Sinfoniker und ihr Instrument (10): „Beherrschen wird man die Tuba nie“

Sie gilt als Elefant unter den Instrumenten: Weshalb die Tuba liebenswert ist, erklärt Sinfoniker Hartmut Müller.

Herr Müller, als Solo-Tubist des Wuppertaler Sinfonieorchesters sind Sie Einzelkämpfer in einem großen Team. Hätten Sie gerne mehr Kollegen von Ihrer Sorte — oder genießen Sie die Sonderstellung?

Hartmut Müller: Ich spiele ja nicht wirklich alleine. Ich bin in den meisten Fällen in die Posaunengruppe eingebunden, und mit meinen Kollegen in Wuppertal fühle ich mich sehr wohl. Das Musizieren mit weiteren Tubisten genieße ich dann in der Kammermusik bei meinen Aktivitäten im Melton Tuba Quartett.

Manche Musiker vergleichen die Tuba gerne mit einem behäbigen Elefanten. Was antworten Sie auf solch tierische Vergleiche?

Müller: Gegen diesen Vergleich habe ich gar nichts einzuwenden. Ich weise dann nur darauf hin, dass die Elefanten sehr viel schneller und beweglicher sind, als ihnen nachgesagt wird, und sie zudem sehr liebenswert und gesellige Wesen sind.

Sie sagen es: Die Tuba wird oft unterschätzt. Was fasziniert Sie an ihr?

Müller: Sie ist von allen Blechblasinstrumenten das Instrument mit dem größten Tonumfang. Sie kann einen sehr schönen, warmen und runden Ton erzeugen, und es gibt durch die erst kurze Geschichte dieses Instruments noch unendlich viel zu entdecken.

Wie lange braucht man, um die Tuba zu „beherrschen“? Und sollte man direkt Tuba lernen — oder den Einstieg lieber über ein anderes Instrument finden und sich langsam herantasten?

Müller: Die Tuba ist für Kinder, die sehr früh beginnen möchten, zu groß und zu schwer. Da bietet sich das Erlernen eines anderen Blechblasinstrumentes zunächst einmal an. Beherrschen wird man die Tuba trotzdem nie und ich muss ständig mit ihr arbeiten. Es gibt kein Endstadium beim instrumentalen Musizieren. Aber es tut immer wieder gut, wenn man die Zuhörer so beeindruckt hat, dass sie mit dem Gefühl aus dem Konzert hinausgehen, dass der/die Musiker/in das Instrument beherrsche.

Wie transportieren Sie die Tuba, wenn es auf Gastspielreise geht?

Müller: Wenn es um eine Orchesterreise geht, gibt es eine extra angefertigte große Transportkiste. Wenn ich jedoch solistisch reise, bin ich beim Flug gezwungen, einen zweiten Sitzplatz zu buchen.

Ihr Instrument wirkt wuchtig. Ist es andererseits auch anfällig für Blessuren?

Müller: Die Gefahr einer Beule ist leider sehr groß. Um eine leichte Ansprache zu ermöglichen, ist das Material sehr dünn. Und — durch die Größe bedingt — eckt man natürlich schnell mal irgendwo an.

Wie und wie oft muss die Tuba gereinigt oder „generalüberholt“ werden?

Müller: Die Tuba sollte einmal im Jahr gespült und gereinigt werden. Eine Neulackierung beziehungsweise Generalüberholung ist nur alle sieben bis acht Jahre notwendig.

Als Profimusiker gibt es sicherlich auch in den eigenen vier Wänden ein strammes Übungspensum zu absolvieren. Was sagen Ihre Nachbarn dazu?

Müller: Ich wohne auch aus diesem Grund in einem Haus. So ergeben sich weniger Probleme. Und meine Nachbarn stört mein Üben höchstens, wenn sie im Sommer im Garten sitzen. Dann hilft aber in der Regel eine freundschaftlich gereichte Flasche Bier über den Gartenzaun schnell weiter.