Kulturausschuss Pina Bausch Zentrum: Schon jetzt sichtbar machen
Kulturausschuss besprach Anlaufkosten und Konzept des Zentrums sowie Gesellschaftervertrag des Tanztheaters.
Im Dezember 2018 fiel der Grundsatzbeschluss, im Dezember 2019 wurde vereinbart, dass auch ohne Betriebskostenzuschuss des Bundes das Pina Bausch Zentrum (PBZ) im alten Schauspielhaus an der Kluse Wirklichkeit werden soll. Der Architektenwettbewerb wird vorbereitet, über Inhalte nachgedacht, Fördergelder werden beantragt. Am Mittwoch ging es im Kulturausschuss um das Bürgerforum Wupperbogen, das eine der vier Säulen des PBZ werden soll.
Die Begriffe sind noch nicht vereinheitlicht, mal ist vom Bürgerforum die Rede, mal vom Wupperbogen, mal von beidem. Stets geht es um die Beteiligung der Stadtgesellschaft und die Freie Szene, die hier ein festes Zuhause erhalten soll. Womit an die Art des Arbeitens von Pina Bausch angeknüpft werden soll, so Kulturdezernent Matthias Nocke. Basis ist dabei das Konzept von Stefan Hilterhaus aus dem Jahr 2012, das nun mit Hilfe des Regisseurs Jens Heitjohann, der freischaffender Künstler, Forscher und Regisseur ist, weiterentwickelt werden soll. Ziel: Schon jetzt das Zentrum sichtbar machen.
Gesellschaftervertrag regelt
kein Arbeitsverhältnis
Die Stadt beschäftigt sich derweil mit den sogenannten Anlaufkosten, für die der Bundestag, so Kulturdezernent Matthias Nocke, für die nächsten sieben Jahre 315 000 Euro jährlich zugesagt hat. Gelder, die freilich noch beantragt und bewilligt werden müssen.
Der dafür nötige Antrag sei zusammen mit dem Tanztheater Pina Bausch und der Pina Bausch Foundation – die bekanntlich zwei weitere Säulen des PBZ sein sollen – für erstmal zwei Jahre gestellt worden, um in dieser Zeit gemachte Erfahrungen einfließen lassen zu können.
Aktuell wartet man auf die Bewilligung und Genehmigung eines vorzeitigen Maßnahmenbeginns. Eine neue Hürde hat Berlin aufgestellt, indem es seine 315 000 Euro in 2020 zu einem guten Teil nicht den Anlaufkosten, sondern der Foundation zugutekommen lassen will.
Weiter ist die Arbeit am Gesellschaftervertrag der Tanztheater Pina Bausch GmbH, der aus der Zeit stammt, als die Choreographin noch lebte, und neugefasst werden soll. Änderungen müssen eingarbeitet werden, die durch ihren Tod notwendig wurden. Außerdem sollen Beteiligungswünsche der Beschäftigten eingebaut werden, die die Zusammensetzung des Aufsichtsrates oder die enge Zusammenarbeit mit dem Land bei Bestellung und Abberufung der Geschäftsführung.
Bernhard Sander (Die Linke) eröffnete die Diskussion, indem er ankündigte, dem Vertrag nicht zustimmen zu können. Aufbau und Organisation der Gesellschaft mit unklarem Verhältnis zwischen kaufmännischer und künstlerischer Leitung und fehlender Defintion der Aufgaben der Intendanz bewiesen, dass keine Schlüsse aus dem Debakel um Adolpe Binder gezogen worden seien. Außerdem kritisierte er die Beschränkung des Tanztheaters auf Pina Bausch, was eigenständige Produktionen verhindere.
Eine Sicht, die weder Nocke noch die anderen Ausschussmitglieder teilten. „Ich will das Tanztheater gar nicht unabhängig von Pina Bausch sehen“, erwiderte Ausschussvorsitzender Rolf Köster (CDU) und wies darauf hin, dass auch Stücke wie „Seit sie“ des Gast-Choreographen Dimitris Papaioannous auf der Basis Pina Bauschs entstanden seien.
Überdies, so Jurist Köster, seien arbeitsrechtliche Verhältnisse nicht in Gesellschafter-, sondern in Arbeitsverträgen zu regeln, mit konkreten Personen. Mit denen könne dann auch gegebenenfalls über unbefristete Verträge nachgedacht werden, was freilich dazu führen könne, „dass wir viele Intendanten nicht kriegen“.
Ingrid Pfeifer (FDP) und Peter Vorsteher (Grüne) wiesen darauf hin, dass der geänderte Gesellschaftervertrag ein Fortschritt sei. Und so gab der Ausschuss sein Okay – mit einer Gegenstimme.