Pina Bausch Foundation Meet the Fellows erzählt Tanzgeschichten aus aller Welt

Die diesjährigen Stipendiaten des Pina Bausch Fellowship stellen sich vor.

Das Wuppertaler Schauspielhaus: an der Wand hängt ein Zitat von Pina Bausch.

Foto: dpa/Marius Becker

Tänzern und Choreografen die Möglichkeit bieten, sich persönlich und künstlerisch weiterzuentwickeln – Das ist der Anspruch des Pina Bausch Fellowship for Dance and Choreography. Mit einem Kooperationspartner ihrer Wahl an jedem beliebigen Ort können die Stipendiaten „andere Tanzsprachen kennenlernen“, „mit anderen Ästhetiken experimentieren“ und „Potenziale im Transkulturellen ausschöpfen“, wie es Christine Peters, Expertin für Performing Arts bei der Kunststiftung NRW, beschreibt. In dieser Woche stellen die diesjährigen Stipendiaten sich und ihre jeweils dreimonatigen Projekte vor.

Der Argentinier Ariel Moreira hat sich erst im Alter von 25 Jahren dem Tanz verschrieben. Der heute Vierunddreißigjährige hat vor Kurzem seinen Abschluss in zeitgenössischem Tanz von der Universität Cordoba erhalten. Im Rahmen des Stipendiums möchte er an der indischen Subbody Resonance Butoh Himalayan Dance School den Butoh Tanz erforschen, der das Ausschalten des logischen Denkens zugunsten von Improvisationstechniken und künstlerischem Ausdruck anstrebt.

Lee Méir, die freiberuflich als Choreografin und Performance-Künstlerin in Berlin und Tel-Aviv arbeitet, hat sich lange Zeit mit dem Thema Sprache im Tanz beschäftigt. Um sich von diesem Schwerpunkt zu lösen, will sie sich an der École de Sable im Senegal stärker dem Rhythmus widmen, wofür sie im westafrikanischen Tanz Inspiration fand.

Marc Philipp Gabriel lebt und arbeitet als Performancekünstler in Berlin. Sein Weg zum Tanz führte über Umwege wie Studien der klassischen Musik und der Architektur, die er bis heute in seine Werke einfließen lässt. Er verbringt sein Stipendium bei der Tanzkompanie Dançando com a Diferença in Madeira, die aus 20 Profis, 20 Laien und 20 Senioren, Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen besteht.

Die Kolumbianerin Martha Hincapié Charry zieht es zurück zu ihren Wurzeln: Die Tänzerin, Performerin, Choreografin und Intendantin, die Tanz in ihrem Heimatland und an der Folkwang Hochschule studierte, verbringt ihr Stipendium im kolumbianischen Sierra Nevada. Dort will sie mit Hilfe eines Anthropologen durch zeremonielle Tänze der indigenen Gemeinschaften die Verbindung von Mensch und Natur erforschen.

Stipendiaten müssen am Ende kein fertiges Produkt haben

Wie Salomon Bausch, Vorstandsvorsitzender der Pina Bausch Foundation, betont, ist eine Besonderheit des Fellowships gegenüber anderen Projekten im künstlerischen Bereich, dass die Stipendiaten nicht unter dem Druck stehen, am Ende der Zeit ein fertiges Produkt vorzuweisen. Stattdessen wird ihnen die Zeit gegeben, „ihre künstlerische Sprache zu entwickeln“ – eine Möglichkeit, die zu ihrer Zeit auch Pina Bausch geboten wurde. „Das ist ein Privileg“, findet Martha Hincapié Charry. Die Bewerber sind in ihren Ideen völlig frei, eine Zustimmung des ausgewählten Kooperationspartners muss allerdings bereits vorliegen.

In dieser Woche begegnen sich die Stipendiaten des vergangenen und des aktuellen Jahrgangs zu einem Erfahrungsaustausch. Am Samstag bietet das Veranstaltungsformat „Meet the Fellows“ auch der Öffentlichkeit Gelegenheit, die Stipendiaten persönlich kennenzulernen: Am Samstag wird ab 16 Uhr im Café Swane Suppe gekocht. Ab 19.30 Uhr präsentieren die vier Stipendiaten aus 2018 in einer frei gewählten Form im Foyer des ehemaligen Schauspielhauses die Final Lectures zu ihren Stipendien, ab 22 Uhr wird der Abend mit einer Party beschlossen. Der Eintritt ist frei. Für die Veranstaltung im Café Swane wird um Anmeldung gebeten.