Musik Mix aus Bach und Jazz zwischen Ästen

„Bach reloaded“ brachte nach längerer Zeit wieder Live-Musik ins Atelier Astwerk.

Ralf Werner (v.l.), Christian Knust und Anna Overbeck spielten einen Mix aus Bach und Jazz zwischen kunstvollen Lichtinstallationen, die Dirk Arndt aus Holz und LED-Leuchten herstellt.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Bach reloaded“ brachte nach längerer Zeit wieder Live-Musik ins Atelier Astwerk. Zwischen den kunstvollen Lichtobjekten, die Dirk Arndt aus Holz und LED-Leuchten herstellt, spielte Ralf Werner Bachs erste Cello-Suite in seinem Arrangement für ein elektrisch verstärktes Instrument und Sounds aus dem Laptop.

Nach dieser Uraufführung folgte ein Set „ganz ohne Kabel“ (Werner) mit dem Geiger Christian Knust und der Kontrabassistin Anna Overbeck. Der elektro-akustische Mix lockte nicht nur um die zwanzig Zuhörer ins Ladenlokal. Auf der Friedrich-Ebert-Straße schauten Passanten neugierig zum Fenster hinein. Einige blieben ein paar Minuten stehen und lauschten den extravaganten Klängen, die aus der offenen Tür drangen.

„Crossover“ nennt Werner seinen Stil. „Manches ist jazz-ähnlich, manches elektronisch.“ Für ihn lag es deshalb nahe, in die Suite eigene Licks und improvisierte Übergänge einzuflechten. Stärker aber noch wirkte die mittels Effektgeräten und Computer generierte Begleitung. Im Loop wurde aus Vogelgesang und weiteren Naturgeräuschen ein durchdringender Groove.

Anders als etwa im Konzertsaal nahm sich das Publikum die Freiheit, nach jedem Suiten-Abschnitt zu klatschen und zu johlen. Zuhörerin Gabriele Koch war so angetan, dass sie zur Musik eine Tanzeinlage vorführte. „Schräg“ fand Matthias Grünewald Werners Interpretation. „Aber nach dem dritten Stück bin ich drauf abgefahren. Das war fast schon psychedelisch.“ „Sehr entspannt und chillig“, meinte Sandra Kotthaus, die überhaupt froh war, mal wieder auf einer Veranstaltung zu sein. „Ich habe so lange nichts mehr gemacht wegen Corona.“

Christian Knust und Anna Overbeck sind akademisch ausgebildete Musiker. Gegen ein Crossover hat Overbeck aber nichts einzuwenden, „weil Bach der Urvater der Musik ist – sowohl für die klassischen Musiker als auch für Jazzer. Es war schon zu seiner Zeit üblich, dass man die Möglichkeiten seines Instruments erforscht und improvisiert hat.“

2021 soll es noch mehr
Live-Musik im Astwerk geben

Werners Herangehensweise an Bach schien sogar auf Knust abzufärben, als dieser zwei Sätze aus einer Violin-Suite interpretierte und sich ein paar Blue Notes in sein Spiel mischten. Vielleicht sollte es aber auch nur ein Vorgeschmack auf die Gospelstücke sein, denen sich das Duo Knust und Overbeck widmete.

Gut kam auch die Idee an, den Abend mit einer Jamsession abzuschließen. Dabei improvisierten die drei Musiker nicht nur über Standards, sondern auch über alte Schlager – die passende Gelegenheit, um aus den Zuhörern einen Mitsingchor zu machen.

Im neuen Jahr soll es verstärkt Live-Konzerte im Atelier Astwerk geben. Die Reihe „Middle of Nowhere“, die im Februar 2021 startet, verteilt sich auf das Atelier, Friedrich-Ebert-Straße 54, und die Galerie Nautilus, Osterfelder Straße 6.