Witzige Premiere: Im TiC-Theater wird nicht bezahlt

Ingeborg Wolff führt zum ersten Mal in Cronenberg Regie.

Wuppertal. Pünktlich zur Wahl hält die Politik Einzug im TiC-Theater. "Bezahlt wird nicht" des italienischen Nobelpreisträgers Dario Fo prangert "die Oberen" an, wütet gegen Spekulanten und Fabrikbesitzer, stellt die Polizisten als unberechenbare Gesellen hin und zeigt die Arbeiter als hungernde Naive. Nur die Frauen kommen in dieser Farce zwischen Volkstheater, Comedia dell’arte und politischer Agitation gut weg.

Antonia (Sabine Henke) hat angesichts leerer Haushaltskasse und Vorratskammer zusammen mit anderen Frauen den nahen Supermarkt geplündert und versteckt das Diebesgut jetzt gemeinsam mit ihrer Freundin Margherita (Beate Rüter) unter Bett und Jacke. Die Gatten, die lieber hungern als zu klauen, sollen nichts ahnen. Als die Polizei das Haus durchsucht, wird es turbulent.

Anfangs läuft das Stück etwas schleppend an - mit sehr direkter und manchmal arg agitatorisch wirkender kommunistischer Propaganda. Doch bald jagt ein Gag den nächsten und das Publikum wiehert an der Borner Straße vor Lachen.

Ingeborg Wolff zeigt bei ihrer ersten Regie ein Geschick für Situationskomik. Alleine das Fenster, das sich zum Running Gag entwickelt, sorgt immer wieder für Heiterkeit. Auch die Spezialeffekte in der altertümlich-ärmlich eingerichteten Stube (Bühne: Sandra Beckmann) bringen Schwung ins Stück.

Warum allerdings Margherita, laut Text deutlich jünger als Antonia, mit der sichtlich älteren Beate Rüter besetzt wurde, bleibt unklar und wird auch in der Inszenierung nicht aufgefangen. Und die Gestaltung des senilen Opas als bekifftes Blumenkind in Lila-Rot mag zwar auf die Entstehungszeit des Stücks verweisen, wirkt aber in der Inszenierung fehl am Platz. Für die Schauspieler bietet das Stück viel Futter. Henke strahlt die Autorität dieser Arbeiterfrau aus, der selbst in der verzwicktesten Situation eine Ausrede einfällt und die andere dazu bringt, diese auch noch zu glauben.

Beate Rüter erhält die weniger dankbare Rolle der bewundernden Freundin. Jean-Philippe Ili spielt überzeugend den einfältigen Ehemann, der nur ganz allmählich seine Einstellung zu Revolution und Selbstjustiz ändert. Iljas Enkaschew verkörpert den Italiener mit Gesten, Sprechweise und Haltung vollkommen.

Am Schluss gönnt Ingeborg Wolff, anders als Dario Fo, den Zuschauern ein kleines Happy End. Der Strom ist zwar abgestellt, aber die Wohnung bleibt erhalten und die beiden Ehepaare schwelgen im Anblick von Säcken voller Nudeln, Reis und Erbsen.

Ensemble: 4 von 5 Punkten