Theaterpremiere: Der Weg eines Autisten in die Welt
Im Theater am Engelsgarten hatte „Supergute Tage“ in der Regie von Elias Perrig Premiere.
Wuppertal. Christopher steht nur da. Doch mit wenigen Gesten offenbart Konstantin Shklyar in „Supergute Tage“ den Autisten: Er wirkt stocksteif, blickt ins Leere, eine Hand knetet den Hosenstoff. Bei Lärm hält er schützend eine Hand vor’s Ohr. Intensiv und berührend ist die Premiere des Stücks von Mark Haddon und Simon Stephens im Theater am Engelsgarten.
Zwei Stunden lang folgen die Zuschauer mucksmäuschenstill und gebannt der Handlung, die nicht nur in „die sonderbare Welt des Christopher Boone“ — so der Untertitel — entführt, sondern auch zeigt, wie die Eltern dabei an ihre Grenzen geraten.
Supergute Tage sind für Christopher, wenn er vier rote Autos hintereinander parken sieht. Gelb hingegen mag er gar nicht, deshalb isst er auch keinen gelben Kuchen. Und er lässt sich auf gar keinen Fall berühren.
Regisseur Elias Perrig verzichtet auf ein Bühnenbild. Er legt seinen Fokus auf die Menschen, denen Christopher begegnet, und schafft dabei auch in den Nebenrollen wunderbare Typen. Ob Miko Greza als alte Nachbarin, Tinka Fürst als keifende Schuldirektorin, Daniel F. Kamen als Sergeant oder Thomas Braus als Freund der Mutter — sie alle wirken überaus überzeugend.
Vor allem aber steht Christopher zwischen Vater und Mutter. Der Vater, der den Hund der Nachbarin getötet hat und den der autistische Junge deshalb für gefährlich hält. Dabei spielt Stefan Walz diesen Ed als geduldigen und hilfsbereiten Mann, der alles für Christopher tut. Doch als ihn seine Frau verlässt, erzählt der Vater seinem Sohn, sie sei gestorben. Irgendwann findet Christopher ihre Briefe und macht sich auf den Weg zu ihr nach London.
Die Mutter wiederum ist eine lebenslustige Frau, die vor dem schwierigen Leben mit dem autistischen Kind geflüchtet ist. Philippine Pachl zeigt schön die Liebe von Judy zu Christopher, aber auch ihre Überforderung: Wenn er Rückzugsorte braucht, die nicht vorhanden sind, oder wenn er sich am Boden zusammenkauert, während der neue Freund der Mutter schimpft.
Christopher reagiert verstört auf die vielen neuen Situationen, denen er bei der Mutter ausgesetzt ist. Und doch hat er es ganz alleine geschafft, mit dem Zug und der U-Bahn nach London zu fahren. Trotz aller Müdigkeit schafft er schließlich noch die wichtige Abschluss-Prüfung in Mathematik. „Kann ich jetzt alles?“, ruft er zum Schluss voller Selbstbewusstsein ins Publikum.