Anmeldung bis 15. August Die Woga ist sein bleibender Blickfang
Steffen Schneider initiierte 2003 die Wuppertaler offenen Galerien und Ateliers: Woga. Die Anmeldefrist endet am 15. August.
Er stehe nicht gerne im Mittelpunkt, sagt Steffen Schneider. Es gehe um die Künstler, er sehe sich eher im Hintergrund. Das aber mit vollem Einsatz. Ein selbst gewählter Weg, den der heute 49-Jährige 2003 einschlug, um eine Lücke im kulturellen Angebot der Stadt zu schließen. Über die Jahre etablierte sich eine feste Einrichtung, die für die Künstler Wuppertals einmal im Jahr die „Möglichkeit zur Nabelschau“ bietet: die Wuppertaler offenen Galerien und Ateliers, kurz Woga. 2019 findet sie am 2. und 3. November im Ostteil und am 9. und 10. November im Westteil der Stadt statt.
Der Aufruf ist seit Wochen veröffentlicht, die Anmeldefrist endet am 15. August. Doch Schneider ist gewohnt, dass sich nicht wenige Teilnehmer auch danach noch rühren. 212 haben im letzten Jahr ihre Türen geöffnet, vor allem Ateliers, wenige Galerien – weil es eh nicht viele in der Stadt gebe, diese oft mehr am überregionalen Künstlermarkt und an der Kunst- und Museumsnacht interessiert seien. 30 bis 40 Neulinge gebe es jährlich. Die hohe Zahl erkläre sich daraus, dass viele nur einmal mitmachen, wenn sie zu wenig Besucher bei der Woga anlocken können.
In diesen Tagen wird Schneider die eingegangenen Anmeldungen bearbeiten, die Daten übertragen, den Flyer der Woga 2019 fertigstellen und in den Druck geben, die Homepage bestücken. Eine Homepage, die auch übers Jahr gerne als Informationsquelle über die Künstler genutzt wird. Mögliche Erklärung auch dafür, dass es Galerien heutzutage immer schwerer haben, wenn Künstler im Internet selbstständig den Weg in die Öffentlichkeit und damit zum Kunden finden können. Die Woga tue ihnen dennoch gut, so Schneider, weil sie sie zwinge, „sich in den Hintern zu treten, ihre Ateliers aufzuräumen und neue Werke zu schaffen“.
Für die Künstler Wuppertals ist die Woga ein wichtiger Termin
Schneider und Kunst, das war lange eine private Leidenschaft. Er ging gerne in Museen und Galerien, absolvierte aber eine kaufmänische Ausbildung, arbeitete zehn Jahre lang als Controller, bis er darin keinen Sinn mehr sah und eine andere, selbstbestimmte Art der Arbeit, möglichst mit Kunst, suchte. 2002 gründete er die Galerie „Blickfang“ an der Luisenstraße. Damals gab es die Woga nicht, während in anderen Kommunen Tage der offenen Tür gang und gäbe waren. Heute führt nur noch Wuppertal Galerien und Ateliers bei einem Tag der offenen Tür zusammen. Damals hatte Schneider das Ohr ganz nah an der Kunstszene der Stadt, wollte ihr helfen, rief 2003 die Woga als verbands-, bedingungs- und förderungslose Veranstaltung ins Leben, die mit 39 Teilnehmern Anfang Dezember startete. Dezember, um das Vorweihnachtsgeschäft mitzunehmen. Die Intention ist geblieben, auch die Aufteilung auf zwei Wochenenden, die aber immer nach den Herbstferien und deshalb mal im Oktober, mal im November liegen. Wann die Zweiteilung West- und Ostteil begann, weiß Schneider nicht mehr. Aber, dass vier offenene Tage für einzelne Künstler zuviel waren, könne damit zusammenhängen.
So wie er bis heute ihr Feedback aufnimmt und entsprechend das Format weiterentwickelt. Mittlerweile lehnt er auch Anmeldungen ab, wenn sie so gar nichts mit Bildender Kunst zu tun haben, besucht während der Woga gezielt Ateliers, um Kritik zu überprüfen. Ansonsten aber denkt er, dass es vernünftig sei, keine Auswahlkriterien vorzugeben, da sich schlechte Kunst schon dadurch entlarve, dass sie keine Besucher auf sich ziehe. Mittlerweile gibt es auch eine finanzielle Förderung durch Stadt, Stadtsparkasse, Knipex und Via dell’Arte. Die Teilnehmergebühren haben sich seit einiger Zeit bei 40 Euro (100 Euro pro Künstlergruppe) eingependelt. Gewinn macht Schneider dennoch nicht, kann aber wenigstens die Kosten decken. „Wir bräuchten schon mehr Sponsoren“, seufzt er. Zu den Neuerungen 2019 zählen ein Youtube-Kanal, der mit Videos der Künstler bespielt werden soll, und ein Instagram-Account.
Seine Galerie gibt es seit Jahren nicht mehr, der Wuppertaler ist aber nach wie vor selbstständig in der Kunst tätig und macht die Woga total gerne. Er freut sich schon jetzt auf die besondere Atmosphäre, „den Strom der Menschen, der, oft paarweise, durch Wuppertal zieht“.