Auszeichnung Ein Leben ohne Bücher ist für ihn gar nicht vorstellbar
Michael Kozinowski erhält mit der Buchhandlung von Mackensen den dritten Deutschen Buchhandlungspreis.
Um die Zukunft des Buch-Lesens macht er sich keine keine Sorgen. „Es wurde noch nie so viel gelesen und geschrieben wie heute, jeder kann mittlerweile selbst ein Buch herausgeben“, sagt Michael Kozinowski bestimmt. Es werde immer Menschen geben, die eine Geschichte zu erzählen haben, mit nur 26 Buchstaben eine ganze Welt erschließen können. Der 62-jährige Wuppertaler liebt Bücher: „Ich kann ohne sie nicht leben.“ Seit 1990 ist der Vielleser und Buchsammler auch Inhaber der Buchhandlung Klaus v. Mackensen, die gerade wieder den Deutschen Buchhandlungspreis zuerkannt bekommen hat. Es ist bereits der dritte insgesamt.
Die Geschichte seines Buchladens, der seit 1973 im Luisenviertel zuhause ist, beginnt im bucharmen Nachkriegsdeutschland und in den privaten Buchbeständen von Addy Engelhardt, anfänglich wurden die Bücher noch verliehen. Das erste Zuhause des Buchladens war an der Neumarktstraße, der erste Umzug in einen 45 Quadratmeter kleinen Verkaufssraum an der Friedrich-Ebert-Straße folgte 1953. Das Ehepaar Elfriede und Klaus von Mackensen übernahm 1959 die Buchhandlung, baute die Fachabteilung für Recht, Wirtschaft und Steuer auf, die, so Kozinowski, noch heute das Hauptstandbein des Ladens ist. Er selber lernte die Buchhandlung als Schüler in den großen Ferien kennen, absolvierte 1975 bis 1977 dort eine Ausbildung. Dennoch wurde er Verwaltungsangestellter bei der Diakonie in Barmen, bei der er seinen Zivildienst leistete. „Die ganze Familie ist kirchlich verbandelt“, erzählt der Pfarrerssohn, der seine Chance ergriff, als von Mackensen einen Nachfolger suchte.
Seit 1998 ist Kozinowsikis Buchhandlung nun in dem Eckhaus Friedrich-Ebert-Straße / Laurentiusstraße beheimatet, bietet auf 180 Quadratmetern neben den Fachbüchern zu Recht, Wirtschaft und Steuern – die Versandabteilung macht bis zu 60 Prozent des Umsatzes mit Firmen, Rechtsanwälten, Wirtschaftsprüfern, hiesigen Bibliotheken – vor allem schöne, ausgefallene und höherpreisige Bücher an. Dazu zählen beispielsweise die Werke der Büchergilde und der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft. Zu den Themenschwerpunkten zählen Garten und vor allem Wuppertal und die Region. Kozinowski sammelt hierzu auch privat Bücher – neben denen zu Jazz- und Orgelmusik. „Wir machen alles mit Liebe und Herzblut. 95 Prozent unserer Bücher sind so schön, dass wir sie selbst mit nach Hause nehmen würden“, schwärmt er. Trendige Nonbook-Produkte bietet er nur an, wenn es passt. Gegen Aktionismus und Beliebigkeit setzt er Plan und Idee, etwa Kunstartikel, die die Büchergilde anbietet, die kleine Luther-Figur im Jubiläumsjahr des Reformators oder Wuppertal-Produkte.
Obendrauf kommt ein umfangreiches wie sehr nachgefragtes Veranstaltungsprogramm, das schon mal die Kräfte aller Mitarbeiter an ihre Grenzen bringt. Wofür Kozinowksi seinem siebenköpfigen Team dankbar ist. Das bedenkt er auch bei der erworbenen Auszeichnung, die „der Gesamtleistung“ gelte. Das Kulturstaatsministerium unterstützt damit seit fünf Jahren kleine selbstständige Buchläden, indem es die Aufmerksamkeit auf sie lenkt und denjenigen, deren Jahresumsatz unter 750 000 Euro liegt, auch eine finanzielle Förderung gewährt. Im letzten Jahr habe man das Geschäft geschlossen und einen Betriebsausflug zur Preisverleihung in Kassel unternommen. Ob das dieses Jahr wieder gelingt, wenn die Übergabe der Urkunde am 2. Oktober in Rostock ansteht, ist noch offen.
Es geht um den Kunden, der wie ein Gast behandelt werden muss
Um die Zukunft des Buchhandels macht sich Kozinowski, der schon in den 90er Jahren mit dem Onlineverkauf begann, wenig Sorgen. „Grundsätzlich muss man akzeptieren, dass sich die Art des Einkaufens in den letzten zehn Jahren geändert hat. Dank neuer Technik kann jeder überall alles in der Welt bestellen.“ Dennoch könne keine Maschine, deren Algorithmus Leseempfehlungen gebe, die Beziehung zwischen den Menschen ersetzen. „Wenn es Geschäften wie dem unseren gelingt, Beziehung und Vertrauen zum Kunden aufzubauen, kommt er wieder. Es geht um das, was der Kunde will. Ohne ihn gäbe es uns nicht. Also müssen wir ihn wie einen Gast behandeln.“ Dass das seiner Buchhandlung gelingt, besagen die Zahlen: Zwar macht sie einen Monatsumsatz im Jahr mittlerweile mit Online-Bestellungen. „80 Prozent der Kunden kommen aber in den Laden, um ihr Buch abzuholen.“
Eine dunkle Wolke am Horizont gibt es dennoch: In den nächsten Jahren muss Kozinowski seine Nachfolge regeln. Ein Thema, das viele inhabergeführte Geschäfte haben. Der abverlangte Einsatz passt nur schlecht zur angesagten Work-Life-Balance-Philsophie. „Das Schöne ist doch, dass dieser Beruf auch Hobby ist“, wirbt Kozinowski.