Deutsche Kurzbahnmeisterschaften: Topzeiten und ein großer Abschied
Sarah Poewe stiehlt für einen Moment Britta Steffen & Co. die Show.
Wuppertal. Ihre sportlichen Höhepunkte hatten die Deutschen Kurzbahnmeisterschaften in der am Wochenende gut gefüllten Schwimmoper mit Favoritensiegen und Klassezeiten.
Etwa von Britta Steffen (50 m Freistil), Jenny Mensing (200 m Rücken), Paul Biedermann (400 m Freistil) oder Steffen Deibler (50 m Freistil), aber auch den überraschenden Erfolg von Brustschwimmer Marco Koch, der über 200 m Schmetterling die Elite düpierte und seinen dritten Titel in Wuppertal einheimste.
Für den emotionalen Höhepunkt sorgte vor 800 Sportlern und gut 600 Zuschauern auf den steilen Tribünen aber am Samstag eine Wuppertalerin: Sarah Poewe wurde nach ihrer fast 20-jährigen internationalen Karriere, in der sie zuletzt zehn Jahre lang für die SG Bayer schwamm und an vier Olympischen Spielen teilnahm, verabschiedet.
Oberbürgermeister Peter Jung und andere Ehrengäste würdigten dabei die Verdienste der sympathischen 29-Jährigen, die neben vielen nationalen Titeln auch internationale Medaillen geholt hat und damit ein exzellentes Aushängeschild für Wuppertal und den deutschen Schwimmsport war.
„Taschentuchalarm“ gab es, als Poewe selbst das Mikro ergriff. Sie hatte sich fein säuberlich notiert, wem sie alles zu danken hatte und vergaß von ihrer Familie und ihren ehemaligen Trainern in ihrer Heimat Südafrika, über Manfred Thiesmann, der sie dem SV Bayer empfohlen hatte, bis zu ihren Teamkollegen, den Bayer-Verantwortlichen um Simone Osygus, dem Wuppertal-Marketing und ihrem letzten Trainer Farshid Shami niemanden.
„Es war ein großes Risiko für mich, vor Olympia ganz nach Wuppertal zu kommen und mit einem neuen Trainer noch einmal so hart zu trainieren, aber es war eine der besten Entscheidungen meines Lebens“, sagte die 29-Jährige strahlend. Dass sie in diesem Alter noch einmal eine Bestzeit geschwommen sei, nannten auch viele ihrer Teamgefährten im Verein und in der Nationalmannschaft „Wahnsinn“. Außerdem sei ihre Fröhlichkeit immer ansteckend gewesen.
Dass sie einen Job bei Kommunikationsspezialist Riedel und viele Freunde in Wuppertal habe, habe ihr den Abschied vom Schwimmsport und damit einem großen Kapitel ihres Lebens erleichtert, versicherte sie.
Lukas Nattmann, nach dem Weggang von Poewe und Christian vom Lehn jetzt Vorreiter im blutjungen Team des SV Bayer Wuppertal, musste sich ein paar Tränen aus den Augen wischen, während er sich hinter den Kulissen auf sein nächstes Rennen vorbereitete.
Anschließend setzte er diese Emotion in positive Energie um, denn seine Bronzemedaille über 100 m Lagen kam überraschend, unterstrich aber, dass er eine gute Entwicklung genommen hat, obwohl er mit Studium und Schwimmen derzeit zweigleisig fährt.
Vor allem dank Nattmann und dem Dormagener Christoph Fildebrandt durfte die SG Bayer im Endeffekt trotz des zu spürenden Umbruchs noch fünf Medaillen bejubeln. Neben Nattmanns überraschendem Gold über 50 Meter Rücken, wo er, wie berichtet, zeitgleich mit Stefan Herbst und Jan-Philip Glania angeschlagen hatte, seinem Lagen-Bronze und dem dritten Platz der 4 x 50-Meter Freistilstaffel, gab es durch Olympiateilnehmer Fildebrandt noch Gold und Silber.
Über 100 m Freistil verteidigte der 23-Jährige seinen Titel, über 50 Meter schlug er am Sonntag nur knapp hinter Steffen Deibler, einem weiteren Star der Titelkämpfe, an.
Auf Wiedersehen in der Schwimmoper 2013 hieß es nach einem Dank an das Organisatoren-Team um Simone Osygus.