Puppenbühne: Marionetten in neuer Mission

Ursula und Günther Weißenborn schreiben fleißig an ihrer Erfolgsgeschichte. Das Ehepaar hat viele Pläne für die neue Saison.

Elberfeld. "Das macht Mordsspaß." Günther Weißenborn, Chef von Müllers Marionetten-Theater, hält ja auch nicht nur in Wuppertal die Fäden in der Hand. In Bochum inszeniert der Puppen-Papa eine ganze Oper: "Das" ist also eine Aufgabe, die man von Marionettenspielern nicht unbedingt erwartet.

Wenn "Philemon und Baucis" am 3. April 2011 Premiere feiert, sagen Ursula und Günther Weißenborn nicht nur ihren Marionetten, wo es langgeht. Auch die Bochumer Symphoniker und Solisten werden auf das Ehepaar hören, das Joseph Haydns Marionettenoper im Bochum Schauspielhaus in Szene setzt.

Günther Weißenborn freut sich jetzt schon. "Das ist die Königsdisziplin. Eine Oper so zu inszenieren, dass Kinder sie verstehen, ist eine wirklich tolle Aufgabe", betont der Dirigenten-Sohn, der auch im Stammhaus am Neuenteich längst nicht mehr nur die Klassiker unter den Puppengeschichten erzählt, sondern zunehmend neue Wege geht und eigene Stücke schreibt. "Das wird sehr gewünscht, das merken wir richtig", sagt Weißenborn nicht ohne Stolz. "Wir entwickeln immer öfter eigene Geschichten. Inzwischen haben wir eine solche Übung darin, dass ich sage: Wir können es."

"Wir"? Weißenborn meint sich und seine Frau. Denn die Arbeitsteilung hat sich bewährt: "Ich schreibe, sie baut die Puppen." Dabei wartet das eingespielte Team nicht nur darauf, dass junge Gäste ins Marionetten-Theater kommen. Das Paar geht auch in die Offensive - in Kindergärten und Schulen, um genau zu sein. Gerade erst hat das Duo seinen neuesten Streich vorgestellt: "Der Piratenschatz" wartet auf Drei- bis Achtjährige.

Das Mitmach-Musical, das Weißenborn selbst geschrieben hat, ist bereits die fünfte Theaterkoffer-Produktion. Wie oft er schon in Schulen und Kindergärten aufgetreten ist? "Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen", sagt der Bühnen-Chef. "Allein bei den ersten beiden Koffer-Stücken waren es 270 Vorstellungen."

Dass er regelmäßig seinen Koffer packt, hat seinen Grund. "Unser Kerngeschäft ist die Adventszeit. Wir spielen aber das ganze Jahr über. Deshalb gehen wir auch sehr gerne in die Schulen und Kindergärten, die an der Peripherie liegen und nicht zu uns kommen können - oder das Haus nicht verlassen wollen."

Weißenborns selbst verlassen ihr Haus gerne, zumal sie regelmäßig gerufen werden. Häufig lockt der hohe Norden: Für Mai 2011 ist ein szenisches Familienkonzert mit dem NDR-Chor Hamburg geplant. "Wir erhalten seit mehr als zehn Jahren solche Aufträge", freut sich Weißenborn. "Eigentlich ist es unglaublich, dass wir als Marionetten-Theater so etwas machen dürfen."

Nach Hamburg nimmt der Puppen-Vater übrigens auch Mario mit - die Marionette aus der gleichnamigen Kammeroper, die ihr Publikum jüngst im Kleinen Schauspielhaus verzaubert hat. "In Hamburg wird Mario mitsingen und den Chor aufmischen", verrät Weißenborn mit einem Augenzwinkern.

Das Wuppertaler Publikum soll ebenfalls auf seine Kosten kommen: Wer zumindest in der Phantasie abheben möchte, kann ab dem 10. November "Peterchens Mondfahrt" erleben. Uwe Rössler steuert die Musik bei. Dem plaudernden Haus-Pianisten schreibt Weißenborn derzeit auch ein neues Musikkabarett-Stück auf den Leib. So viel darf schon verraten werden: Im Klavier ist wieder der Kobold los.