurde ermittelt, nicht alle zuständigen Gremien haben aber bis dato ihr Okay gegeben. Anfang April soll ein letztes Gespräch folgen. Kulturdezenernt Matthias Nocke gibt sich zuversichtlich: „Das Verfahren läuft auf Hochtouren und liegt in den letzten Zügen.“

Die Fußstapfen, die Finckh hinterlässt, sind groß. Gesucht wird jemand, der ein Haus mit einem sehr guten Ruf, das über die Wuppertaler Stadtgrenzen hinaus bekannt und anerkannt ist, leiten kann. Der große Ausstellungen ebenso meistern kann wie die attraktive Präsentation der umfangreichen Sammlung. Und der zugleich mit knappen Kassen zurechtkommt. Die finanzielle Schräglage hatte im letzten Jahr dazu geführt, dass Finckh die bereits Gestalt annehmende große Ausstellung über Frankreich im 18. Jahrhundert absagen und die Brennscheidt-Stiftung einspringen musste, um eine Insolvenz zu verhindern. Außerdem wollen große Zukunftsaufgaben bewältigt, soll das Museum in die digitale Zukunft geführt werden.

Seit dem Herbst 2018 wurde ein Nachfolger oder eine Nachfolgerin gesucht. Ende des Jahres deutete sich an, dass der Wechsel im Chefsessel des Museums vielleicht nicht nahtlos verlaufen würde. Zweifel an der Intensität der Suche wurden laut.

Neubesetzungen in der Kultur werden derzeit kritisch beäugt

Der Zeitplan werde gerade um etwa einen Monat revidiert, erklärte Kulturdezernent Matthias Nocke auf Anfrage dieser Zeitung im Dezember, es gehe Sorgfalt vor Tempo. Schließlich gilt es, eine weitere Causa Adolphe Binder zu vermeiden. Seit der vorzeitigen Kündigung der Intendantin des Tanztheaters Wuppertal Pina Bausch im letzten Jahr (samt noch andauerndem Rechtsstreit) wird jede neue Besetzung einer kulturellen Leitungsfunktion in der Stadt besonders kritisch beäugt.

Knapp drei Monate weiter ist die Suche für die Museumsspitze abgeschlossen. Eine zweistellige Zahl aus ganz Deutschland habe sich beworben, so Nocke. Fünf Personen seien ins engere Rennen gekommen. Heißt: Sie stellten sich einem Assessment Center, das Anfang März über die Bühne ging, und versuchten, eine fünfköpfige Jury aus Fachkräften und Funktionsträgern des Hauses unter Leitung des Oberbürgermeisters von sich zu überzeugen.

Die Jury einigte sich auf eine Kandidatin, die „in der Branche ihre Frau steht“, sagt Nocke. Mehr will er nicht verraten. Schließlich sind noch nicht alle Gespräche gelaufen und steht Finckhs mögliche Nachfolgerin selbst noch in Lohn und Brot.

Am Mittwoch dieser Woche stellte sich die „Museumsfrau“ den kulturpolitischen Sprechern der Ratsfraktionen und den Gesellschaftern der Von der Heydt gGmbH (in der Jackstädt Stiftung, Brennscheidt-Stiftung und Kunst- und Museumsverein vertreten sind) im Barmer Rathaus vor. Schließlich ist der Chef des Von der Heydt-Museums zugleich Geschäftsführer der gGmbH. Dem ersten Kennenlernen soll ein weiterer Termin folgen.

Anfang April wird sie erneut auf die Gesellschafter treffen, um die genauen Modalitäten zu besprechen. Danach könnte dann Finckhs Nachfolgerin auch der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Mit ihr würde wie schon vor Finckh, der 2006 auf Sabine Fehlemann folgte, wiederum eine Frau das Museum leiten. Es wäre zugleich ein weiterer Schritt gen Gleichstellung in der Verwaltung. Laut aktuellem Plan der Stadt sollen dort mehr Leitungsfunktionen mit Frauen besetzt werden.

Keine Sorge um den
Wechsel an der Spitze

Bleibt der Faktor Zeit. Matthias Nocke schließt aus, dass es ab Mai eine Lücke in der Museumsspitze geben könnte: „Wir werden jemanden zum 1.5. haben.“ Das heiße jedoch nicht, dass die neue Direktorin auch an diesem Tag ihre Tätigkeit aufnehme. Was kein Grund zur Sorge sei. Die Planungen des Museums reichen bis ins Jahr 2020 (siehe Kasten), außerdem habe das Museum in Antje Birthälmer eine hervorragende stellvertretende Museumsdirektorin. Und schließlich sei auch Gerhard Finckh nicht aus der Welt, werde dem Museum mit Rat und Tat zur Seite stehen.