Schulsport Schwimmoffensive so wertvoll wie nie
Wuppertal · Seit zehn Jahren unterstützt der Schwimmverband Grundschulen mit Übungsleitern.
Am Ende der Grundschulzeit sollte jedes Kind als Schwimmfähigkeitsnachweis das Seepferdchen besitzen. Von dieser in den Lehrplänen verankerten Forderung ist man in der Realität noch weit entfernt, zumal es durch die Migration auch in diesem Bereich neue Herausforderungen zu bestehen gilt.
Dass es in Wuppertal etwas besser aussieht als im Landesschnitt, dafür sorgt im zehnten Jahr die sogenannte Schwimmoffensive, mit der der Schwimmverband die Grundschullehrer im Unterricht mit je einem Übungsleiter unterstützt. „Das ist schon ein Vorzeigemodell“, bestätigt Marion Edler-Köller, Leiterin der Grundschule Haselrain, die auch Schulsport-Beraterin der Bezirksregierung und Lehrerausbilderin in Sachen Schulschwimmen ist. Nur so sei es etwa an ihrer Schule möglich, im Schwimmunterricht drei Gruppen zu bilden, um sich individueller kümmern zu können. Die Gruppe derjenigen, denen erst einmal die Angst vor dem Wasser genommen werden muss, wird dann von einem Übungsleiter der Schwimmoffensive betreut. Der darf – anders als die Lehrer – auch mit ins Wasser steigen, was die Sache sehr erleichtert.
Mit 18 Klassen begann es,
aktuell werden 71 unterstützt
So ist es nicht verwunderlich, dass die Nachfrage unter den 60 Wuppertaler Grundschulen groß und der Umfang von Jahr zu Jahr gewachsen ist. „Im Schuljahr 2009/10 haben wir mit elf Schulen und 18 Klassen angefangen, aktuell sind es 71 Klassen von 29 Schulen“, berichtet Petra Focke stolz. Sie hat die Organisation der Schwimmoffensive, die einst Gerhard Stouten, Ralf Beckmann und Klaus Fechtenhövel ins Leben gerufen hatten, für den Schwimmverband übernommen. Entscheidend sei, immer wieder Übungsleiter zu finden. 14 sind es derzeit, darunter Leistungsschwimmer wie Alexander Kühling von der SG Bayer, ehemalige Schwimmer aber auch Schwimmmütter wie Sabine Delkeskamp, die die Qualifikation besitzen. „Wenn wir noch mehr Übungsleiter hätten, könnten wir auch noch mehr Klassen helfen“, sagt Petra Focke.
Immer mehr Kinder müssen erst ans Wasser gewöhnt werden
Alexander Kühling macht es riesigen Spaß, mit den Kindern zu arbeiten, sie ans Wasser zu gewöhnen. Für manche ist es erst einmal eine Überwindung, mit dem Kopf unter Wasser zu gehen. „Ich frage mich manchmal, wie die duschen“, sagt Kühling und muss trotz des ernsten Hintergrunds lächeln.
Veränderungen hat Lehrerin Bärbel Kalkhoff-Ney in den vergangenen Jahren auch an der kleinen Grundschule Haselrain festgestellt. „Früher hatten wir vielleicht ein bis zwei Kinder pro Klasse, die erst ans Wasser gewöhnt werden mussten, heute sind es eher fünf bis sechs“, berichtet sie. Durch die Hilfe der Schwimmoffensive kann sie sich jetzt um Kinder kümmern, die mit Schwimmhilfen bereits das Nichtschwimmerbecken durchqueren können. Wer ein bestimmtes Level erreicht hat, darf in die Gruppe, die von Marion Edler-Köller im Schwimmerbecken betreut wird. „Das sind hier im Bad Röttgen auch räumlich optimale Zustände“, sagt sie, in anderen Bädern haben teilweise gleichzeitig mehrere Klassen Schwimmunterricht, müssen sich das Nichtschwimmerbecken teilen.
Von der Organisation hängt alles ab, das weiß sie nur zu gut. Auch weiß sie von der Kontaktlehrersitzung im November, dass sich noch mehr Schulen Schwimmhelfer wünschen. Dabei wurden im Lehrplan die Kriterien für das Seepferdchen als Schwimmnachweis hochgesetzt. Edler-Köller: „In der Realität kann längst nicht jedes Kind, das bisher das Seepferdchen hat, auch als Schwimmer bezeichnet werden.“ Die Landesregierung, so das Versprechen, habe es sich auf die Fahnen geschrieben, Schwimmen in den Schulen stärker zu fördern. Ein Beispiel: So soll Wuppertal 2020 die zweite Stadt nach Essen sein, in der es eine neue, ebenfalls Schwimmoffensive genannte Aktion gibt: Jede Schule soll ihre Schüler in einer Woche an jedem Tag zum Schwimmen schicken können. „Ob es klappt, weiß ich aber noch nicht“, so Edler-Köller
Bei der Schwimmoffensive des Schwimmverbands Wuppertal ist dagegen schon seit zehn Jahren erwiesen, dass sie funktioniert.