Radsport Michael Hokkeler lässt die 54er Rad-WM noch mal aufleben

Solingen · Der ehemalige Topschwimmer ist jetzt begeisterter Radfahrer und die ehemalige WM-Strecke auf dem Klingenring nachgefahren.

Im Trikot der Marke Louison Bobet, passenderweise dem Modell „Solingen 54“, fuhr Hokkeler die Rad-WM von damals nach.

Foto: Jan Gathmann

Sein Weg zur Arbeit beträgt rund 35 Kilometer. Morgens geht’s für Michael Hokkeler von Köln nach Bonn, wo der gebürtige Solinger im Vertrieb der Deutschen Post angestellt ist, und abends wieder zurück. So weit, so gewöhnlich. Doch ganz umweltbewusst legt der 49-Jährige diese Strecke nicht etwa mit dem Auto zurück, sondern Kraft seines Körpers. Kenner des Solinger Sports könnten nun vermuten, er würde den dafür geografisch günstigen Verlauf des Rheins nutzen, schließlich gehörte Hokkeler in Jugendjahren zu den besten Brustschwimmern Deutschlands. Zweimal, 1983 und 1984, hatte er sich über die 200 Meter den DM-Titel gesichert. Doch mittlerweile ist aus ihm ein passionierter Radfahrer geworden, der täglich bei Wind und Wetter per Pedale pendelt. Der Gedanke an den Klimawandel ist dabei das eine. „Aber ich fahre einfach auch gerne Rad“, sagt Hokkeler. Zudem sprächen viele Argumente wie die tägliche Bewegung, der unkalkulierbare Verkehr rund um Köln und die Gespräche mit wechselnden Mitfahrern auf der Strecke für die umweltschonende Fahrt zur Arbeit.

Ein wenig schmunzelnd blickt Hokkeler auf seine Teenagerzeit zurück, als er im Alter von 13 und 14 Jahren auf einer Erfolgswelle schwamm. „Ich habe von meinem Talent gelebt“, erzählt der frühere Ohligser und Aufderhöher. Nach seinen beiden DM-Titeln entschied sich Hokkeler aber gegen den Leistungssport. „Ich hätte den Verein wechseln müssen. Aber das war nicht mein Ding.“ Nach dem Abitur verschlug es Hokkeler fürs Studium (Raumplanung) nach Dortmund und beruflich 2002 nach Köln. Dort lernte er schnell viele Radsportbegeisterte kennen, mit denen er sich zum Wintertraining verabredete. Daraus entstand 2011 der Verein RTC DSD, was für „Da Simmer Dabei“ steht und bei dem Hokkeler das Amt des Vorsitzenden bekleidet. 

Für sich entdeckte er die längeren Strecken. „Alles ab 200 Kilometern“ reize ihn. Viermal nahm er schon am Styrkepröven, dem Radmarathon von Trondheim nach Oslo, teil, bei dem es 540 Kilometer zurückzulegen gilt. Hokkeler: „Das sind so meine Geschichten.“ Apropos Geschichten: Seit knapp zwei Jahren schreibt der gebürtige Solinger auch für das Fachmagazin Rennrad-News. Regelmäßig testet er neue Räder und Strecken. Im Zuge dessen verschlug es Hokkeler im Sommer auch mal wieder in seine Heimatstadt, wo er sich einem spannenden Projekt widmete. 65 Jahre nach der Straßenrad-WM auf dem Klingenring fuhr er den 15 Kilometer langen und mit 300 Höhenmetern anspruchsvollen Kurs nach. 16 Runden galt es zu absolvieren, was in der Summe 240 Kilo- und über 5000 Höhenmeter bedeutete. Doch nicht nur das: Hokkeler fuhr die komplette Strecke im Wechsel mit dem aktuellen Weltmeisterrad aus dem Hause Canyon und mit einem zeitgenössischen Rad aus den 1950er-Jahren der Marke Bauer. In den knapp elf Stunden, die Hokkeler für das Nachfahren benötigte, erfüllte er sich „einen kleinen Traum“ und machte auch eine außergewöhnliche Begegnung. Auf der Strecke traf er Friedrich-Wilhelm Mittendorf. Der hatte 1954 als Neunjähriger am Straßenrand mitgefiebert.