Ersatzteile zurzeit kaum zu kriegen – Wartezeiten von aktuell bis zu zwei Jahren Lieferschwierigkeiten im Wuppertaler Fahrradhandel

Cronenberg · Das sonnige Frühlingswetter verbringen viele Menschen gern im Freien, besonders auf dem Fahrrad. Wer jedoch zurzeit sein Rad reparieren lassen oder sich gar ein neues zulegen will, muss aktuell mit langen Wartezeiten rechnen.

 Hiesige Fahrradbegeisterte müssen momentan teils lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Hiesige Fahrradbegeisterte müssen momentan teils lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

Foto: dpa/Hendrik Schmidt

Bundesweit kommt es zu Lieferengpässen. Auch Fahrradgeschäfte in Cronenberg und Ronsdorf sind von den Schwierigkeiten betroffen.

„Komplette Fahrräder sind kaum lieferbar“, so Uwe Stiefeling, Ladeninhaber von Horst Stiefeling Fahrräder in Cronenberg. Auch Ersatzteile wie Reifen oder Zahnkränze, also der Teil, wo die Fahrradkette drüber läuft, seien schwierig zu bekommen. Die Lieferengpässe seien etwa drei Monate nach dem Beginn der Pandemie akut geworden und hielten bis jetzt an. Schwerwiegend dafür seien die coronabedingten, zeitweisen Schließungen von Werken in Fernost. Ersatz findet man auf dem europäischen Kontinent schwer. „In Europa wird nichts mehr produziert“, so Stiefeling.

„Wenn ich jetzt Teile bestelle, dauert die Lieferzeit bis zu zwei Jahre“, erzählt Dennis B., Mitarbeiter bei Fahrrad Wildmann. Auch sei die Nachfrage gestiegen, als die Spritpreise besonders hoch waren. Lieferschwierigkeiten gäbe es „querbeet“ bei den Ersatzteilen.

Laut Ludger Vortmann, Referent für Presse und Öffentlichkeitsarbeit beim ADFC NRW, sind mehrere Faktoren bei den Lieferengpässen zu berücksichtigen. „Radfahren ist so populär wie noch nie“, erzählt er. „Der Boom hält an und man kommt mit der Produktion nicht hinterher“.

So seien in Asien aufgrund der Pandemie viele Produktionsstätten geschlossen gewesen. Darüber hinaus gab es im vergangenen Jahr die Schwierigkeit, dass ein Containerschiff vorübergehend den Suezkanal  und damit eine wichtige Handelsroute versperrt hatte. Auch der Angriffskrieg in der Ukraine habe Auswirkungen auf die Lieferungen von Fahrradteilen, so sei der Güterverkehr mit der Bahn aus Asien über Russland  schwierig geworden oder komplett zum Erliegen gekommen. Wenn dann neue Teile einträfen, würden diese oft in neuen Fahrrädern verbaut, anstatt zur Reparatur genutzt werden. Unterm Strich würden die Herstellung und Transport für komplette Fahrräder und für Teile teurer werden.

Laut Vortmann wollen nun viele Produzenten wieder verstärkt in Europa oder sogar in Deutschland produzieren. „Hier brauchen wir unbedingt Fachkräfte, wie zum Beispiel Fahrradmechatroniker“, so Vortmann. Das Berufsbild habe sich auch in den vergangenen Jahren verändert. Aufgrund des hohen Anteils an E-Bikes müsse man auch technikaffin sein.

Doch gäbe es Alternativen. So seien Gebrauchträder oder gebrauchte E-Bikes eine Möglichkeit für Verbraucher, die aktuell von den Lieferengpässen betroffen sind. „Viele gebrauchte Räder waren Dienstleasing-Räder und sind nur drei Jahre und oft nur kurze Strecken gefahren“, sagt Vortmann. Da seien die Akkus und Reifen mitunter noch in einem guten Zustand, sodass sie gute Alternativen zum Neukauf seien. Verbraucher sollten bei ihren Händlern mal nach Gebrauchträdern fragen, ferner könne man sich auch an Radstationen an Bahnhöfen informieren.

Insgesamt erfreut sich das Fahrrad als Fortbewegungsmittel immer größerer Beliebtheit. „Wir merken, dass immer mehr Menschen nachhaltig unterwegs sein wollen“, so Vortmann. „Das Fahrrad hat große Vorteile gegenüber dem Auto: Es ist leise, stößt keine Schadstoffe aus, fördert unsere Gesundheit und nimmt nur wenig Platz weg.“ Vor allem im Hinblick auf die gestiegenen Spritpreise würden somit immer mehr Menschen umsteigen wollen.