Kultur Perspektivenwechsel beim Sisyphos-Mythos

Nataly Hahn stellt im Kunstraum Eckart aus.

 Nataly Hahn vor einem ihrer Werke im Kunstraum Eckart.

Nataly Hahn vor einem ihrer Werke im Kunstraum Eckart.

Foto: Fries, Stefan (fri)

„Fiktionen im Raum“ ist der Titel der Ausstellung der freischaffenden Künstlerin Nataly Hahn. Sie zeigt ihre Werke zurzeit im Kunstraum Eckart. Es geht um Themen wie Freiheit und Selbstbestimmung in einer Welt voller Gegensätze. „Diese Auseinandersetzung findet in meinen Bildern statt – durch das Zulassen der Intuition mit der Geste“, sagt sie.

Kraftvolle, abstrakte Strukturen sind auf ihren Werken zu sehen, die Farbe Schwarz dominiert, umrahmt und unterbrochen von Weiß, Grau und Blau. Es gibt keine Ablenkung durch Farbe. „Viele Menschen denken, es ist düster, aber das ist es nicht“, sagt sie. Das Ganze zu betrachten, sei entscheidend, wie es sich bedingt. Das Schwarz reduziere auf das Wesentliche. „Für mich bedeutet es eine Klarheit“, sagt sie. Teils sind die Farbverläufe kompakt und verdichtet in ihrer Anordnung, teils sind sie aufgebrochen – eine Art Befreiung?

Der Mythos
von Sisyphos

Die Malerei ist für Nataly Hahn eine Methode, eine eigene künstlerische Wirklichkeit zu realisieren. Sie setzt sich mit Aspekten auseinander, die sie bewegen, Kopf- und Bauchgefühl vereinen und auf der Leinwand umgesetzt werden.

Für ihre Acrylarbeiten auf Leinwand für die Ausstellung „Fiktionen im Raum“ hat sie sich mit dem Sisyphos-Mythos beschäftigt. In der Sage muss dieser als Strafe der Götter einen riesigen Stein einen Berg hinaufrollen, der oben am Gipfel angekommen wieder zurückrollt, wodurch die Aufgabe wieder seinen Anfang nimmt. Auch ein indisches Pendant gebe es dazu, bei dem der Aspekt des Stein-Hinaufrollens freiwillig von einem Menschen verrichtet wird. In der indischen Auslegung freut sich dieser sogar darüber, wenn der Stein wieder den Berg hinabrollt. Perspektivenwechsel – auch damit spielt die Künstlerin.

Auseinandersetzung
mit dem Irrationalen

„Von außen betrachtet mag es sinnlos sein, was er tut“, sagt sie. „Was denkt er dabei, was fühlt er? Es ist spannend, welche Haltung man dabei einnimmt. Es gibt sicherlich eine Motivation, auch wenn es die Hoffnung ist, vielleicht auch ein kleines Glück“, sagt sie. Viele Impulse könnten daraus gezogen werden. Es ist eine Auseinandersetzung mit dem Absurden des Lebens, dem Rationalen und Irrationalen. Denn jeder hätte seinen eigenen persönlichen Stein, den er hinaufrollt – verbunden mit der Frage: „Was hat das für einen Sinn für meine Kunst oder meine Tätigkeit?“

Für sie ist Kunst eine Form, das eigene Leben zu verstehen und zu durchdringen – für Erkenntnisse, Freiheiten und Selbstbestimmung in einer Welt voller Gegensätze. In einer Geste zusammengefasst und auf der Leinwand materialisiert.

Nataly Hahn ist Mitglied der Gruppe Arrenberg. Im Kunstraum Eckart an der Simonsstraße 27 ist ihre Ausstellung noch bis zum 5. November zu sehen. Die Öffnungszeiten: Mittwoch und Donnerstag von 16 bis 18 Uhr.