Taltontheater Hoffnung auf Spielzeit ohne Abstand
Taltontheater plant sechs Premieren und eine Relaunchpremiere in der nächsten Premiere.
Mit einem tiefblauen Auge werde man davon kommen, wenn, wie es jetzt wieder erlaubt sei, in der neuen Spielzeit ohne Abstand gearbeitet werden könne. Und wenn das Publikum mitziehe. Sagt Jens Kalkhorst vom Taltontheater, das seit dem Lockdown im März geschlossen ist. Herausgerissen aus der bis dahin besten Spielzeit seines Bestehens, bedauert der künstlerische Leiter. Das Programm für 2020/21 holt deshalb zwei Premieren nach, setzt ansonsten auf eine Mischung aus ernsten und heiteren Stücken. „Klar ist ein Spielplan immer auch ein Wagnis, von dem man nicht weiß, ob es aufgeht, aber wir haben jetzt das Publikum, das Perlen zu schätzen weiß“, blickt blickt Kalkhorst optimistisch in die Zukunft. Perlen, die das Regisseurenherz höher schlagen lassen und die die sämtlich ehrenamtlich arbeitenden Schauspieler herausfordern.
Die Coronakrise ist auch für das Team des Taltontheaters der Frustmarker, der mit dem frühen Ende der Spielzeit 25 000 Euro Ausfälle brachte. Viele Spenden, die Aussetzung der Mietzahlungen durch die Stadt und die institutionelle Förderung von 12 000 Euro im Jahr aber helfen dabei, dass Kalkhorst einigermaßen entspannt in die Sommerpause gehen kann. „Gemessen an den Solokünstlern sind wir recht gut davongekommen“, sagt er. Die seit Ende Mai wieder erlaubte Öffnung unter Abstandswahrung hatte er durchgerchnet und verworfen: „Wir hätten nur 30 Zuschauer Auslastung (das Theater hat 90 Sitzplätze, Red.) gehabt, das hätte nicht einmal die Betriebskosten eingespielt.“ Ganz zu schweigen von den Schwierigkeiten, die die Schutzmaßnahmen für die Umsetzung der Stücke auf und hinter der Bühne bedeuten. Kalkhorst setzt denn auch auf die seitens der Landesregierung zugelassene Bespielung ohne Zuschauerreduzierung. Die Frage sei natürlich, ob die Gäste mitmachen, ergänzt der Theatermacher und hofft, dass nun die relativ schnelle Rückkehr zur Normalität folge. Unabhängig davon, dass das Theater für die Sicherheit des Publikums sorgen will.
Am 14. März feierte „Alle außer mir“ Premiere und zugleich Uraufführung auf der Bühne in derehemaligen Goldzackfabrik. Auf weitere Aufführungen musste die neueste Komödie von Stefan Vögel um verwechselte Babys verzichten. Weshalb sie nun eine Art Relaunchpremiere erleben soll, die neue Spielzeit am 12. September eröffnet. Es folgen insgesamt sechs Neuproduktionen, zwei davon waren fürs Frühjahr 2020 vorgesehen, so dass insgesamt kein Stück unter den Tisch fällt, freut sich Kalkhorst. Weitere Umdispositionen wurden nicht nötig, die Planungen, für 20/21 existierten vor dem Lockdown nur im Kopf des Theaterleiters. Verträge waren noch nicht unrerzeichnet.
Am 3. Oktober folgt mit „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ ein Klassiker der Theaterliteratur. „Der Archetypus aller Ehrendramen“ soll die Zuschauer auf eine anspruchsvolle Gratwanderung zwischen tödlichem Ernst und Lächerlickeit mitnehmen. „Zurück auf Anfang“ heißt eine philsophische Komödie von Eric-Emmanuel Schmidt, die am 7. November Premiere hat. Sie behandelt auf amüsante und charmante Art und Weise grundsätzliche Fragen im Leben wie die nach der zweiten Chance, die erlaubt, eine wichtige Entscheidung nochmal zu treffen. Kalkhorst verspricht eine lebensbejahende Inszenierung bis zum Schluss.
Das Jahr 2021 beginnt mit einer Mischung aus Thriller und Infotainment. „Dein Leben gehört mir“ ist eine Geschichte über Stalking, also „etwas, was jedem von uns passsieren kann“. Premiere ist am 16. Januar. Im März folgt mit „King’s Speech“ die erste zweier Premieren, die verschoben werden mussten. Das Stück um das Thema Menschlichkeit sei besser als der Film, macht Kalkhorst neugierig. Und es sei mit neun Akteuren das personalintensivste, auch wenn maximal vier gleichzeitig auf der sieben mal sieben Meter kleinen Bühne agieren. Für den 17. April setzt der Regisseur mit Altmeister Stephen Kings „Misery“, einen Klassiker der Spannungliteratur ins Programm und sich selbst in die Besetzung. Als Paul kämpfe er mit Annie (Thabea Schiefer) um Leben und Tod. „Frau Müller muss weg“ beschließt ab 15. Mai die Spielzeit. Die Komödie um einen Elternabend in einer Grundschule wurde von Sönke Wortmann erfolgreich verfilmt und fiel Corona zum Opfer.
Dem Spielzeitabbruch wird schließlich auch mit zwei Wiederaufnahmen „Wer ist Monsieur Schmitt?“ und „Der Seelenbrecher“ Rechnung getragen. Einziger Vorbehalt: Die Coronakrise verschärft sich nicht wieder.