Kurt Erlemann: "Die Dreifaltigkeit ist ein Fürst-Pückler-Eis"
Kurt Erlemann nutzt gern bildliche Vergleiche. In der Vortragsreihe Unital erklärt er, ob die Dreifaltigkeitslehre noch aktuell ist.
Wuppertal. Die Dreifaltigkeit ist ein fester Bestandteil des christlichen Glaubens. Seit Jahrhunderten bilden Gott der Vater, sein Sohn Jesus Christus und der Heilige Geist eine selbstverständliche Einheit. Kurt Erlemann ist Professor für Evangelische Theologie an der Universität Wuppertal. Im Rahmen der Vortragsreihe Unital stellt er die Frage, ob die Dreifaltigkeit Gottes noch aktuell ist. Die Reihe wird von der Gesellschaft der Freunde der Bergischen Universität (GFBU) und der WZ veranstaltet.
Herr Erlemann, warum sollten wir über die Bedeutung der Dreifaltigkeit nachdenken?
Kurt Erlemann: Die Dreifaltigkeit ist ein zentraler Teil des kirchlichen Lebens, zum Beispiel beim Segen oder im Glaubensbekenntnis. Bei Taufhandlungen heißt es: „Ich taufe dich im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes.“ Wir nehmen die Dreifaltigkeit als selbstverständlich wahr; inhaltlich können wir uns aber wenig darunter vorstellen. Deshalb ist zu überlegen, ob und wie sich der Gedanke der Dreifaltigkeit heute vermitteln lässt.
Sie stellen in Ihrem Vortrag die Frage, ob die Dreifaltigkeit ein überholtes Lehrstück ist — eine Frage, die provoziert.
Erlemann: Die Frage ist bewusst so gestellt, um Neugier zu wecken. Sie ist von den Skeptikern übernommen. Es liegt mir aber weniger daran, die Lehre als überholt zu erweisen, als ihre Aussagekraft zur Sprache zu bringen.
Und wie funktioniert das?
Erlemann: Als Professor für Evangelische Theologie versuche ich zunächst, den Hintergrund der Lehre zu ergründen. Vor allem frage ich, was die Unterscheidung in Vater, Sohn und Geist bedeutet.
Gibt es darauf denn eine eindeutige Antwort?
Erlemann: Die Unterscheidung versucht, den biblischen Texten und den Handlungsweisen Gottes gerecht zu werden. Gott handelt als Schöpfer des Lebens, als fürsorglicher Vater, als geschwisterlicher Beistand und als Frieden schaffender Geist. Um es in einem Bild auszudrücken: Die Dreifaltigkeit ist wie ein Drei-in-eins-Gerät mit verschiedenen Funktionen. Ein Gehäuse beherbergt verschiedene Geräte mit je eigenen Funktionen. Die einzelnen Funktionen gehören zusammen und ergänzen sich. Ein anderes Beispiel wäre ein Fürst-Pückler-Eis, das sich aus Schokoladen-, Erdbeer- und Vanilleeis zusammensetzt. Einzeln schmecken diese Sorten auch gut, aber zusammen ergeben Sie ein einzigartiges Geschmackserlebnis. Erst das Zusammenspiel der drei Komponenten macht die Sache richtig rund.
Die Dreifaltigkeit als elektronisches Gerät oder als Fürst-Pückler-Eis — wie wichtig sind Ihnen solche bildlichen Vergleiche?
Erlemann: Es geht nicht ohne. Wenn Jesus von Gott redet, redet er auch ständig in Bildern. Bilder sind ein wichtiger Weg zum Verstehen unanschaulicher Zusammenhänge.