Lina und Marie stricken für ein buntes Luisenviertel

Die beiden Schülerinnen verschönern Pfeiler, Geländer und mehr mit Kunstwerken aus bunter Wolle.

Elberfeld. Sie bringen Farbe in die Straßen. Graue Geländer oder Pfosten werden auf einmal zum Hingucker: In blau, rot oder gelb erstrahlen sie, mit Punkten, Streifen, Fischen oder Blumen — wenn man genau hinguckt, gibt es viel zu entdecken auf den sogenannten Strick-Graffiti. Die Freundinnen Lina Masek und Marie Tacke stricken unter ihrem Decknamen Maschenmata, was das Zeug hält. Aber keine Pullover oder Socken, wie es von Großmuttern bekannt ist — sie stricken alles in der Stadt ein, was sonst übersehen wird.

„Wir haben im Februar damit angefangen“, sagt die 17-jährige Lina. Seitdem wundert sich der eine oder andere Passant auf der Luisenstraße, wer da heimlich die sogenannten Tags aus Wolle hinzaubert. „Meistens bringen wir sonntags früh die Tags an — dann ist hier keiner auf der Straße“, erzählt Marie. Zuhause fertigen sie die einzelnen Strickmäntelchen an, vor Ort werden diese dann nur noch um das trostlose Objekt genäht. „Wir stricken im Unterricht, im Bus oder zu Hause — immer mal wieder ein Stück“, sagt Lina. „Oft strickt meine Oma auch die Grundlage und wir verzieren es. Sie ist schneller“, fügt Marie hinzu.

Woher die Idee kommt? Sie ist mit einer Trendwelle 2010 aus Texas nach Europa geschwappt. Erst wurde in Frankfurt am Main gestrickt, dann in Berlin, Bochum und München. „Wir haben es in einem Buch gesehen und fanden es cool“, sagt Lina. In Wuppertal gab es noch keine Strick-Graffitis — also haben sich die Schülerinnen gedacht: „Dann machen wir es selbst.“

Zu Beginn erwartete sie aber eine Enttäuschung. Der erste Tag wurde nach kurzer Zeit schon wieder abgerissen: „Das war in Unterbarmen“, erinnert sich Lina. Also wichen sie ins Luisenviertel aus, wo ihre Strickereien auf volle Zustimmung treffen. „Viele gucken erst komisch, aber dann freuen sie sich.“ Etwa 50 Graffitis hängen mittlerweile schon im Viertel. Andere Strickkünstler haben sich bereits angeschlossen. Ob ganze Laternenmasten oder nur ein kleines Detail am Straßenrand — die beiden lassen den Einkaufbummel zur Entdeckungstour werden: „Es lässt die Stadt einfach lebendiger und bunter wirken.“