Traditionschor „Wir spüren, dass ein neuer Schwung hereingekommen ist“

Die Kantorei Barmen-Gemarke hat mit Alexander Lüken einen neuen künstlerischen Leiter, der viel vorhat.

Arno Gerlach und Alexander Lüken vor der Immanuelskirche.

Arno Gerlach und Alexander Lüken vor der Immanuelskirche.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Turbulent waren die vergangenen Jahre der Kantorei Barmen-Gemarke. Sänger verließen den traditionsreichen Chor. Auch der langjährige künstlerische Leiter Wolfgang Kläsener ging. Irritiert waren wohl die zahlreichen treuen Freunde, die immer weniger und seltener zu ihren Konzerten kamen. Volker Hempfling übernahm für die letzte Saison den Chefposten. In dieser Zeit kümmerte man sich in Ruhe um einen Nachfolger. Die Stelle wurde ausgeschrieben, man suchte selbst oder ließ suchen. Schließlich bekam Alexander Lüken den Zuschlag. Seit 1. August ist er nun für die musikalischen Geschicke der 1946 von Helmut Kahlhöfer gegründeten Kantorei verantwortlich.

Arno Gerlach, 1. Vorsitzender der Kantorei Barmen-Gemarke, blickt optimistisch nach vorne: „Wir spüren, dass ein neuer Schwung, eine neue Gemeinsamkeit hineingekommen ist. Die Freude am Singen ist neu gewachsen“. Lükens Kommentar: „Ich habe noch nie mit solch einem ambitionierten Chor arbeiten dürfen.“

Seit vier Jahren sei laut Gerlach der Chor auf einer soliden Spur. Natürlich habe man wie in anderen Chören auch mit einem Generationswechsel zu kämpfen. Doch Lüken ist zuversichtlich. Ein Arbeitskreis wurde gegründet, Ideen wurden entwickelt. Werbung wird unter anderem auf Facebook, mit in der Uni und Cafés ausgelegten Werbepostkarten gemacht. Zwei neue junge Tenöre und Bässe seien mittlerweile hinzugekommen. Er gibt sich trotzdem nicht euphorisch: „Das ist eine Aufgabe für die nächsten Jahre.“

Lüken kann auf eine langjährige Erfahrung blicken

Lüken kommt frisch von der Hochschule, hat erst im September mit dem Masterstudium Chorleitung abgeschlossen. Er studierte an den Musikhochschulen in Köln und Weimar. Doch grün hinter den Ohren ist er nicht mehr, kann auf eine langjährige Praxiserfahrung zurückblicken. Er leitete bereits einige A-Cappella-Konzerte, arbeitete mit dem Vokalensemble der Kölner Musikhochschule und dem Exeter College Choir Oxford zusammen und war Assistent etwa bei der Kölner Kurrende. Seit Anfang dieses Jahres war er außerdem Stimmbildner beim berühmten Tölzer Knabenchor. Neben der Kantorei Barmen-Gemarke leitet er den „Jungen Kammerchor Köln“ und den „Kammerchor der Universität Bonn“.

Das Programm für diese Spielzeit hat Lüken noch gemeinsam mit Hempfling erarbeitet. Letzterer hat die schon stattgefundene Aufführung der „Cäcilienmesse“ von Joseph Haydn, die ersten drei Teile des Weihnachtsoratoriums von Johann Sebastian Bach demnächst und Giacomo Rossinis „Petite Messe Solenelle“ nächstes Jahr in die Wege geleitet. Die Inhalte der anderen Konzerte fußen auf Lüken, darunter das Konzert mit dem Titel „Barocke Stürme“ im Februar. Dafür ist mit der „Neuen Hofkapelle Osnabrück“ ein professionelles Barockorchester engagiert worden.

Für die Zeit danach plant er Cross-Over-Projekte. Er will Genres miteinander verbinden, denkt über etwas mit einem Jazztrio nach. Wie vom Chor gewollt soll auch zeitgenössische Musik mit dabei sein. Außerdem lässt er das klassische Repertoire wie die Magnificat-Vertonungen von Johann Sebastian Bach und Johann Kuhnau und ein Oratorium von Friedrich Schneider (1786-1853) nicht außer Acht.

Seine Frau Regina Lüken ist mittlerweile ebenfalls mit dabei. Sie leitet den von der Kantorei vor drei Jahren beziehungsweise einem Jahr ins Leben gerufenen Kinder- und Jugendchor Wichlinghausen. Gerlach dazu: „Unsere Aufgabe sehen wir auch in der Förderung der musikalischen Erziehung“. Wichtig ist ihm auch generell: „Wir wollen nicht nur unbedingt auf Spitzenqualität erpicht sein, sondern auch ein breites musikalisches Spektrum anbieten“.

Des Weiteren wolle man angehenden Berufsmusikern ein Podium bieten. Solistischer Nachwuchs soll darüber hinaus für Konzerte verpflichtet werden. Und in der Kammerphilharmonie Wuppertal von Werner Dickel, die ab und an mitmacht, spielen auch Studenten mit.