Rumänische Philarmoniker: Samtiger Glanz beim Silvesterkonzert
Franz Lamprecht dirigierte mit Schwung und moderierte mit Witz.
Elberfeld. Mit gewohntem Schwung und viel Witz gestaltet die Rumänische Staatsphilharmonie „Dinu Lipatti“ Satu Mare unter Leitung von Franz Lamprecht auf Einladung des Symphonischen Chors Wuppertal am Dienstagabend das traditionelle Silvesterkonzert in der Stadthalle.
Sopranistin Désirée Brodka überrascht das Publikum bei ihren Auftritten mit fünf verschiedenen, allesamt sehr schicken Abendroben. Und alle Musiker spielen nicht nur ihr Instrument, sondern agieren auch szenisch.
Geschmeidig und mit samtigem Glanz tupfen die Streicher die tänzerischen Melodien von Strauß, Waldteufel und Kálmán in den Saal. Trompeter und Hornisten beeindrucken mit weichem, silbrigem Timbre und die Holzbläser agieren virtuos und in perfekter Harmonie.
Tenor Felix Müller und seine Kollegin Désirée Brodka singen nicht nur mit lockerer Stimme und sehr gut aufeinander abgestimmt, sondern stellen die Liebespaare in „Wer hat die Liebe uns ins Herz gesenkt?“ aus Lehárs „Land des Lächelns“ oder Lehárs „Paganini“ plastisch dar.
Sehr überzeugend wirkt die Sopranistin im „Schwipslied“ auf die Melodie der Annenpolka von Johann Strauß/Sohn, wenn sie über die Bühne torkelt, oder wenn sie in der Fledermaus-Arie „Dieser Anstand“ die Zudringlichkeiten ihres Verehrers abwimmelt. Beide Solisten werden per Mikrofon verstärkt und haben dadurch keine Mühe, den Saal zu füllen.
Franz Lamprecht reichert das Programm mit vielen interessanten Infos an. Er erzählt, dass Lehárs „Land des Lächelns“ ursprünglich „Die gelbe Jacke“ heißen sollte und dass Eduard Strauß in seiner Polka „Hectograph“ den ersten Vervielfältigungs-Apparat verewigt hat. „Heute würde er wohl eine Scanner-Polka oder iPod-Polka schreiben“, witzelt Lamprecht und macht sich über den Drang lustig, alles mit englischen Begriffen zu benennen.
Mitten im Stück hält plötzlich ein Musiker ein rotes Schild hoch — es folgt eine „Werbepause“. Lamprecht erwähnt nicht nur die weiteren Konzerte der Rumänischen Staatsphilharmonie, sondern wirbt augenzwinkernd für die „Alles-Versicherung“, die sogar bei Schwebebahn-Stillstand und mehr als zwei Baustellen auf der A 46 einspringt. Die Musiker legen für den „Indianer-Galopp“ von Johann Strauß/Vater einen Indianer-Kopfschmuck an und holen WSV-Schals und Fahnen für das Stück „Vorwärts“ hervor. „Wir möchten damit demonstrieren, dass wir hinter dem WSV stehen“, betont Lamprecht. Wie immer wird das Konzert mit dem Radetzky-Marsch als zweiter Zugabe beendet, und die Zuschauer spenden in der ausverkauften Stadthalle begeistert Beifall.