Uwe Dreysel singt Lieder von Liebesleid und Weltschmerz
Der Schauspieler, der Gesang studiert hat, veröffentlicht sein Debüt-Album.
Wuppertal. Ein Schauspieler nimmt ein Album auf — das passiert ziemlich häufig. Dass der Schauspieler tatsächlich singen kann, kommt nicht so oft vor. Bei Uwe Dreysel, der gerade in der Wuppertaler „Minna von Barnhelm“ den Major von Tellheim spielt, muss man sich deswegen keine Sorgen machen.
Er hat seine 13 Chansons selbst getextet, selbst komponiert und singt sie auch selbst. Dabei hört man ihm und der gepflegten Musikbegleitung schon deshalb gern zu, weil Dreysel ohne erkennbare Anstrengung singt. Bei ihm wird kein Ton gepresst oder rausgequetscht, schließlich hat er am Wiener Konservatorium geraume Zeit Gesang studiert.
„Mittelschichtsjunge“ nennt der Schauspieler, Jahrgang 1985, sein Debüt-Album. Die Mittelschicht meint er emotional, nicht soziologisch: „Das ist die Umschreibung für die Zeit, wenn man erwachsen wird, der Welt entgegentritt — und nicht glauben kann, dass es da so schlecht zugeht.“ Man hänge dazwischen: Einerseits fühle man sich verwöhnt, andererseits habe man der Welt nichts entgegenzusetzen: „Der Schock kommt immer wieder neu, wie sich Menschen verhalten — wie sie lügen, wie sie Macht ausüben.“
„Dein Herz ist ein Dealer“, singt er, „es nimmt viel zu viel, es macht aus dem Rausch ein berechnendes Spiel.“ An Beziehungen lasse sich viel über die jeweilige Zeit ablesen, etwa welche unerfüllbaren Erwartungen an das Gegenüber geknüpft werden. Seine Lieder sind persönlich, aber nicht privat: „Ich breite hier nicht meinen Frust und Weltschmerz aus. Meist gibt es einen persönlichen Anlass, aber beim Schreiben entfernt sich das Thema von mir.“ Weit weg sind auch die Widrigkeiten der Welt in Politik, Wirtschaft und Krisenregionen: „Das ist mir fern, ich schaue auf das, was in der direkten Interaktion passiert.“
Lieder schreibe er seit 13 oder 14 Jahren. Bisher habe er wegen des Studiums sowie der Engagements an der Schaubühne Berlin und am Deutschen Schauspielhaus in Hamburg aber keine Zeit gehabt, die Songs aufzunehmen. Vom Gesang in Wien ist er zum Schauspiel gewechselt: „Singen liegt mir sehr am Herzen. Ich habe aber gemerkt, dass es nicht das ist, was ich als Einziges in meinem Leben machen will.“
Die Schauspielausbildung an der Hochschule Ernst Busch in Berlin hat ihm noch mal entscheidende Impulse gegeben: „Beim Gesangsstudium geht es immer nur um die Stimme, da verkrampft man leicht mit dem Rest.“ Durch die Körperarbeit beim Schauspiel werde man lockerer — das wirke sich wieder positiv aufs Singen aus.