Wintersport Eger ist der Schnellste im Eiskanal

Wuppertal/St. Moritz · Der Wuppertaler beherrscht seit Jahren die Konkurrenz auf der legendären Natureisbahn in St. Moritz.

Kopfüber in den Eiskanal: Magnus Eger schiebt seinen Schlitten an, mit dem er auf der Bahn in St. Moritz Rekorde aufstellt.

Foto: Ryan Larraman/RYAN LARRAMAN

Während in Wuppertal von Winter derzeit keine Spur ist, gleicht St. Moritz einem Wintermärchen. Und das genießt der Wuppertaler Magnus Eger nicht nur wegen des Wetters in vollen Zügen. „Ich bin dieses Jahr in einer ausgezeichneten Form“, schwärmt der 37 Jahre alte Immobilienexperte, der seit 12 Jahren zu den waghalsigen Piloten gehört, die sich im Skeleton-Schlitten kopfüber die Natureisbahn des Sankt Moritz Tobogganing Clubs hinterstürzen - den legendären Cresta Run.

Zum zweiten Mal nach 2014 hat Eger gerade den Curzon Cup gewonnen, eines der Major Rennen des Clubs, an dem mit Lord Clifton Wrottesley und Pascal Oswald zwei ehemalige Skeleton-Weltcup- und Olympia-Fahrer und mit J.J. Buff ein aktueller Europacup-Fahrer teilnehmen. Das unterstreicht den sportlichen Wert der Veranstaltung, der neben dem gesellschaftlichen - früher fuhr auch Playboy Gunther Sachs mit - eine immer größere Rolle spielt.

Eger: „Ich bin in einer
ausgezeichneten Form.“

Eger gewann diesmal fünf der sechs Läufe, die zum berühmten Curzon Cup gehören, fuhr mit 41,27 Sekunden die Bestzeit vom Startpunkt „Junction“, welcher auf zwei Dritteln der Eisrinne gestartet wird. Erst zum Ende der Saison, wenn die Fahrer sich mit der Strecke und ihren Tücken intensiv vertraut gemacht haben, wird der Start weiter nach oben verlegt. Anfängern ist der Start von „Top“ verboten. Mit 78,66 Miles per Hour, gut 126 Stundenkilometern, wird Eger in den Läufen um den Curzon Cup als der Fahrer mit der Höchstgeschwindigkeit geführt.

Da zahlt sich neben dem Mut, den die Engländer, die das waghalsige Vergnügen Ende des 19. Jahrhunderts als Urlaubsvergnügen initiierten, an die erste Stelle setzten, und Egers fahrerischem Können auch die Schlittentechnik aus. Und da vertraut Eger ganz auf seinen bayrischen Schlittenbauer Willi Schneider, der jedes Jahr mit neuen Ideen die letzten Hundertstelsekunden rausholt und auch für die russische Nationalmannschaft das Material stellt. So wurde mit Egers Schlitten Alexander Tretjakov 2014 in Sotschi Skeleton-Olympiasieger.

Eger: „Wir haben die Kufen nur leicht verändert.“ Besonders stolz ist er darauf, dass er vom Startpunkt „Junction“ seit Anfang 2017 den Bahnrekord hält. Als erster Fahrer überhaupt war er damals unter der magischen Grenze von 41 Sekunden die Strecke hinabgerast und konnte damit den 18 Jahre alten Streckenrekord von Jogi Badrutt egalisieren.

Wie schnell die Bahn ist, hängt natürlich stark von den äußeren Bedingungen ab. „Ist es zu warm, drückt man sich tief ins Eis ein, ist es zu kalt, bleibt man fast kleben“, beschreibt Magnus Eger die Extreme. Bei aktuell minus neun Grad herrschen da optimale Bedingungen. Gefahren wird auf dem Cresta Run ohnehin immer nur bis mittags und von Ende Dezember bis Anfang März.

Da ist Eger dann fast an jedem Wochenende bei einem Rennen dabei. Am Wochenende vor dem Finale des Curzon Cups hatte er bereits den Heaton-Gold-Cup gewonnen. Eger, der seit zwölf Jahren in St. Moritz durch die Eisrinne rast, gewann den aus echtem Gold bestehenden Wanderpokal als erster Deutscher in der knapp 140-jährigen Sportgeschichte überhaupt und jetzt bereits zum sechsten Mal.

„Top Bedingungen, super Schnee, knackig kalt“, schwärmt Eger von den Gegebenheiten in St. Moritz, wo er durch seine Eltern schon seit der Kindheit beheimatet ist. Wie ein Urlaub sind die Cresta-Run-Rennen für ihn allerdings nicht, denn ohne fleißiges Training könnte er sicher nicht so erfolgreich sein. Und bei aller Routine: Fehler verzeiht die Natureisbahn nicht.