Die Lebenshilfe sucht Freiwillige „Mir gibt die Arbeit sehr viel zurück“

Wuppertal · Die Lebenshilfe in Wuppertal sucht Freiwillige, die helfen, Menschen mit Behinderung zu begleiten – zwei Ehrenamtlerinnen erzählen.

Petra Möbus hat Spaß, mit den Besuchern im Luisentreff Kuchen zu backen.

Foto: Andreas Fischer

„Happy Birthday to you!“ Alle Besucherinnen und Besucher des Cafés Luisentreff fallen in den Gesang ein, als Petra Möbus den Raum betritt. Und dann wird auch Fin, der weiße Großpudel von allen begrüßt. Die Ehrenamtlerin wird schon erwartet, denn heute steht im Luisentreff Kuchenbacken auf dem Programm – mit Petra Möbus. Sie ist eine von derzeit sechs Ehrenamtlern bei der Behindertenhilfeorganisation Lebenshilfe, die weitere Freiwillige sucht.

Petra Möbus (64) hat lange Erfahrung mit Menschen mit kognitiven Einschränkungen. Schon als Jugendliche hat sie Freizeiten begleitet. Viele Jahre später engagierte sie sich in der Schule ihrer Enkelin Leonie, die eine geistige Behinderung hat. Dort wurde eine „Vorlese-Oma“ gesucht. Weil Petra Möbus gerade wegen gesundheitlicher Probleme aus ihrem Beruf als Verwaltungsangestellte ausgeschieden war, dachte sie: „Das machst du mal.“ Und hatte dabei so viel Spaß, dass sie auch dabei blieb, als Leonie die Schule verließ.

Beitragen, dass andere ein normales Leben führen können

Sie pausierte, als sie Pudel Fin aufnahm, nahm sich Zeit das Zusammenleben mit dem Hund zu trainieren. Und fing dann an, die inzwischen erwachsene Leonie von ihrer Wohngruppe am Mastweg zum Luisentreff zu fahren, dem Café der Lebenshilfe an der Luisenstraße. In den hellen freundlichen Räumen können behinderte und nicht behinderte Besucher bei einem Getränk zusammensitzen, in Nebenräumen ist Platz für Aktivitäten von Bingo bis Basteln.

Aus dem Fahrdienst für die Enkelin wurde mehr, denn Petra Möbus nahm immer wieder auch weitere Bewohner mit, nutzt dafür inzwischen auch mal ein großes Auto der Lebenshilfe. Und begleitet nun immer freitags im Café die Aktivitäten.

Für ihren Geburtstag, den sie gar nicht so wichtig nimmt, steht das Backen eines Zitronenkuchens auf dem Programm. Während Lebenshilfe-Mitarbeiterin Mhenni Shahira eine Liste der Zutaten und der nötigen Geräte vorliest, tragen die Cafébesucher in der voll eingerichteten Küche alles zusammen. Und machen sich an die Arbeit: wiegen Mehl und Butter, reiben einer Zitrone die Schale ab. Und Petra Möbus plaudert fröhlich mit allen. Sie ist beliebt bei den Besuchern: „Petra ist gut, die bastelt immer mit“, sagt etwa Rolf-Peter Kortweg. Und Sahra Abbas findet: „Sie ist eine tolle Oma. So eine Oma würde ich auch gern haben.“

Petra Möbus selbst sagt: „Ich habe immer sehr viel Spaß. Mir gibt die Arbeit hier viel zurück.“ Es freut sie, dazu beitragen zu können, den Menschen ein „normales“ Leben mit Treffen im Café zu ermöglichen. Sie schätzt die „Herzlichkeit und Freude“ und die direkte Art der Menschen, die sie begleitet: „Die sagen immer die Wahrheit, zum Beispiel, wenn man nicht gut aussieht. Das ist toll.“

Die Direktheit von Menschen mit geistiger Behinderung gefällt auch Christa Thäwel. Die pensionierte Grundschulleiterin kommt zweimal pro Woche in die Lebenshilfe-Werkstatt in Cronenberg, begleitet die Sportgruppe und ein Bastelangebot. Dass sie in ihrem Berufsleben schon mit Kindern mit geistiger Behinderung zu tun hatte, helfe ihr, keine Berührungsängste zu haben: „Die Emotionen kommen sehr direkt.“ Die Werkstattbesucher umarmten sie schon mal spontan. Sie findet: „Das ist auch das, was Spaß macht.“

Auf dem Waldspaziergang, der beim WZ-Besuch auf dem Programm der Sportgruppe steht, hakt sie sich kurzerhand bei einem Teilnehmer ein, der wegen Fußproblemen nicht so gut mitkommt. Motiviert ihn, bis zum nächsten Stopp durchzuhalten und bleibt bei ihm, als er doch eine Pause braucht. Zwischendurch erzählt sie ihm und weiteren Teilnehmern von ihrem Hund, der sie nicht zu ihrem Einsatz begleitet.

Weil Christa Thäwel beim Spaziergang dabei ist, kann Sporttherapeutin Katharina Müller mehr Teilnehmer mitnehmen. Denn sie weiß die Langsamen bei ihr in guten Händen, kann mit den Fitteren an der Wegkreuzung schon mal ein paar Fitness-Übungen machen, bis der Rest nachkommt. 13 Teilnehmer hat der Rundgang heute, allein hätte sie nur acht mitnehmen können.

Christa Thäwel hat nach einer Aufgabe gesucht, als sie in Pension ging. „Ich habe ein gutes Leben gehabt, will etwas weitergeben.“ Das Angebot kam über die Ehrenamtsagentur „Zentrum für gute Taten“, gesucht wurde eine Schwimmbegleitung. Sie wurde dann gefragt, ob sie auch bei anderen Sportangeboten sowie in der Bastelgruppe mitmachen würde.

Zunächst hat sie hospitiert, um zu testen, ob ihr die Arbeit liegt. Und geklärt, ob sie auch mal absagen kann. Denn manchmal besucht sie ihre Kinder, kann dann montags nicht. „Das ist dann kein Problem.“ Inzwischen weiß sie: „Man hat Spaß und man bekommt etwas zurück.“ Sie mag die Frotzeleien untereinander. Merkt, dass sich persönliche Kontakte entwickeln. Und hat das Gefühl: „Ich tue etwas Sinnvolles.“