Ultra-Marsch-Experte Jannik Giesen war in Duisburg am Start und ist auch zu Fuß dorthin gelaufen Wenn der Marsch zum Marsch zum Plan gehört
Wuppertal · „Verrückte Pläne zu haben ist eine Sache, sie dann in die Tat umzusetzen, eine andere“, sagt Jannik Giesen.
Der für seine Ultramärsche bekannte Wuppertaler hat es wieder mal getan. Der 32-Jährige, regelmäßiger Teilnehmer bei Wuppertaler Mammumutmärschen über 100 Kilometer, vor drei Jahren zu Fuß von Wuppertal nach St. Petersburg gegangen und im vergangenen Jahr bei einem individuellen Mammutmarsch-Event mit 220 Kilometern in 36 Stunden allen Teilnehmern weit enteilt, hat am vergangenen Wochenende am „kleinen“ Mammutmasch NRW in Duisburg teilgenommen. 55 Kilometer - für andere eine Herausforderung, für ihn aber eigentlich nur eine Distanz zum warm werden.
Und so hatte sich Giesen entschlossen, auch den An- und Abmarsch zu Fuß in Angriff zu nehmen. Macht noch zwei Mal 42,5 Kilometer obendrauf, zusammen also 140 Kilometer, was schon eher in das Giesen’sche Profil passt. „Als jemand, der gern Fernwanderungen startet oder beendet, frage ich mich häufig, warum man mit Auto, Bahn oder Bus dorthin fahren sollte und nicht gleich den ganzen Weg zu Fuß geht. Mit dieser Aktion wollte ich zeigen, dass es möglich ist“, so Giesen. Allerdings nur, wenn man so gut vorbereitet ist wie der 32-Jährige, den man im Stadtgebiet immer nur zu Fuß und in strammem Schritt begegnet - möchte man anfügen.
Die Planung für sein Vorhaben hatte er auf einem Bierdeckel skizziert: Die schlicht klingenden Punkte: 2.30 Uhr Abmarsch in Wuppertal, 8.30 Uhr Ankunft im Duisburger Landschaftspark Nord, dort um 9 Uhr Start mit den insgesamt 4700 Teilnehmern, die aber - nach einem freudigen Willkommen mit zahlreichen Bekannten - schon nach wenigen Kilometern nur noch Giesens Hacken sahen. Um die geplante Ankunftszeit von 16 Uhr zu erreichen, musste er schließlich ein Stundenmittel von 7,9 Kilometern als Tempo anschlagen. Für 16.30 Uhr war dann schon der Aufbruch zum Rückmarsch geplant, um gegen 23 Uhr endlich zu Hause die Füße hochlegen zu können. Wie bei allen seinen Vorhaben hielt sich Giesen an die Devise: Lange Rastzeiten zwischendurch sind tödlich. Am Ende hatte er seinen eigenen Plan fast minutiös eingehalten, für die 140 Kilometer netto 19 Stunden benötigt, bei ingesamt 20 1/2, die er unterwegs gewesen war. Dabei gab es durchaus „Tiefs“ auf der Strecke, wie er einräumt. So habe er nach 30 Kilometern des Mammutmarsches „etwas den Rhythmus verloren und dann 15 Kilometer richtig gelitten.“ Auch der Rückweg sei eine harte Nummer gewesen, weil die Zeit einfach nicht habe vergehen wollen. Doch Zweifel, es nicht zu schaffen oder Gedanken an Aufgabe, gibt es für Giesen nicht. Die Fähigkeit, diese einfach auszuschalten, ist bei ihm über die vielen Fernwanderungen gewachsen. Man darf sicher sein: Das nächste Mammutzprojekt kommt bestimmt. Bis zum Mammutmarsch in Wuppertal im September plant er den Bödefelder Hollenmarsch im Sauerland (100 km), den Kölnpfad Ultra (171 km), den GR20 auf Korsika und die Wanderweltmeisterschaft auf dem Rennsteig (170 km). Verrückt, oder?
Den Mammutmarsch NRW mit Start und Ziel am Bahnhof Wichlinghausen an der Nordbahntrasse gib es wieder am 10. September. Knapp 2000 Starter hat es dort schon gegeben. Die 100-Kilometer-Strecke führt in großem Bogen zurück.
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