Kultur China als Land der Dichter und Denker

China als Land der Dichter und Denker.

Ostasien Verlag

Foto: Ostasien Verlag/WZ

Chinesisch inspirierte Liebesgedichte stellt der Neu-Wuppertaler Wulf Noll in seinem Lyrikband „Straße der Konkubinen“ vor, erschienen in der Reihe Phönixfeder im Ostasien Verlag. Darin vereint der 76-Jährige auf 72 Seiten drei sehr unterschiedliche Gedichtzyklen aus den vergangenen zehn Jahren. In „Mein Herz schlägt… qing...qing“ stellt er das traditionelle China-Bild gegen die moderne Wirklichkeit: So schreibt er, dass er „auf lange, schlanke Bambusstäbe/meine Gedichte ritzen“ will, doch „jetzt sitze ich/am Computer/und bediene/die Tastatur“. Noll schildert viele Naturszenen seiner Liebe, Mondsee, Palmen, Guilin-Berge. Die Angebetete erscheint entrückt, eher ein Phantasiewesen als eine wirkliche Frau. Im Mittelpunkt stehen die Gedanken und Gefühle des Verliebten, die Frage nach Nähe oder Ferne zwischen ihm und der Angebeteten.

Die acht Qingdao-Gedichte entstanden 2017 in der gleichnamigen chinesischen Hafenstadt und sind seinen Studentinnen gewidmet. Sie wirken weniger poetisch als die des ersten Zyklus‘, widmen sich Themen wie „Träume sind Schäume“. Viele dieser Gedichte drehen sich um die Frage, inwieweit das lyrische Ich Studentinnen lieben darf.

Ganz neu – von 2020 – sind die Gedichte der „Straße der Konkubinen“, die Wulf Noll in Düsseldorf im Rückblick auf seine Besuche in China schrieb und die vom chinesischen Lyriker Li Shangyin inspiriert sind. Sie haben einen eher erzählenden Charakter. Noll schildert die Sozhou-Market-Street, auf der „Hommes fatals und Femmes fatales aufeinandertreffen“, und die Geschichte dieser Liebesstraße. Dabei verweist Noll ständig auf andere Schriftsteller wie Pearl S. Buck, Heinrich Heine oder Du Fu. Viele dieser Verweise versteht der Durchschnittsleser nicht, muss im Anhang nachsehen, wer etwa Wei Hui ist und worauf sich die Bloomsbury-Formel bezieht. Noll bevorzugt die chinesische Lebensart: „Nicht Deutschland, China ist/das Land der Dichter und Denker,/die jungen Leute sind einfallsreich,/kennen Wörter wie Bildungsglück,/Bildungsduft und Bildung überhaupt“. Und er befindet: „Als Poet engagiere ich/mich für Revolutionen in/der Liebe“. Dabei schwebt er gewissermaßen immer über der Liebe, vergleicht, verweist, resümiert, hat eine eher philosophische Betrachtungsweise.