Bergischer Sport Paulina Holzknecht braucht jetzt ein Grand-Prix-Pferd
Solingen · Dressurreiten: Die Solingerin hat sich mit Silber bei den Deutschen Meisterschaften von den Jungen Reitern verabschiedet.
Bis in die internationale Spitze hat es Paulina Holzknecht mit ihrem Pferd Wells Fargo geschafft. Die Dressurreiterin hat in der U 21 (Junge Reiter) neben Gold mit der Mannschaft 2018 und 2019 bei der Europameisterschaft im vorigen Jahr auch Silber im Einzel mit nach Hause gebracht. Als Abschluss kam in diesem September Silber bei der Deutschen Meisterschaft mit der Wertung von 79,125 Prozent hinzu. „Das war eines der besten Ergebnisse, das ich je geschafft habe. Fargo hat keinen einzigen Fehler gemacht“, freut sich die Solingerin, die sich nur der überragenden Semmieke Rothenberger geschlagen geben musste.
Die erfolgreiche Zeit bei den Jungen Reitern wird in diesem Jahr allerdings zu Ende gehen. Die 21-Jährige wird 2020 zu alt für die Altersklasse sein. „Ende November bin ich noch bei den Aachen Youngstars mit dabei und hoffe auf ein gutes letztes Ergebnis. Danach geht eine schöne Zeit zu Ende“, sagt Holzknecht. „Das ist schon etwas traurig.“ Für den Nationalkader der U 25 muss sich die Reiterin neu empfehlen – dafür sind natürlich weiterhin gute Ergebnisse nötig. Dass Holzknecht das Talent hat, es auch bei den Älteren an die Spitze zu schaffen, steht außer Frage. Doch sie benötigt ein neues Pferd.
Piaffe und Passage sind die nächsten Herausforderungen
Mit Wells Fargo hat die gelernte Pferdewirtin ihre größen Erfolge gefeiert. Aber der 16-Jährige kommt für die Spitzenwettkämpfe in der U 25 nicht mehr in Frage. Wells Fargo beherrscht einen Teil der Grand-Prix-Übung nicht. „Piaffe und Passage“ nennt sich ein tänzelnder Schritt auf der Stelle, der ein Talent erfordert, das nur wenige Tiere haben. „Es ist sehr schwer, ein passendes Pferd zu finden“, weiß Claudia Holzknecht, Paulinas Mutter und Betreiberin der Reitanlage Gut Jagenberg in Solingen. „Die Tiere sind extrem gesucht und natürlich auch hoch gehandelt. Es ist daher sinnvoll, ein junges Pferd zu kaufen, bei dem man das Talent sieht, und es dann trainiert.“
Mit ihrer Chefin Elke Schmitz-Heinen, der Wells Fargo auch gehört, ist Paulina Holzknecht bereits auf der Suche. Schmitz-Heinen betreibt mit ihrem Mann Wolfgang den Hof am Eifgen in Wermelskirchen, wo Holzknecht ihre Ausbildung absolviert hat und seitdem in Festanstellung arbeitet. Einen sechsstelligen Euro-Betrag ohne Grenze nach oben wird ein junges Tier kosten – eine erhebliche Investition, die sich beim Dressurreiten kaum auszahlt. „Es geht dabei mehr um sportlichen Ehrgeiz und Idealismus“, weiß Claudia Holzknecht. Auch mit den Preisgeldern lässt sich nicht sehr viel Geld verdienen.
Trotzdem will Paulina wieder die nationale Spitze angreifen. „Das ist meine Ambition“, sagt die 21-Jährige. „Aber von jetzt auf gleich wird das nicht klappen.“ So kommt auch der Kauf eines fünfjährigen Pferdes in Frage. „Das müsste man drei Jahre auf den Wettkampf vorbereiten, weil es früher gar nicht starten dürfte“, weiß Holzknecht. „Optimal wäre ein siebenjähriges Tier. Mit dem würde die Vorbereitung nicht ganz so lange dauern.“
In der Reiterszene hat sich Paulina Holzknecht inzwischen einen Namen gemacht. So bekommt die Solingerin hin und wieder auch Angebote von Pferdebesitzern, ihre Tiere zu reiten. „Leider war noch kein Grand-Prix-Pferd dabei. Aber auch das kann ja noch kommen“, sagt sie.
Untätig warten muss die Solingerin allerdings nicht. Sie wird Wells Fargo weiterhin reiten und an kleineren Turnieren mit ihm teilnehmen. Zudem trainiert die 21-Jährige mit einem weiteren Pferd von Schmitz-Heinen, und versucht, diesem die „Piaffe und Passage“ beizubringen. „Er hat die Anlage dazu“, sagt Holzknecht. „Ich hoffe, er kann das lernen.“ Um es erneut in die nationale Spitze zu schaffen, benötigt sie aber definitiv ein besseres Pferd.