Skulpturenpark: Schweres in schönen Schwingungen

Kraft und Gegenkraft: Der Skulpturenpark zeigt von Motoren bewegte Arbeiten des Ratinger Bildhauers Gereon Lepper.

Foto: Uwe Schinkel

Wuppertal. Propeller beschleunigen gewaltig, Motoren drehen dröhnend auf. Doch es bewegt sich nichts. Genau das hat Gereon Lepper beabsichtigt. „Ortstreu“ nennt der Künstler aus Ratingen seine Arbeit von 1990. Denn der Antrieb der Propeller hebt sich auf, weil sie gegeneinander drehen. Geerdet hat Lepper die Maschinenskulptur mit den fast kugelförmigen Rädern von Renn-Gokarts. Doch auch sie kommen nicht aus den Kuhlen heraus, in die er sie gestellt hat.

Bewegung und Beharren, Kraft und Gegenkraft, Chaos und Ruhe vereinen die drei Arbeiten von Gereon Lepper, mit denen er bis zum 28. September die untere Ausstellungshalle im Skulpturenpark Waldfrieden füllt.

Bei der Arbeit „Schwere See“, bei der eine Schaukelstuhl-Konstruktion die Flüssigkeit in einem langen Glasbehälter in schäumende Schwingungen versetzt, denkt Hausherr Tony Cragg an Hygienewahn und dauerndes Waschen.

Lepper selbst assoziiert drei Phasen: Die Ruhe mit dem Horizont als Zeichen der Ewigkeit, die wilden Wellen als totales Chaos und die poetische Phase der Wiederberuhigung. Der Künstler musste ausprobieren, welche Flüssigkeit sich eignet: „Erst habe ich Wasser eingefüllt, das war schnell veralgt.“ Dann hat er es mit Heizöl probiert, „aber das war total dreckig“. Schließlich ist er auf den rot eingefärbten Diesel gekommen, der stetig durchsichtig schwappt.

Lepper (Jahrgang 1956) hat wie sein Vater Friedel zunächst Steinmetz gelernt und sich dann der Bildhauerei zugewandt. Studiert hat er an der Düsseldorfer Kunstakademie unter anderem in der Meisterklasse von Klaus Rinke. Mit seinen beweglichen Objekten erreichte er von Mitte der 80er Jahre an das Publikum, erhielt den Förderpreis des Landes NRW, stellte im europäischen Ausland wie in New York aus.

„Doch die letzten zehn Jahre waren wirklich schwierig“, sagt Lepper. „Ich war vergessen. Tony hat mich jetzt wieder ans Licht geholt.“ In der Wohltäter-Ecke sieht sich Cragg indes nicht, sondern lobt das enorme Potenzial seines Kollegen sowie die metaphysische Qualität der kinetischen Arbeiten: „Da steht man vor und bekommt sofort Gänsehaut.“

Das gilt auch für die neue Skulptur „Das Alter des Mondes“. Aus einem trommelförmigen Behälter am Boden pumpt ein Kompressor durch einen Schlauch Luft in ein Gebilde an der Wand. Ein Behälter fällt ein, der andere bläht sich auf. Dann schaltet der Kompressor ab - und weil die Gummidecke so straff gespannt ist, saugt das untere Behältnis die Luft zurück. Lepper: „Die Energie, die ich in die Bespannung gesteckt habe, arbeitet in dem Werk immer weiter.“