Galerie Zwei Räume mit Charme und Kunst
Steffen Peter hat an der Friedrich-Ebert-Straße eine Galerie für figurative Malerei eröffnet.
Wuppertal sei genau der richtige Ort für eine Galerie, sagt Steffen Peter. Anfang des Jahres setzte der 39-jährige Grafikdesigner diese Überzeugung in Taten um. An einem Ort, den viele beim Vorbeifahren übersehen, den auch die Menschen an der Bushaltestelle oder der Schwebebahnstation Westende und die Bayer-Mitarbeiter schräg gegenüber kaum wahrnehmen. Das könnte sich bald ändern. Am heutigen Freitag lädt Peter zur Vernissage seiner dritten Ausstellung in seine Galerie für zeitgenössische Kunst namens Friedrich + Ebert ein. Gezeigt werden Werke des Malers Martin Rybacki.
Peter wurde in Wuppertal geboren, wuchs in Haßlinghausen auf, studierte Grafik- und Kommunikationsdesign mit Schwerpunkt Illustration an der Bergischen Universität. Hat eine hohe Affinität zur Kunst und in seinem Freundeskreis viele Künstler, die nach Galeristen suchen. „Wuppertal hat eine gute Anbindung an den Kunststandort Rheinland und im Verhältnis zu seiner Schönheit recht günstige Mieten“, sagt der Jung-Galerist, dessen Freund vor Jahren die Parterre-Wohnung in dem klassizistischen Reihenhaus an der Friedrich-Ebert-Straße 236 gekauft hatte und ihn 2018 fragte, ob er dort eine Galerie aufmachen wolle. „Ich hätte ablehnen können, aber dann hätte ich schlaflose Nächte gehabt, weil ich vielleicht eine Chance verpasst hätte.“ Also entschied er diese zu nutzen, zumal sie ihm „auf einem Silbertablett serviert wurde“.
Die rund 60 Quadratmeter in dem Altbau freilich befanden sich in schlechtem Zustand, es gab viel Schutt, einzureißende oder zu streichende Wände, freizulegende Holzdielen. Eine gründliche Renovierung später wagte Peter im November einen ersten Testlauf mit drei Künstlerinnen bei der Woga. Der bewusst gewählte Anfangspunkt lief gut, zog weitere gründliche Renovierungen wie den Einbau einer Theke, die Verlegung von Elektroleitungen und den Einbau der Beleuchtung nach sich. Im Februar wurde die Galerie dann offiziell eingeweiht mit einer Retrospektive zu Julia Theuring. Im Mai folgten Dirk Loiberzeder und nun Martin Rybacki. Alle drei waren Schüler von Siegfried Anzinger, einer der Begründer der „Neuen Wilden“ und Professor an der Kunstakademie Düsseldorf. Alle drei malen eher figurativ – Peter will aktuellen Vertretern dieser Malerei eine Bühne geben, weil die unterrepräsentiert sei. Wobei er sich damit nicht selbst beschränken will, 2020 auch schon eine Fotoausstellung plant. Bei der Auswahl hilft der eigene Blick, der Qualität erkennt, der Freundeskreis und seine Freundin, die Meisterschülerin bei Markus Lüpertz ist. Ebenso hilft das Internet. Gerade hat Peter über Instagram Kontakt zu einem Neo Rauch-Schüler in Leipzig aufgenommen. Ansonsten kommuniziert er über Facebook, die eigene Website muss noch eingerichtet werden.
Den 37-jährigen Martin Rybacki kennt Peter noch aus dem Studium. Der talentierte Zeichner lernte zunächst Grafikdesign, bevor ihm Wolf Erlbruch die Augen für die eigene Kunstfertigkeit öffnete. An der Kunstakademie in Düsseldorf und bei einem Austausch mit dem polnischen Künstler Bartek Juretko erschloss er für sich das Malen. Auch heute noch sieht man seinen meist kleinformatigen, pastellfarbenen und hellen Bildern an, dass ihr Schöpfer auch ein guter Zeichner sein muss. Bevorzugtes Motiv ist der Mensch, vor allem dessen Gesicht. Hinzu kommen Pflanzen und das eine oder andere abstrakte Werk. „Man sieht, dass er sich in einem Prozess befindet. Dass er sich vorsichtig herantastet“, sagt Peter, der in Rybackis Atelier die fast 45 mit Acrylfarbe gefertigten Werke ausgesucht und mit ihm zusammen in der Galerie aufgehängt hat.
Zwei Altbauräume mit
Charme und Charakter
Klar seien die noch etwas unfertig wirkenden Räume „nicht gerade high-class“, aber sie haben Charaker, findet Peter selbstbewusst. Er freut sich, dass das eingegangene wirtschaftliche Abenteuer bislang gut verläuft. „Die Leute finden es toll und die Atmosphäre charmant“. Er hofft, dass auch jüngere Menschen angelockt werden, denen er dann zuversichtlich entgegenrufen wolle, „dass wir das schaffen: Ich betrete als Galerist Neuland und für sie ist der Kauf von Kunst neu“.