Kulturpolitik Kulturausschuss soll reformiert werden

Ratsgremium tagte gleich zwei Mal und digital.

Wichtiges Sachthema im Ausschuss: Das alte Schauspielhaus (links), das  Pina Bausch Zentrum werden soll.

Foto: Fries, Stefan (fri)/Fries, Stefan (fr)

In der Coronakrise scheint alles möglich. Und so fanden am Mittwoch  zwei Kulturausschuss-„Sitzungen“ statt - zeitgleich, digital und mit dem Fokus auf das Selbstverständnis des Ratsgremiums. Die eine offen, die andere nicht-öffentlich.  Hintergrund: Die Absage des Präsenztermins, der die Tagesordnung dezimierte, den Kreis der Teilnehmer reduzierte und zu Verstimmungen führte (wir berichteten). Ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, da der Ausschuss mit frischem Wind in die neue Kommunalwahlperiode starten sollte.

Im Vorfeld hatte Vorsitzender Rolf Köster  (CDU) deshalb ein Schreiben an die Kulturschaffenden in Wuppertal verschickt und darin um Anregungen für und Erwartungen  an die Arbeit des Kulturausschusses gebeten:  Er sehe das Gremium als „Chef-Lobbyist der Kultur in Wuppertal“ und damit als „wichtiges Bindeglied zwischen der Kulturszene und den Institutionen der Stadt“. Sein Ansinnen: Gemeinsam mit allen Kulturschaffenden und -interessierten über   Kommunikation, Selbstverständnis und Arbeitsweise der Einrichtung nachzudenken, dabei weitgehende Partizipation zu ermöglichen. Ein Vorhaben, das ihm bislang viel positives Feedback eingebracht habe, freute sich Köster, und das auch in der Videokonferenz der Ausschussmitglieder am Mittwoch Unterstützung fand.

Ebenso seine Vorschläge, zwei Themenreihen ins Leben zu rufen: „Kulturausschuss vor Ort“, bei der sich die Politiker   ein genaueres Bild von der Kulturszene machen  können, und „Kulturausschuss im Gespräch“, bei dem der gegenseitige  Informationsaustausch gefördert  werden soll. Beide Formate sollen nun auf einer Sondersitzung besprochen werden, die möglichst bald und mit möglichst allen Mitgliedern, auch den sachkundigen Bürgern und Einwohnern, stattfinden soll.

Alle weiteren Tagesordnungspunkte, von Änderungen bei der institutionellen Förderung über die Besetzung des Kuratoriums des Von der Heydt-Kulturpreises bis zur musealen Ertüchtigung der Remise und der Kannegießerschen Fabrik in Barmen, die vom Bund gefördert werden soll, durften (ohne Präsenztreffen) nur zur Kenntnis genommen werden. Für die nächste reguläre Sitzung (5. Mai) wurden der neue  Kulturbericht  und eine ausführliche Information zum aktuellen Stand des Projekts Pina Bausch Zentrum auf die Agenda genommen. Außerdem bedauerten alle die Ausladungen, die keine böse Absicht gewesen seien, keinen künstlichen Keil treiben sollten, da man doch das gleiche Ziel verfolge, Kunst und Kultur in der Stadt zu fördern und zu unterstützen, so Köster. 

Geschrumpfte Tagesordnung war schnell abgehandelt 

Die Ausladung war auch Thema für die Teilnehmer (Vertreter verschiedener Institutionen, Politiker und Kunstschaffende) des   informellen (digitalen) Kulturausschusses, die der Kulturrat Wuppertal freie Szene  Kunst und Kultur in Reaktion auf die Ausladungen kurzfristig anberaumt hatte.  Von „atmosphärisch befremdlich“ (Peter Vaupel, Theaterfreunde Wuppertal) und „einem verheerenden Signal in der Krise, wenn politischer Diskurs und politisches Handeln nicht stattfinden“ (Andreas Bialas, SPD-Kulturpolitiker in Stadt und Land) war die Rede. Kritisiert wurde auch die   Organisation nach der Absage des Präsenzformats, die  nach elf Monaten Coronakrise einfach mangelhaft sei. 

Ansonsten arbeitete man  ebenfalls die Tagesordnung ab und befasste sich da vor allem mit der Verbesserung der Kulturausschusssitzungen. Seien diese doch in der Regel dadurch gekennzeichnet, dass nur auf Verwaltungsvorlagen reagiert werde.  Weshalb die Idee begrüßt wurde,  zur Vorbereitung regelmäßig und im Vorfeld zu informellen Sitzungen   zusammenzukommen und sich mit der Tagesordnung der Ausschusssitzung zu beschäftigen. Um  dann „den schwierigen Dialog mit der Verwaltung besser führen  und auch eigene Dinge einbringen zu können“ (Olaf Reitz). Ein erweitertes Rederecht und  die selbstverständliche Einbindung des Sachverstands  der freien Szene, Sachstandsberichte  zu Sitzungsbeginn  und permanente Informationen zur Lage der Kunst in Wuppertal (besonders in der Coronakrise) waren weitere Verbesserungswünsche für den Ausschuss.

Passendes Gremium für die informellen Vorbereitungssitzungen soll der Kulturrat sein. Bei dessen Sitzungen man gerne auch Gäste  begrüßen will. Den Kulturausschussvorsitzenden Rolf Köster zum Beispiel: Er soll  eingeladen werden und weitere Antworten auf sein  Schreiben erhalten.  »Kommentar S. 16