Viel nackte Haut im Taltontheater

Komödie „Zwei Männer ganz nackt“ von Sébastien Thiéry feierte Premiere.

Foto: Joachim Schmitz

Reichlich Haut gibt es in der neuen Komödie im Taltontheater zu sehen. In „Zwei Männer ganz nackt“ zeigt Robin Schmale ausführlich seinen wohlgeformten Körper, das Gemächt bedeckt von einem Kicker-Magazin. Die restliche Story hat Autor Sébastien Thiéry lose und nicht immer sehr stringent um diese Nacktheit herumgestrickt.

Denn die beiden erfolgreichen Anwälte Alain und Nicolas wachen verblüfft nackt nebeneinander im heimischen Bett auf — um 20.15 Uhr an einem Freitagabend. Nur ansatzweise rekonstruieren sie den Nachmittag mit einer Sitzung mit einem gegnerischen niederländischen Unternehmen. Die Spur von möglichen Drogen oder einer Erpressung wird nicht weiter verfolgt.

Stattdessen widmet sich die Komödie und insbesondere Alains Gattin Catherine der Frage, ob Alain nicht insgeheim schwul sei. Anzeichen gibt es dafür keine. Maurice Kaeber spielt Alain als sehr seriösen und überlegten Herrn und Familienvater. Er wirkt ehrlich verzweifelt, als ihm seine Gattin nicht glauben will, dass er wirklich keine Ahnung hat, wie der nackte Mann in sein Bett geraten ist. Sein Konterpart reagiert mit freundlicher Ignoranz. Robin Schmale als Juniorpartner des Anwalts setzt einen unterwürfigen Dackel-Blick auf und tut so, als sei die Situation völlig alltäglich. Mal geht Nicolas auf die Idee eines homosexuellen Verhältnisses interessiert ein, dann wieder weist er sie weit von sich.

Alain engagiert sogar eine Prostituierte, die vor den Augen seiner Frau als seine Geliebte agieren soll, um den Vorwurf der Homosexualität zu entkräften. Rassig tritt Stephanie Spichala in rotem Korsett und kurzen Shorts und mit osteuropäischem Akzent auf. Später entdeckt Alain allerdings, dass er wohl tatsächlich seit längerem eine Geliebte hat, die ihm leider gerade entfallen ist.

Regisseurin Alina Redmann setzt die Komödie geschickt in einen Rahmen aus Bildprojektionen. Zu Beginn sind es Planeten und Monde, die auf den Zuschauer einstürzen. Später flirren rote Lichtpunkte durch den Raum. Am Ende ist Alain verwickelt in ein Netz heller Lichtpunkte und -streifen, die sich immer wieder neu ausbreiten und zusammenziehen, ein Netz, aus dem kein Entkommen möglich ist. Dazu ertönen Rap-Songs mit Texten wie „Ich boykottier’ die Realität“.

Die weißen Vorhänge als Rückwand und das weiße, große Bett im Mittelpunkt der Bühne von Rüdiger Tepel eignen sich natürlich gut für diese Projektionen. Wenn die Situation im Laufe des Stücks immer unübersichtlicher wird, reduziert die Regisseurin das Tempo. Wie in Zeitlupe rückt Alain seine Brille gerade, wenn er vom Callgirl und Nicolas überfordert ist. Nur Miriam Kalkreuth als Ehefrau bleibt in ihrem Tempo. Als verständnisvolle Osteopathin säuselt sie Hilfsangebote, bevor sie wieder zu empörter Beschimpfung wechselt. Das Stück endet ohne Auflösung des Rätsels, dafür aber mit ein paar starken Schlaglichtern auf einen möglichen Ausgang.