Sinfoniker und ihr Instrument (13): Ein glanzvoller Partner
Ob Klassik, Jazz oder Volksmusik: Cyrill Sandoz weiß, dass sein Instrument „in jede Rolle schlüpfen kann“.
Wuppertal. Was „bergisch“ bedeutet, weiß Cyrill Sandoz schon von Geburts wegen: Der Musiker stammt aus der Schweiz. Aus der Alpenregion wechselte er vor sechs Jahren ins Bergische Land: Seit 2007 ist Sandoz Solo-Trompeter beim Sinfonieorchester Wuppertal.
Herr Sandoz, wie schwer ist es, Trompete zu spielen? Was sollte man — außer einem langen Atem und einer kräftigen Lunge — dafür mitbringen?
Cyrill Sandoz: In der Regel beginnt man das Erlernen eines Blasinstruments nicht so früh wie das eines Streichinstruments. Die Ausbildung der Lunge und der Zähne muss einen gewissen Punkt erreicht haben, bevor man sie damit belasten kann. Ich selbst habe im Alter von zehn Jahren an einer Musikschule in der Schweiz begonnen und seitdem nicht mehr aufgehört zu spielen. Gerade längere Pausen sind schwierig, da der Ansatz schnell aus dem Training kommt — gemeint sind die Muskeln um den Mund. Die Bereitschaft, fortwährend zu üben, und ein gutes Gehör sollte man schon mitbringen.
Und wie schwer ist es, eine Wohnung zu finden, wenn man dem potenziellen Vermieter „beichten“ muss, dass man Berufsmusiker — noch dazu Trompeter — ist?
Sandoz: Da habe ich großes Glück: Ich wohne im Luisenviertel und habe sehr nette Vermieter, die mir das Üben zu allen Tages- und Nachtzeiten erlauben. Dadurch, dass die Kräfte des Ansatzes jedoch begrenzt sind und man sich diese bei jedem Üben gut einteilen muss, gibt es quasi eine natürliche Übe-Grenze.
Obwohl die Trompete nur drei Ventile hat, kann sie Töne in einem Umfang von mehr als drei Oktaven erzeugen. Haben Sie ein Lieblingsstück, das Sie immer und immer wieder — in jedem Konzert — spielen könnten?
Sandoz: Da muss ich unterscheiden: Solistisch gefällt mir das Barock-Repertoire besonders gut. Da die Solo-Trompete dort eine große Tradition hat, gibt es dementsprechend viel Literatur. Mich für ein Werk zu entscheiden, ist unmöglich. Aber auch das romantische Schaffen für Solo-Trompete gefällt mir sehr gut. Aus diesem mag ich ganz besonders das Trompetenkonzert in As-Dur des Armeniers Alexander Arutjunjan aus dem Jahr 1950. Als Orchestermusiker freue ich mich immer auf die anspruchsvollen, aber für die Trompete sehr dankbaren Sinfonien von Mahler und Bruckner — von denen übrigens jeweils eine Sinfonie im 4. und 7. Sinfoniekonzert dieser Spielzeit auf dem Programm steht.
Bevor die Trompete im Orchester eingesetzt werden sollte, waren ihre Fanfaren-Klänge ein Signal in Kriegszeiten und ein Symbol für die Macht der Könige. Welche Rolle spielt die Trompete heute?
Sandoz: Die Trompete kann heute eigentlich spartenübergreifend in jede Rolle schlüpfen: von der klassischen Musik über die Volksmusik bis hin zum Jazz. Durch die technische Weiterentwicklung der Ventile — im Barock hatte man lediglich einige Löcher — ist es nun möglich, in allen Lagen chromatische Passagen zu spielen. Dadurch fand die Trompete in der Orchestermusik den Weg von einfachen Fanfaren zu lyrischen und gesanglichen Passagen.
Ihr Instrument ist in aller Regel nicht zu überhören. Weshalb hatten Sie sich damals für die Trompete entschieden - und nicht etwa für Flöte, Violine oder Harfe?
Sandoz: Ich bin als Kind von Violine auf Trompete umgestiegen, da mir der glanzvolle Klang und das ebenso glanzvolle Aussehen unheimlich gefallen haben. Dies hat aber nichts mit der Lautstärke zu tun — man kann auch leise sehr brillant spielen. Außerdem hatte ich den Star-Trompeter Maurice André auf Plakaten gesehen und seine Musik gehört. Ihm wollte ich nacheifern.
Verraten Sie uns Ihren Lieblingswitz über Trompeter?
Sandoz: Ganz ehrlich? Bis heute kenne ich keinen . . .