Neuer Opern-Chef setzt auf einen Co-Piloten
Am heutigen Miottwoch stellte Toshiyuki Kamioka seinen Stellvertreter vor: Joachim Arnold steht dem designierten Intendanten zur Seite.
Wuppertal. Seine Familie habe auf seine Entscheidung, nach Wuppertal zu gehen, mit einem Stirnrunzeln geantwortet, sagt Joachim Arnold. Er selbst hatte auf das Angebot des designierten Opern-Intendanten, sein Stellvertreter zu werden, eine ganz andere — klare — Antwort: „Als der von mir hochverehrte Toshiyuki Kamioka mich fragte, konnte ich nicht nein sagen.“
Toshiyuki Kamioka über Joachim Arnold
Der Produzent und einstige Pianist (siehe Info-Kasten) stellte sich am heutigen Mittwoch im Opernhaus als Mann der klaren Bekenntnisse vor. „Ich bin Musiker“, betont der 48-Jährige, der ab der Saison 2014/2015 im Einsatz sein wird. Aber auch das machte er unmissverständlich deutlich: „Ich denke sehr unternehmerisch.“
Schließlich hat Arnold 1999 die Musik & Theater Saar GmbH gegründet, deren künstlerischer Leiter und Geschäftsführer er ist — und bleibt. „Ich weiß also, was ich tue“, sagt er. „Ich bin mir sicher, dass ich den den Spagat zwischen dem Firmensitz in Saarbrücken und der 150-prozentigen Tätigkeit in Wuppertal hinkriege.“
Zumal die Chemie zwischen Arnold und Kamioka, der derzeit Chef des Sinfonieorchesters ist und 2014 zum Opern-Intendanten aufsteigt, zu stimmen scheint. „Wir sind uns künstlerisch sehr nahe“, erklärt Arnold. „Ich bin auch von Qualität getrieben — wie Kamioka. Er ist ein fantastischer Künstler. Ich hoffe, dass ich helfen kann, dass seine Intendanz erfolgreich wird.“
Dabei gehe es ihm nicht um Ehrgeiz oder Prestige, wie der ehemalige Dirigent betont. Und auf die Frage nach dem Gehalt, die umso brisanter ist, weil die Verträge des aktuellen künstlerischen Bühnenpersonals nicht verlängert wurden (die WZ berichtete), während Kamioka nun einen Stellvertreter verpflichtet, antwortet Arnold mit dem klaren Verweis darauf, dass er nicht auf Wuppertaler Geld angewiesen sei: „Ich nage nicht am Hungertuch.“ Und auch dies klingt höflich, aber bestimmt: „Ich habe in den vergangenen sieben Jahren immer mindestens drei Sachen gleichzeitig gemacht.“
Kamioka schwärmt von seinem zukünftigen Stellvertreter in den höchsten Tönen. Er habe ihn regelrecht „angeln“ müssen: „Es ist ein Geschenk von Gott. Denn eigentlich gehört er nicht hierher.“ Keine Frage: Kamioka und seine neue rechte Hand wirken sehr vertraut. Berührt zeigt sich der neue Vize-Intendant, als sein künftiger Chef über seinen einstigen Schüler und dessen große Pianisten-Qualitäten spricht: „Ich bin beschämt. Vielen Dank, Toshi.“ Offen erklärt Kamioka, dass Arnold als Dirigent „kompromissloser als ich“ gewesen sei — Arnold gibt ebenso offen zu, dass er anderes besser könne als Dirigieren.
„Ich habe lange überlegt, was für Wuppertal am besten ist“, sagt Kamioka, der kein bescheidenes Ziel formuliert: Er hofft, dass „Wuppertal eines der bedeutendsten Opernhäuser Deutschlands, wenn nicht der Welt“ werden könnte. Gleichzeitig wolle er das Programm der Sinfoniker nicht reduzieren. „Ich werde weiterhin dirigieren, das alles aber alleine nicht schaffen. Es ist genau wie im Flugzeug: Eine Maschine kann auch mit einem einzelnen Piloten abheben und landen. Aber für die Gäste bedeutet es mehr Sicherheit, wenn es neben dem Piloten auch einen Co-Piloten gibt.“