Pina Bausch-Stiftung: „Wir sind wichtige Schritte gegangen“
Der erste Bericht liegt vor. Noch ist unklar, wann das Archiv offen zugänglich ist.
Wuppertal. Das Endziel steht fest — ein konkretes Datum hingegen noch nicht. Wie die Pina Bausch Foundation erklärt, wird mit Hochdruck an einem Archiv gearbeitet, das die Erinnerung an Pina Bausch (1940-2009) lebendig halten soll: „Ziel der Foundation ist es, die Materialien, die nun erschlossen werden, in eine digitale Datenbasis einzupflegen, um so in absehbarer Zukunft einen Zugang zum Pina Bausch Archiv zu ermöglichen.“ So steht es im ersten Arbeitsbericht, den die Pina Bausch Stiftung veröffentlicht.
Doch was für Tänzer auf der Bühne gilt, ist auch hinter den Kulissen ein gängiges Prinzip: Ein Schritt folgt auf den nächsten. Dabei dreht sich (fast) alles um die Gretchen-Frage: Wie kann ein Pina Bausch Archiv aussehen? Wie aus dem Bericht zu erkennen ist, „lässt sich eine Antwort darauf nicht ohne weiteres finden“.
Noch ist das Team buchstäblich in der Findungsphase. Das Herantasten, Sichten und Sortieren gehört zum kleinen Einmaleins der Archivarbeit, das derzeit groß geschrieben wird. Im ersten Bericht werden deshalb praktische Beispiele genannt: Er gibt Auskunft darüber, wie tausende Kostüme fotografisch erfasst werden oder wie bei der Dokumentation der Bühnenbilder unter und auf die Kulissen geschaut wird.
Daneben beschreibt die Stiftung, wie das Tanztheater Wuppertal mit dem Archivbestand im Alltag arbeitet: Videos helfen den Tänzern, sich an Bewegungsabläufe und Stimmungen zu erinnern. Die „Praxis des Sich-Erinnerns“ ermögliche es, „Stücke, die viele Jahre nicht mehr auf der Bühne zu sehen waren, wieder ins aktive Repertoire zu nehmen“.
Oberstes Ziel ist jedoch nach wie vor der Aufbau eines Archivs, das frei zugänglich sein soll. „Die digitale Erfassung ist wichtig, um die Materialien für die Zukunft zu sichern“, heißt es. „Jeder, der später im Archiv mit einer speziellen Frage auf die Suche geht — ob Wissenschaftler, Kind, Tänzer oder Journalist — , kann dann seinen ganz individuellen Weg durch die Materialfülle finden.“ Damit diese Vision Wirklichkeit wird, setzt die Stiftung auf einen Projektpartner: auf das Institut für Kommunikation und Medien an der Hochschule Darmstadt. In enger Zusammenarbeit mit dem Tanztheater entwickeln Hochschule und Stiftung derzeit ein erstes Modell für die Datenbasis.
Das Jahr 2012 steht für die Foundation weiterhin vor allem im Zeichen der Materialerschließung. Tausende Dokumente — Fotos, Regiebücher, Videoaufzeichnungen und Manuskripte — müssen digitalisiert und katalogisiert werden. Steht am Ende alles online, wird es zudem ein reales Archiv, gar verschiedene Standorte weltweit geben? Klar ist zunächst nur dies: Das Archiv ist die entscheidende, aber bei weitem nicht einzige Aufgabe. So sollen „auch kleinere Projekte stattfinden, um Erinnerungen lebendig werden zu lassen“.
„Wir sind im Jahr 2011 wichtige Schritte gegangen, es werden viele weitere folgen“, sagt Salomon Bausch, der Sohn der Tanztheater-Gründerin. Auch seine Frau Nataly Walter, Geschäftsführerin der Foundation, ist zuversichtlich: „Wir haben erste Beziehungen aufgebaut — mit Menschen in Spanien, England, Frankreich, Japan und den USA — , die sich für die Entstehung des Archivs begeistern und Ideen beisteuern. Sie alle helfen dabei, dass Pinas Archiv ein lebendiges Zentrum der weltweiten Auseinandersetzung werden kann.“