Vorsingen für Kinder im Kurrende-Heim
Was passiert eigentlich beim Vorsingen? Die WZ war dabei. Die beiden Kurrende-Leiter testeten Mädchen und Jungen.
Wuppertal. Die bunten Gummibärchen locken und die Kekse, in Notenform gebacken, duften köstlich. Aber vor dem Vergnügen wartet die Arbeit: Beide Wuppertaler Kurrenden haben zum Nachwuchs-Casting geladen.
Im Kurrende-Heim an der Mozartstraße warten Heinz Rudolf Meier und seine Frau Bärbel auf Kinder, die in der Mädchenkurrende mitsingen wollen. Vier Mädchen haben sich angemeldet. Larissa Luna ist acht Jahre alt. Ihre Eltern haben in der WZ von dem Casting gelesen. Ihr Papa sagt: „Luna singt zu Hause unentwegt. Deswegen dachten wir, sie könnte mal vorsingen.“
Chorleiter Meier strahlt große Ruhe aus und lockert Lunas angespannte Haltung. Tief Luft zu holen und richtig in den Bauch zu atmen — das wird geübt. „Töne den Klaviertönen nachzusingen, ist gar nicht so leicht“, spricht Meier ihr Mut zu, und seine Frau summt leise die Töne mit, so dass Luna bald die richtige Tonhöhe gefunden hat.
Meier probiert auch, bis in welche Höhen sie singen kann, und am Ende steht fest: „Es wäre schön, wenn du zu uns in die Kolibri-Gruppe der jüngsten Sängerinnen kommst.“ Luna strahlt und freut sich, dass es in der neuen Woche gleich losgeht.
Die Mädchenkurrende hat ihr Domizil im Gemeindehaus an der Friedhofskirche, Alemannenstraße 42 a. Bei den „Kolibris“ singen Mädchen ab sechs Jahren, die „Finken“ beherbergen die Neun- bis Zwölfjährigen und im „Vivaldi-Chor“ singen Mädchen ab 13 Jahren. Hayat Chaoui und das Ehepaar Meier leiten die Chöre.
20 bis 30 Minuten sind beim Casting eingeplant. Das ist auch so bei den Jungen, die Kurrende-Leiter Dietrich Modersohn betreut. Wingard ist erst fünf Jahre alt. „Aber sein Bruder singt schon in der Kurrende, da wollte er auch unbedingt“, sagt seine Mutter. Tatsächlich ist es in seinem Alter noch ganz schwer, Töne nachzusingen, Tonhöhen zu treffen oder Töne lange auszuhalten. Modersohn möchte ihn aber gern zum Schuleintritt bei den Kleinsten, den „Spatzen“, wiedersehen.
Die Knaben-Kurrende probt im Kurrende-Haus an der Mozartstraße 35. Nach den Sommerferien beginnt jeweils die zweijährige Musikalische Früherziehung für Mädchen und Jungen ab vier Jahren.
Die „Spatzen“, „Singschule“ „Chorschule“ und „Konzertchor“ kennzeichnen die Chorstufen der Knaben-Kurrende. Die Jungen absolvieren Punktekarten, die etwa 30 kleine Übungen verlangen. Wenn die Punktekarte gefüllt ist, darf der Junge in die nächste Chorklasse aufsteigen.
Dominik (7) ist schüchtern, sagt kein Wort. Aber wenn es ums Singen geht, wird er mutig. Gleich drei Lieder singt er vor. „Deine Stimme hat eine schöne Klangfarbe“, lobt Modersohn.
Die neunjährige Pia singt im Chor ihrer Grundschule und sie spielt Klavier. Beste Voraussetzungen für ein erfolgreiches Abschneiden beim Casting. Selbstbewusst greift sie in die Tasten und spielt „Bruder Jakob“ vor. Sie kann Rhythmen perfekt nachklopfen und Töne bis in die höchsten Regionen sauber nachsingen. „Ich weiß jetzt, dass du richtig schön singen kannst“, lobt Meier. Pia darf sofort bei den „Finken“ anfangen. Sie freut sich sichtlich: „Da singt ja auch meine Freundin Lydia mit.“