Wuppertal Streichquartette van Beethovens: Viel Applaus fürs Uriel-Quartett
Musiker präsentieren Streichquartette van Beethovens.
Wuppertal. Es gibt verschiedene Methoden, die 18 Streichquartette Ludwig van Beethovens komplett aufzuführen. Beispielsweise kann man sie in mehreren Konzerten chronologisch spielen. Oder, wie es in dieser Spielzeit das Uriel-Quartett in der Konzertreihe praktizierte, in zwei Blöcken präsentieren. Jeder bestand aus drei Konzerten mit je einem Streichquartett aus der frühen, mittleren und späten Epoche.
Das macht durchaus Sinn. Denn so kann an jedem Abend die musikalische und kompositorische Entwicklung des Komponisten nachvollzogen werden. Die sechs frühen Werke Opus 18 aus der Zeit zwischen 1798 und 1800 stehen noch ganz im Geist Wolfgang Amadeus Mozarts und insbesondere Joseph Haydns, der diese Gattung salonfähig machte, sich sein ganzes Leben mit ihr auseinandersetzte. Schon hier klingt Beethovens Personalstil durch wie prägnante Themen, viele Kontraste und Gleichberechtigung der vier Instrumente.
Die Vertreter der mittleren Schaffenszeit der Jahre 1805/6 bis 1810 (op. 59/1-3 op. 74 und op. 95) werden als Höhepunkt klassischer Quartettkunst bezeichnet. Leidenschaftliche Tonsprache, harmonische Beherztheit und hohe spieltechnische Anforderungen sind hier charakteristisch. Zwischen 1822 und 1826 schrieb er seine letzten sechs Stücke dieser Königsdisziplin (op. 127, 130-133 und 135). In ihnen steigert Beethoven die Kontraste bedingungslos: gedankliche Schwere/Heiterkeit, Klagegesang/kräftiger Humor, extremer Ausdruck oder Verknüpfung von Sonatenform und Fugenprinzip.
Am ersten Abend der zweiten Staffel stand im Mendelssohn-Saal der Stadthalle nun das sechste Streichquartett aus op. 18, op. 95 und op. 132 auf dem Programm. Schnörkellos spielte das Uriel- Quartett auf. Bei den beiden Geiger Ulrike-Anima Mathé und Kjell-Arne Jörgensen, Bratschenprofessor Werner Dickel von der hiesigen Musik-Hochschule und Cellistin Xenia Jankovic war ein wesensgleicher Zugang zu dem Programm unüberhörbar. Fester Zugriff, klarer Ausdruck, feine Phrasierungen, Gestaltung von großen musikalischen Spannungsbögen, auch eine bei leisen Stellen tragfähige Tongebung waren wesentliche Merkmale ihrer tief ausgeloteten Gestaltung.
Doch schlichen sich hin und wieder ein paar Fehler ein, die den musikalischen Fluss ein wenig störten: kleine Intonationsungenauigkeiten, manchmal unsaubere schnelle Passagen wie eine nicht immer homogene Tongestaltung bei gemeinsamen Einsätzen. In Anbetracht des Mammutpro-gramms (neun gehaltvolle, teils vertrackte Werke an drei aufeinanderfolgenden Tagen) ist die Leistung des Uriel Quartetts wahrlich allergrößten Respekt wert. Lang anhaltend war der Schlussapplaus.