Premiere: Freche Schüler haben (noch) mehr Spaß als im Film
Sein neuester Streich ist ein voller Erfolg: Im TiC-Theater serviert Ralf Budde „Die Feuerzangenbowle“.
Wuppertal. "Sätzen Sä säch!" Es bedarf nur weniger Worte, um das Publikum in Hochstimmung zu bringen. Bald werden die Sätze voller Vergnügen mitgeflüstert. "Die Feuerzangenbowle" gehört zum Allgemeingut des Fernsehzeitalters, und TiC-Theater-Chef Ralf Budde kann mit seiner Inszenierung im Podium an der Borner Straße durchaus mithalten.
Zwar sind naturgemäß im Theater die Schauplätze reduziert, aber das Schulzimmer hat die nötigen hölzernen Schulbänke, vertäfelte Wände, Tafeln und den ehrwürdigen Lehrer-Katheder (Bühne: Sandra Beckmann). Auch Kostümbildnerin Gela Banerjee hat viel Aufwand getrieben: Die Schuljungen stecken in Knickerbockers, braunen Cordjacken und tragen die alten Schülerkappen, ganz wie man es aus dem Film kennt.
Frisch und albern spielen Peter Glück, Torsten Kress, Fabrizio Costa und Tobias Unverzagt die Primaner, die nur Streiche im Kopf haben, abschreiben und mit Papierkügelchen werfen. Carsten Müller als "Pfeiffer mit drei f" übertrifft seinen großen Vorgänger Heinz Rühmann in mancher Hinsicht sogar: Er albert zwar mit den anderen Schülern herum und ist den Lehrern eine rechte Plage - gleichzeitig merkt man ihm aber an, wie er die Jungs beobachtet, wie er manche Verhaltensweise eben doch aus der Perspektive eines Erwachsenen betrachtet und missbilligt.
Herrlich ist Hans Willi Lukas als Professor Bömmel. Seine weißen Locken sind ihm wild nach oben toupiert, er bewegt sich mit der Umständlichkeit des alten Herren und strahlt gleichzeitig Fröhlichkeit und Gemütsruhe aus. André Klem sorgt als Professor Crey mit sächsischem Dialekt für Heiterkeit im Publikum und vermittelt gut das passionierte Lehrertum dieses leicht cholerischen Professors, wenn er seinen Pädagogik-Leitfaden zitiert und die Schüler gelangweilt den Titel mitsprechen.
Dazu gesellt sich die hübsche Annalena Stuhlmann als Direktorstochter und Musik-Referendarin Eva, die im Handumdrehen allen Jungen den Kopf verdreht und trotz ihrer Jugend resolut für Ordnung sorgt. Der versierte Joachim Rettig spielt den Direktor Knauer und Anita Zlotos die Berliner Geliebte des Schriftstellers Pfeiffer.
Szenen wie die Erklärung der "Dampfmaschin" oder des Aufeinandertreffens von verkleidetem und echtem Professor im Beisein des Oberschulrats wirken auf der Cronenberger Bühne eher stärker als im Fernseher - da hat das Ensemble schnell die Lacher auf seiner Seite.
Zwischen den Szenen rauscht die Musik wie aus dem Weltempfänger - und ein halb durchsichtiger Vorhang ermöglicht geschickte Übergänge. Wenn dann in der Pause eine echte Feuerzangenbowle ausgeschenkt wird, sind die Zuschauer "vollends im Film".