Kultur Unwahrscheinlichkeiten und überzogene Charaktere
Alexander Marusch, Gregor Sturm, Barbara Noth und Thomas Braus gaben im Kronleuchterfoyer des Opernhauses einen Einblick in die Produktion „Der Geizige“.
Es klingt nach einem großen Spaß, was die Wuppertaler Bühnen gerade einstudieren: Einblick in die kommende Produktion „Der Geizige“ von Molière gab das Team des Schauspiels kurz zwischen zwei Proben, und merklich wollten alle schnell zurück ins Getümmel. Spontane Einfälle im Spiel sind demnach nicht selten auf dem Weg zu dieser Premiere am 28. September, im Sinne des von der Regie verfolgten Mottos: „Eine Slapstick-Arie sondergleichen.“
„Knietief im Realismus kann das gar nicht funktionieren“, beurteilt Regisseur Alexander Marusch die Vorlage. Kein Wunder: Die Komödie des französischen Klassikers ist voll von Unwahrscheinlichkeiten und überzogenen Charakteren. Um die Titelgestalt, den despotischen Sparfuchs Harpagon (Stefan Walz), auszutricksen, setzen seine Kinder und zwei junge Paare auf seine wohlgehütete Geldkassette.
Doch die überdrehte Figurenkonstellation tut ein Übriges: Der alte, reiche Anselmo, den der Geizhals mit seiner Tochter verheiraten will, entpuppt sich als Vater von Élise und dem aus Liebe in seine Dienste getretenen Valère. Den Greis spielt hier übrigens die Schauspielerin Philippine Pachl.
Zentrale Idee der Inszenierung, verrät Dramaturgin Barbara Noth, ist aber die Verlagerung der Handlung in ein ganz besonderes Milieu - in die Welt des Theaters. Harpagon wird dabei zum Prinzipal eines Tourneetheaters, und sein bekannter Geiz zwingt hier zum Improvisieren: Alle müssen mitspielen, ob Tochter, Sohn oder Dienstpersonal, alle müssen jede Rolle spielen – und als Requisit muss alles herhalten, was von früheren Stücken noch übrig ist.
Immer wieder
ein Spiel im Spiel
Die Bühne, so viel wird verraten, wird zum Gutteil eine Hinterbühne zeigen, wo die zum Sparen gezwungene Truppe rund um die Aufführungen ihre familiären Turbulenzen erlebt. Im Wechsel springt der Fokus immer wieder auf ein „Spiel im Spiel“: Mal spielen Cléante und Co. als klamme Kompagnie eine Szene aus einer Tragödie, mal etwas Lustiges – während es kurz danach wieder um Ernst und Witz in ihrem Privatleben geht.
Die Beteiligten scheinen hoch zufrieden mit der Situation am Haus: So viele komödiantisch begabte Darsteller finde man nicht an jedem Theater, lässt Regisseur Marusch durchblicken. Und Bühnenbildner Gregor Sturm lobt für die Ausstattung: „Das Haus hat einen wunderbaren Fundus.“ Gut möglich, dass Zuschauer bei den Requisiten, mit denen Harpagons Leute sich gezwungenermaßen behelfen müssen, das ein oder andere Teil aus echten Inszenierungen der letzten Jahre wieder erkennen.
„Der Geizige“ von Molière feiert am Samstag, 28. September, um 19.30 Uhr im Opernhaus Premiere. Weitere Aufführungen laufen bis in den Februar hinein.