Lise-Meitner-Gymnasium Anrath Ausstellung statt Theater-Premiere

Anrath. · Aus der Not eine Tugend macht der Literaturkurs des Lise-Meitner-Gymnasiums: Improvisationsproben und Fenster-Fotoausstellung sind statt einer Premiere angesagt.

Auch für die Proben mussten die Schüler und ihre Lehrerin eine andere Form entwickeln.

Foto: Wolfgang Kaiser

„Die sind wirklich klasse.“ So lautet die einhellige Meinung der Schüler des Literaturkurses des Lise-Meitner-Gymnasiums. Was so positiv nach einer intensiven Beäugung kommentiert wird, sind die auf DIN A4 vergrößerten Fotos, die auf dem Boden im Forum liegen. Da ist Philip im Putzfrauen-Outfit mit Gummihandschuhen, die einen dicken Virus halten, genauso zu sehen wie Nina, die Toilettenpapier in ihre übergroße Handtasche stopft. Der Schaffner mit Mundschutz, Colin, der in Absperrbänder eingewickelt ist, oder Anne, die ein Desinfektionsspray in die Kamera hält und sprüht. So verschieden die Situationen, die die Fotos zeigen, auch sind – eins haben sie alle gemeinsam: Sie stammen aus dem Stück „Stress im Champus Express“, das allerdings zu „Corona im Champus Express“ wurde. Seit den Sommerferien beschäftigt sich der Literaturkurs der Q1 von Anne Tendyck mit der Komödie in drei Akten von Bernd Spehling.

Die 16 Schüler setzten sich im Rahmen des Unterrichts mit dem Stück auseinander, studierten es ein, bauten das Bühnenbild und sorgten für die Requisiten. Alles Dinge, die weit über die eigentliche Unterrichtszeit hinausgehen. Der Höhepunkt sind für jeden Literaturkurs die jeweiligen Aufführungen. Doch in diesem Jahr kam Corona dazwischen. Die Schule wurde geschlossen, und die Proben konnten nicht mehr stattfinden. Als dann der Schulbetrieb langsam und etappenweise wieder anlief, überlegten Schüler, Lehrerin und die mitbetreuende Anrather Künstlerin Beate Krempe, wie es mit dem Stück weitergehen könnte.

Schließlich hatte es sie in der Hochphase der Proben erwischt, und alle hatten bereits jede Menge Arbeit investiert. Das Bühnenbild war bis auf letzte Kleinigkeiten fertiggestellt, die Texte saßen gut, und man steuerte gemeinsam in Richtung Premiere, die am 8. Juni gewesen wäre. „Dass es zu keiner Aufführung kommen kann, war klar. Wir suchten aber nach einer Alternative“, sagt Tendyck. Und die fand man gemeinsam. Plan B wurde entwickelt. Dieser sieht nun vor, dass es eine Fotoausstellung zum Theaterstück geben wird, wobei das Stück an sich ebenfalls eine Veränderung erfuhr. Die Schüler bauten Corona mit ein und änderten den Titel entsprechend. „Proben wie vor der Corona-Pandemie sind derzeit nicht möglich. Also haben wir einfach Corona in das Stück mit hineingenommen. Wir machen das Virus sichtbar“, sagt Tendyck.

Entstanden ist ein Improvisationstheater, das auf dem eigentlichen Stück aufbaut. Masken, Kleingruppen, Abstandsregeln, Feuchttücher, Desinfektionsspray, die erhöhte Nachfrage nach Toilettenpapier, Quarantäne – die 16 Oberstufenschüler des Literaturkurses bauten Corona-Themen mit ein und spielten bei den Proben aus der Situation heraus, die die Pandemie mit sich bringt. An Ideen mangelte es den Teilnehmern nicht. Krempe, die in Sachen Bühnenbild und Requisite schon seit Jahren beratend zur Seite steht, griff zur Kamera und machte während der etwas anderen Proben Hunderte Aufnahmen. Statt einer Theaterpremiere werden nun ausgewählte Fotos zu einer Ausstellung zusammengestellt, damit das Stück nun doch noch eine Präsentationsplattform erhält.

Die etwas anderen Proben machten allen Schülern Spaß. Zudem griffen sie zur Videokamera. Für die Abifeier im kommenden Jahr sollen einige Szenen festgehalten werden. Einen Vorteil hat die Pandemie für den Literaturkurs mitgebracht: „Wir brauchten in Sachen Bühnenbild und Requisiten über die ganze Zeit nichts abbauen, da das Forum uns ganz alleine zur Verfügung stand. Wir gingen rein und konnten direkt mit den Proben starten“, berichtet Tendyck.