Im Galopp durchs Gelände - Wuppertals großes Vielseitigkeitsturnier

Das Vielseitigkeitsturnier des Wuppertaler Reit- und Fahrtvereins besticht durch die anspruchsvolle Strecke.

Wuppertal. „Nicht so schnell“, rufen Leonie und Marthe Pferd und Reiterin zu, die da gerade im Galopp um die Waldecke biegen, auch wenn das Duo sie nicht hören kann. Vor Hindernis sechs und sieben, zwei dicken Stämmen, die nacheinander nach einer 90-Grad-Kurve übersprungen werden müssen, ist schon so manches Pferd weggerutscht. Die beiden Jugendlichen sind Hindernisrichterinnen auf der Geländestrecke beim Vielseitigkeitsturnier des Wuppertaler Reit- und Fahrvereins und fiebern mit. Schließlich gehören sie selbst zum Reitnachwuchs des Clubs.

Alles geht gut. „Nummer 45 hat Hindernis sechs und sieben fehlerlos übersprungen“, melden sie über Funk zur Turnierleitung. Zum Glück bleiben Stürze heute die absolute Ausnahme, auch wenn es eine Reihe von Verweigerungen gibt.

„Die Geländestrecke soll ja selektiv sein, ohne dabei gefährlich zu werden“, sagt Rainer Schmitt-Sasse, Sportwart und selbst erfolgreicher Reiter des Traditionsvereins in der Gelpe. Der Wechsel zwischen Wald und Wiese, Bergab- und Bergaufstrecken und verschiedenen Untergründen macht die Charakteristik des alljährlichen Frühjahrsturniers aus.

Wohl deshalb kommen regelmäßig Reiter aus ganz NRW in die Gelpe. Mit Mannschaftsolympiasiegerin Ingrid Klimke hatte diesmal gar eine ganz prominente im Vorfeld zwei Nachwuchspferde genannt, die Startoption aber letztlich dann doch nicht wahrgenommen. „Das kommt vor. Bei 68 Nennungen für die A-Vielseitigkeit am Samstag und gut 50 für die E-Prüfung am Sonntag sind wir mit den letztendlich 54 beziehungsweise 37 Startern sehr zufrieden“, erklärt Schmitt-Sasse.

Mit Sophie Leube siegte am Ende die Bereiterin von Ingrid Klimke in der ersten Abteilung der A-Vielseitigkeit und hat einen deutlichen Punktevorsprung vor Luisa Dahlmanns vom Gastgeberverein. Die 18-Jährige liegt auf Sally in der zweiten Abteilung vorn, sogar noch vor Schmitt-Sasse, der nach Klasse-Geländeritten mit Coleoni einen dritten und mit Limbo einen fünften Platz belegt. 3:37 und 3:38 Minuten hat er benötigt, um den 1920 Meter langen und mit 20 Hindernissen bestückten Geländeparcours fehlerfrei zu bewältigen, und ist auch mit Dressur und Springen zufrieden.

Zu den Ausfällen auf der Geländestrecke gehört Ingrid Klimkes Ehemann Andreas Busacker, der kurz vor dem Ziel am „Steg im Wasser“ scheitert. Sein Nachwuchspferd verweigert dreimal den Sprung ins teilweise verdeckte Nass. Das heißt: Disqualifikation. Das Hindernis 18, bei dem man über einen Holzsteg in eine große Pfütze springen muss, ist neu hinzugenommen worden.

„Wir versuchen, jedes Jahr ein bisschen zu verändern“, sagt Schmitt-Sasse, wobei die Tücke im Detail liege. Schräg versetzte und schmale Hecken etwa, sehen nicht so schwer aus, sind aber technisch sehr anspruchsvoll zu überspringen. Da kommt es auf eine gute Besichtigung der Strecke und reiterliches Können an.

Für Leonie und Marthe ist nach knapp vier Stunden ihr Job als Hindernisrichter getan. Den Rest — die Auswertung der Ergebnisse — erledigt die Turnierleitung. Dass die A-Prüfung des Wuppertaler Turniers gleichzeitig als Qualifikation für das Bundesnachwuchschampionat für Reiter bis 15 Jahre zählt, zeigt, wie anerkannt die Veranstaltung ist.