Sängerin und Kontakthof-Chefin Ilona Ludwig Ein früher Rock’n’Roll-Abstecher und viele alte Soul-Lieblinge
Die Sängerin und Kontakthof-Chefin Ilona Ludwig hört und macht gerne Musik - als Leidenschaft, nicht als Berufung
Ihre erste Platte hat sie nicht selbst erworben. Die zehnjährige Ilona schwärmte 1981 für den Song „This ole house“ von Shakin Stevens. Als sie mit ihrem Vater in der Stadt war, kaufte er ihr die Single. Das war 1981. Heute ruht die Vinylscheibe im Keller, zusammen mit den anderen Platten, die sie als Jugendliche mit ihrem Bruder im Laden von Bodo Bochnig in Barmen erwarb. Beständig haben sie ihr Taschengeld zu ihm getragen. Investiert wurde nicht in Rock’n’Roll-Musik, sondern in Songs von Billy Joel, Kim Wilde, Cindy Lauper, Simply Red, den Protagonisten der Deutschen Welle und den anderen Stars der knalligen 80er Jahre. Gespielt werden sie heute alle nicht mehr, die Nadel des Plattenspielers sei kaputt, sagt Ilona Ludwig, die weder Vinyl-Freak ist, noch Musik streamt, sondern eher der CD-Typ ist.
Musik war und ist ihre Leidenschaft, begleitete sie stets – weil „zuhause immer Musik lief“ und weil sie ihr „Leben lang gerne gesungen“ habe, erzählt die Chefin des Kontakthofs in Elberfeld. Auch während des Mathematikunterrichts, weshalb der Lehrer sie einmal rausgeschmissen habe. Die Texte beherrscht sie heute noch, sie konnte jüngst aus dem Stand und zur Verwunderung der Familie locker mitsingen, als im WDR4-Radioprogramm Lieder der 70er bis 90er Jahre gespielt wurden. Geprägt wurde ihr Musikgeschmack auf viele Weisen: Durch die Großeltern lernte sie Udo Jürgens schätzen, durch die Eltern traten Stevie Wonder, Tina Turner und die anderen Motown-Größen in ihr Leben. Noch heute sind die alten Soulsachen ihre Lieblinge. Zusammen mit dem Bruder saß sie in den 80er Jahren vor dem Radio und nahm die Songs auf Musikkassette auf, die der bekannte Moderator Mal Sondock auflegte. An frühe Konzertbesuche kann sie sich dagegen nicht erinnern, große Hallen seien nicht ihre Sache. Mit ihrer eigenen Band spielt Ilona Ludwig heute Soul, Jazz und Blues. Als Hobby, zur Berufung ließ sie die Musik nie werden, betont sie.
Musiktheorie ist nichts für die Autodidaktin. Im Musikunterricht hatte sie eine Fünf. Über Schulaufführungen fand sie auf die Bühne, tat sich 1987 mit der Schülerband „May be tomorrow“ zusammen. „Ich sang von Simply Red ‚Holding back the tears’“, erinnert sie. Es folgten etliche gemeinsame Auftritte, auch beim Schülerrockfestival, wo sie mit ihrer funkigen Musik Preise abräumten. Und die Anfrage zweier Produzenten, die sie ablehnte, „weil ich nicht Produkt sein wollte“. Die Band wuchs und löste sich irgendwann auf. Mit 18 Jahren verließ Ilona Ludwig Schule und Wuppertal, ging für ein Jahr nach New York, anschließend auf ein Kreuzfahrtschiff in die Karibik. Sang weiter, vom Pianisten begleitet an Bord, und ab 1991 an Land. In verschiedenen Formationen in Wuppertal, „weil ich Lust dazu hatte“. Und als Ausgleich zur Familie, die mit der Zeit auf vier Kinder anwuchs, die heute zwischen zehn und 24 Jahre alt sind.
Ihren Mann, Stefan Mühlhaus, kannte Ilona Ludwig noch aus der Schülerbandzeit, als sie ein Gedicht von Erich Fried gesungen hatte, das er vertont hatte. Man traf sich wieder, fand zusammen, sie schenkte ihm zu Ostern einen gemeinsamen Auftritt. Wiege der Ilona Ludwig Band, die es heute noch gibt. Auch die Söhne wirken immer mal mit, Sohn Leon begleitete einige Jahre am Schlagzeug. Es sei einfach schön, wenn man die Musik mit der Familie teilen könne, sagt Ludwig. Dennoch steht die Sängerin ungern auf der Bühne, das mache sie nervös, koste sie Kraft, obwohl sie im Kontakthof Heimspiel habe, ein bis zweimal im Jahr auftrete. Das Studio aber liegt ihr mehr, weil sie dort „experimentieren und kreativ sein kann“.
Was Mal Sondock im Radio spielte, nahm sie auf Kassette auf
Die Coronakrise traf Ilona Ludwig vor allem persönlich. „Ich bin am Tag des Lockdowns krank geworden und habe mich zwei Wochen lang selbst weggesperrt“, sagt sie. Deshalb sei sie auch sehr streng mit den Schutzmaßnahmen, wenn sie nun wieder im Kontakthof, den sie 2017 übernahm, Konzerte organisiert. Mit dem Zollstock sei sie umhergegangen, habe das Platzangebot ausgedünnt. Der Raum, der Platz für bis zu 100 Gäste bietet, werde maximal zu einem Viertel gefüllt. „Ich will, dass die Leute Spaß haben, sich sicher fühlen.“ Anfang Juni gab es ein wundervolles Doppelkonzert vor zweimal 25 Zuhörern. Im August soll ein weiteres folgen. Veranstaltungen, die nicht wirtschaftlich seien. Zum Glück sei der Kontakthof nicht ihre einzige Einnahmequelle, denn ihr Mann arbeitet als Englisch- und Musiklehrer. Und die Soforthilfe des Bundes habe die Location erst mal gerettet. „Die Leute wünschen sich ja wieder Live-Musik.“