Der Solidarfonds hat in kurzer Zeit über 30 000 Euro für die Wuppertaler Kunst- und Kulturszene gesammelt „EinTopf“ - Solidarität leben und erfolgreich helfen
Der Solidarfonds hat in kurzer Zeit über 30 000 Euro für die Wuppertaler Kunst- und Kulturszene gesammelt
Ein Begriff, eine naheliegende Bedeutung: Beim „EinTopf“ machen viele Leute mit und kochen gemeinsam eine nahrhafte und künstlerisch inspirierende Suppe. Der Solidarfonds „EinTopf“ entstand wie sein englischer Namensvetter „stew.one“, die Online-Plattform für Kunst und Kultur in Wuppertal, in der Coronakrise und hat in dieser Zeit Erfolgsgeschichte geschrieben: Mehr als 33 000 Euro Spendengelder wurden mittlerweile in den Topf gesteckt. Gelder für Menschen, die im weitesten Sinne in der Kunstszene der Stadt tätig und aktuell in eine Notlage geraten sind.
Als der Lockdown die Wuppertaler Kulturschaffenden Mitte März kalt erwischte, fand auch in Utopiastadt eine Krisensitzung statt. „Wir mussten Konzerte absagen und uns mit den Konsequenzen beschäftigen“, erinnert Projektmanager Johannes Schmidt. Themen, die damals viele Wuppertaler beschäftigten. Die Idee kam auf, sich zusammenzutun, einander zu helfen, durch Solidarität stärker zu werden.
Bei digitalen Treffen versuchten die Teilnehmer, die „große Verwirrung bei allen Beteiligten“ zu kanalisieren, Details zur finanziellen Lage zu sammeln und eine Informationsplattform aufzubauen. Darüber hinaus skizzierten sie ein mögliches Kulturleben in Coronaviruszeiten. 28 bekannte Personen, Solokünstler wie Vertreter von Einrichtungen oder Netzwerken, unterzeichneten das Papier, legten es der Stadt vor.
An dem Papier wurde weitergefeilt, es ist heute noch Basis der Arbeit von EinTopf, weil es sagt, für wen eine Bewerbung sinnvoll ist. Der Fonds wurde bereits Anfang April eingerichtet, weil man von Anfang eben „auch solidarisch füreinander Spenden sammeln wollte“, so Schmidt. Und das schnell, weil die Menschen plötzlich in Not geraten waren, nicht auf Unterstützung warten konnten. Eine zeitaufwendige Vereinsgründung war da nicht drin.
Also wird der Solidarfonds mit Hilfe der Organisation des Netzwerks Freie Kultur und der tatkräftigen Unterstützung des Kulturbüros „betrieben“. Er folgt dem solidarischen Prinzip, für das es keine Rechtsform gibt. Ein einzigartiges Projekt, findet Kulturbüroleiterin Bettina Paust, das Menschen zusammenführte, die bislang jeder für sich agierten – Kulturschaffende ebenso wie Institutionen und Vertreter der Stadt. Auf Augenhöhe absolut konstruktiv, fair und objektiv, lobt Paust. Das sei fast schon eine neue Form der Kommunikation.
Wer Geld braucht, kann dies beantragen, muss weder ein Projekt nachweisen, noch Bedingungen erfüllen oder später Rechenschaft über die Ausgaben ablegen. Schmidt erklärt: „Wir sagen, wir vertrauen dir, dass du am besten weißt, wofür du das Geld einsetzt.“ Eine fünfköpfige Jury, die aus Vertretern der bildenden Kunst, der Veranstaltungsbranche und dem Kulturbüro besteht, vergibt die Gelder. Dabei gehe es darum, möglichst viel Geld soldarisch zu verteilen, so Schmidt.
Die Ausfälle werden
langsam sichtbarer
Anfangs meldeten sich nur wenige, es gab 9000 Euro Soforthilfe vom Bund, erzählt Julia Wessel vom Kulturbüro. Mittlerweile ist die abgelaufen, werden die Ausfälle sichtbarer. „Jetzt geht es ans Eingemachte, kommen die Leute mit den angesammelten Fehlbeträgen. Erspartes und Soforthilfe sind weg, das Konto ist leer“, weiß Zara Zoë Gayk vom EinTopf-Team. Die Aufgabe des Veranstaltungsorts Villa Media lasse befürchten, dass jetzt auch die Kulturorte dran seien, ergänzt Schmidt.
Insgesamt 19 Anträge, gab es bislang, zunächst formlose, später leicht standardisierte Mails. 18 wurden bewilligt, nur einer wurde abgelehnt, drei Zusagen wurden zurückgezogen. Mehr als 11 000 Euro wurden ausbezahlt. Viermal tagte die Jury bislang – digital, der Coronavorbeugung wegen. Spender und Beträge sind sehr unterschiedlich. Mit dabei sind Jackstädt, Stew.One, Schuler Stfitung, Knipex, Lions Club, Färberei, Stadt-Marketing, aber auch Kunstaktionen (“Out and about - Kunst geht raus“) oder Konzerte. Und weil der EinTopf so gut läuft, denkt das Team daran, ihn in ein dauerhaftes Förderinstrument zu wandeln, das in der Not allgemein und ohne Projekt greift. Vielleicht als Stiftungsfonds, vielleicht mit anonymisierten Anträgen. Der Fonds sei eben ein Prozess, der sich den immer wieder ändernden Situationen anpassen müsse und dessen „Verwaltung“ absolut fair verlaufen solle Nur eines sei er nicht, so Schmidt: „’EinTopf’ befreit Stadt und Gesellschaft nicht davon, sich um die freie Szene zu kümmern.“