Wuppertal Von der Heydt-Museum: Kölner Künstler Lutz Fritsch setzt neue Maßstäbe
Der Kölner Künstler zeigt im Von der Heydt-Museum seinen Kosmos der dynamischen Linie.
Wuppertal. Ein Strich in der Landschaft ist das Markenzeichen von Lutz Fritsch. Seine Landmarken setzen nicht nur in seiner Heimatstadt Köln sichtbar Akzente, sie setzen sogar in der Maßlosigkeit der Antarktis neue Maßstäbe. Am Ende der Welt hat der Künstler mit seiner roten Linie, die aus dem ewigen Eis in den Himmel ragt, einen Referenzpunkt gesetzt. Die rote Linie leitet die Besucher im Von der Heydt-Museum durch den Kosmos des Künstlers. Sie ist omnipräsent. Die Linie ist sein Leitfaden, seine Referenz.
„Die Auseinandersetzung mit der Linie begann bereits als Kind mit den ersten Kritzeleien. Das haben wir alle mal gemacht und meist verliert sich dann ihre Spur. Bei mir ist sie geblieben“, sagt Lutz Fritsch. Ihre Anordnung ist für ihn eine Frage der Komposition. Sie ist zum einen eine Reduktion auf das Wesentliche, um das Wesentliche sichtbar zu machen. Gleichzeitig setzt er sie in Beziehung zu anderen, füllt den Raum zwischen zwei Linien aus und lässt architektonische Flächen entstehen oder nutzt sie in der Skulptur „Traumlage“ als verbindendes Element. Die hölzerne Liege steht diagonal im Raum, die Linie ruht ausgestreckt obenauf. „Die Linie als horizontale Erstreckung im Raum.
Eine räumliche Dimension bekommt die Linie in ihrer Dynamisierung. Sie zieht auf der Stelle Kreise und es entsteht eine Tiefe, die den Betrachter hinabzieht in eine scheinbar unendliche Tiefe. Es ist sein Universum, seine Gedankenräume, die Lutz Fritsch den Besuchern öffnet und durch die er sie führt.
„Es war sehr spannend, zu sehen, wie die Ausstellung entsteht. Lutz Fritsch hat sie in zehn Tagen gestaltet und es hat uns immer wieder überrascht, wie er diese schwierigen Räume gestaltet hat“, sagt die Kuratorin Beate Eickhoff. Die Energie seiner Linien sei spürbar. Sie wirkten wie der Schlegel einer Triangel, die das Instrument in Schwingung versetzten.
Selbst in starrer Systematik sieht der Künstler selbst sie bewegt. Als könnten sie ihre Position zueinander jederzeit verändern und in der nächsten Minute ein anderes Bild bilden. „Bei aller Abstraktion und Klarheit beschreiben sie nicht das Geometrische, Gewinkelte — sie sind pure Emotion“, betont Lutz Fritsch. Es seien keine Kopfgebilde. Vielmehr gehe es um die Leichtigkeit des spielerischen Suchens.
Finden können die Besucher bei ihrem Rundgang auch den Maßstab, den der Künstler in Wuppertal anlegt. Der bunte Wupperparameter überragt in der Serie „Postkarten lügen nicht“ die historische Fassade des Von der Heydt-Museums. „Er ist wie ein Lineal, das die Wupper, das Grün, das Tal und die Höhen zeigt. Oder vielleicht auch die Stadt im Wandel der Zeiten — je nachdem wo es angelegt wird.“
Ganz konkret ist Fritschs Kunstwerk am Ende der Welt, seine Bibliothek im Eis. Damit hat er die Kultur in die Antarktis gebracht und den Forschern einen Rückzugsort geschaffen. „Es ging darum, der Funktionalität etwas entgegen zu setzen.“ Aus der Ferne erscheint auch sie nur als Strich in der Landschaft,