Lebensgefährlicher Fehlschuss: Schütze und Opfer vor Gericht

Warum ein Waffenliebhaber beinahe aus Versehen seine Freundin getötet hätte.

Wuppertal. Die Tatwaffe — eine restaurierte halbautomatische Mauser-Pistole — war eigentlich ein Geburtstagsgeschenk eines Remscheiders (46) an die Freundin. Doch in der Silvesternacht 2010/2011 wäre die Pistole der Frau (42) beinahe zum Verhängnis geworden.

Beim Feuerwerk auf einem Garagenhof in Ronsdorf-Linde wurde die Frau von einem Schuss getroffen. Das Projektil des Kalibers 7,65 durchschlug erst den Unterarm der Frau und drang dann in ihr Becken ein. In einer Notoperation retteten die Ärzte im Sana-Klinikum Remscheid der Frau das Leben.

Ein halbes Jahr später stehen sie und ihr Freund morgen vor dem Amtsgericht. Der Vorwurf: Verstoß gegen das Waffengesetz und fahrlässige Körperverletzung. Denn laut Anklage hat der Waffenverschenker den beinahe tödlichen Schuss abgegeben — offensichtlich jedoch aus Versehen. Und: Weder er noch seine Freundin hatten die Erlaubnis zum Besitz der Waffe.

Nach Ermittlung der Staatsanwaltschaft hatte der Mann im Silvester-Geknalle schon mehrfach unfallfrei in den Boden geschossen. Doch danach gab es Schwierigkeiten mit dem Laden und dem Abfeuern der Pistole. Das Entfernen eines ersten Blindgängers klappte wohl noch problemlos. Doch beim Versuch, die zweite Ladehemmung zu beheben, löste sich der Schuss und traf die eigene Freundin.

Jetzt liegt die Waffe in der Asservatenkammer der Kripo. Man darf davon ausgehen, dass das Gericht die Pistole am Donnerstag endgültig einziehen wird. Die Geschichte des Mauserfabrikats wirkt dabei genauso kurios, wie die Anklage. Ein Bekannter des 46-Jährigen soll die Waffe vor vielen Jahren in einem bislang nicht näher beschriebenen Waldstück gefunden haben. Der Finder überließ die Pistole dem Remscheider. Der — ein nach WZ-Informationen polizeilich bekannter und vorbestrafter Waffenliebhaber — restaurierte die Pistole und schenkte sie seiner Freundin.

Den beiden drohen jetzt Strafen von sechs Monaten bis zu fünf Jahren Haft. Die angeschossene 42-Jährige scheint nicht nachtragend zu sein. Wie die WZ erfuhr, sind die Angeklagten noch immer ein Paar. Für den Prozess ist ein Verhandlungstag geplant.