Der Weg zum Ironman: Jeder Meter eine Tortur

Fast hätte er aufgegeben: Doch der Triatleth Alfred Honermann quälte sich in Kanada wie noch nie und löste das Ticket für den Ironman Hawaii.

Wuppertal/Penticton. Er ist eine Sportlegende, aber nun hat Alfred Honermann seiner sportlichen Karriere noch ein weiteres Kapitel hinzugefügt. Vor wenigen Tagen qualifizierte sich der 60-Jährige für den Ironman Hawaii (9. Oktober). Bereits zum dritten Mal schaffte der Dönberger dieses Kunststück. Aber so schwer wie in diesem Jahr fiel ihm die Qualifikation noch nie. "Wenn ich daran zurückdenke, fröstelt es mich sofort", atmet Honermann durch, während er in einem Wuppertaler Cafe an einem heißen Glas Tee nippt. Niemals zuvor hatte der Routinier des Tri Clubs einen Langdistanz-Triathlon aufgegeben. Doch diesmal war er nur Millimeter davon entfernt. "Es war eine Momententscheidung weiterzumachen."

Perfekt vorbereitet ging er beim Ironman Canada in Penticton (30.000 Einwohner-Gemeinde nahe Vancouver) an den Start. Es ist sein Lieblings-Triathlon, bei dem er bereits die ersten beiden Hawaii-Tickets gebucht hatte. "Ich mag diesen Wettkampf besonders. Der ist so unglaublich familiär und die Triathleten werden umsorgt wie sonst nirgendwo", sagt Honermann.

Nach einer soliden Schwimmleistung (1:07Stunden für 3,8 km im Okanagan Lake) trat der Wuppertaler auf seinem Rennrad mächtig in die Pedale. Bei auffrischendem Wind blieb das Quecksilber unter der 15 Grad-Marke hängen. Als es in die Berge ging, verschlechterten sich die Bedingungen. Starke Böen machten dem Altmeister schwer zu schaffen, für das wunderschöne Panorama von British Columbia hatte er keinen Blick. Vor allem auf den Abfahrten wurde es heikel. "Ich hatte mein Bike nicht mehr richtig im Griff und geriet teilweise mächtig ins Wackeln, so dass ich richtig Angst bekam", berichtet Honermann. Als Starkregen einsetzte, fielen die Temperaturen auf sieben Grad. Sein Puls (im Wettkampf normalerweise über 140) sank auf unter 100 Schläge die Minute. Jeder Meter wurde zur Tortur. "Ich war wirklich gefrustet. Auf der letzten Abfahrt hatte ich mir vorgenommen: Sollte es unten in Penticton ebenfalls regnen, steige ich aus", erinnert sich Honermann.

Als er in die Wechselzone einbog, war es trocken. Also rein in die Laufschuhe und ab auf die Strecke. Honermann wähnte sich auf Platz fünf. Rang zwei war nötig für den Traum von Hawaii. Der Asket mobilisierte noch einmal alle Reserven. Die ersten beiden Konkurrenten hatte er schnell eingeholt. Neun Kilometer vor dem Ziel schnappte er sich an einem Anstieg auch noch den bis dahin Zweitplatzierten Kanadier. "Meine Trainingsläufe zum Langenberger Sender hoch haben sich da ausgezahlt", sagt Honermann, der nach dem Zieleinlauf sofort ins nur 100 Meter entfernte Hotel weiterlief.

"Ich habe mich dann erst mal eine Stunde lang in die Badewanne gelegt und wieder aufgewärmt. Ich war so fix und fertig, dass ich im Ziel nicht einmal nachgefragt hatte, ob ich tatsächlich Zweiter geworden bin", sagt Honermann und gibt zu: "Wahrscheinlich wäre ich tatsächlich ausgestiegen, wenn ich nicht daran gedacht hätte, wie viele Freunde und Leute aus meinem Verein im Internet mitfiebern und mir die Daumen drücken."